Gepflegter Wald widersteht dem Sturm

Am 3. Januar 2018 zieht der Sturm Burglind über die Schweiz. Im Vorfeld des Sturms werden Vergleiche mit den Stürmen Vivian und Lothar laut, so etwa bei SRF Meteo. Der Hang oberhalb von Curaglia, wo das Bergwaldprojekt 27 Jahre lang mit Freiwilligen am Wiederaufbau des Schutzwaldes tätig war, wird 1990 ganz abrasiert. Der Unterschied zu damals: Der Wald ist heute gepflegt und die Öffentlichkeit sensibilisiert. Die Gemeinden sind sich der Wichtigkeit des Schutzes durch den Bergwald bewusst, und sie lassen sich auch durch die Freiwilligen des Bergwaldprojektes bei der Pflege dieses wichtigen Ökosystems unterstützen.

Der schweisstreibende Einsatz der Freiwilligen zahlt sich aus, das zeigt sich insbesondere an Tagen wie dem 3. Januar. Die Schutzwälder halten den Böen stand. Und so werden wir uns weiterhin für die Bergwälder einsetzen. In Curaglia, das immer wieder als Vorzeigedorf für einen verlässlichen Schutz durch den Bergwald herangezogen wird, ist der Einsatz des Bergwaldprojektes nun in eine neue Phase getreten. Der Hang über dem Dorf sieht wieder gut aus, er braucht nicht mehr soviel Einsatz wie in den letzten Jahrzehnten. Doch nun sollen auch weitere Flächen gepflegt werden. Das Bergwaldprojekt wird vor Ort in einem Folgeprojekt weiterhin mit seinen Freiwilligen arbeiten. Genauere Angaben dazu sowie Anmeldemöglichkeiten sind ab Februar auf dieser Seite zu finden.

Der Klimawandel, der für Wetterkapriolen verantwortlich gemacht wird, mittlerweile auch von Experten, hat auch Auswirkungen auf die Schutzwälder selber. Mehrere Hauptbaumarten haben Mühe, an ihren Standorten weiter zu bestehen und sich zu vermehren. Trockenheit und Wärme sorgen dafür, dass sich die Zusammensetzung der Bergwälder in den kommenden Jahren verändern wird. Manche Studien sagen voraus, dass die Fichte als Hauptbaumart durch andere Arten abgelöst werden wird. Dadurch wird in den kommenden Jahrzehnten – der Bergwald ist ein langsam wachsendes und reagierendes Ökosystem – eine neue Herausforderung auf jene Menschen zukommen, welche die Bergwälder pflegen. Es wird sich zeigen, welche Aufgaben auf uns und unsere Freiwilligen zukommen.

04. Januar 2018

Wieso Reh und Co. zum Problem werden

Die Wald-Wild-Problematik ausführlich dargestellt für eine breitere Öffentlichkeit.

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Wir öffnen die Türen

Am Samstag, 4. November, feiern wir von 13.30 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür die offizielle Eröffnung des Bergwaldzentrums Mesaglina/der Jugendherberge Trin.

Vor 30 Jahren haben die ersten Freiwilligen in Malans im dortigen Bergwald gearbeitet und den Grundstein für das Bergwaldprojekt gelegt. Mit dem Bergwaldzentrum Mesaglina/der Jugendherberge Trin gehen wir nun im Jahr des Jubiläums einen wichtigen Schritt in die Zukunft und engagieren uns dadurch nun noch verstärkt für die Pflege und den Erhalt des Bergwaldes.

Am Tag der offenen Tür können die Besucherinnen und Besucher das frisch renovierte, Jahrhunderte alte Haus in Trin besichtigen. Hier befinden sich nun Werkstatt, Büros, Küche und Saal sowie Schlafzimmer, Nasszellen, Lagerräume und die Récéption unter einem Dach. Die Zimmer im Bergwaldzentrum Mesaglina werden während den Projekten von den Freiwilligen und Teilnehmenden genutzt, in der übrigen Zeit werden sie für Gäste der Jugendherberge Trin offen stehen.

Musikalische Verstärkung erhalten wir am Tag der offenen Tür von den rätoromanischen Musikern Pascal Gamboni und Ursina Giger. Sie werden um 14, 15 und 16 Uhr jeweils im Saal des Bergwaldzentrums Mesaglina auftreten und wir freuen uns auf diese musikalischen Darbietungen.

www.youthhostel.ch/trin

26. Oktober 2017

Interdisziplinär und International im Bergwald

Im Jahr 1990 zerstörte der Winterorkan «Vivian» grossflächig viele Bergwälder in der Schweiz. Einige Schutzwälder, wie etwa in Pfäfers im St. Galler Taminatal, haben sich bis heute nicht davon erholt.

Vom 1. bis 9. Juli 2017 unterstützten 32 Studierende aus der ganzen Welt die Sanierungsarbeiten dieses Waldes tatkräftig im Rahmen der ETH Sustainability Summer School. Sie bauten Begehungswege, pflanzten Bäume und erstellten Dreibeinböcke als Schutz vor Schneekräften. Zudem erhielten die Teilnehmenden Input von Experten aus der Wissenschaft und Praxis, auf deren Grundlage sie in Kleingruppen Fallstudien zu aktuellen Themen der Bewirtschaftung von Bergwäldern und der Landnutzung in Gebirgsräumen bearbeiteten.

Die Fallstudien befassten sich unter anderem mit den Fragen, inwieweit sich die Waldbewirtschaftung an das sich ändernde Klima anpassen muss, und ob man spärlich bewohnte Bergsiedlungen künftig ganz aufgeben sollte. Auch die zunehmende Anzahl an Schalenwild, die Präsenz des Wolfes und deren Auswirkung auf den Bergwald wurden von den Studierenden genauer unter die Lupe genommen.

Das Bergwaldprojekt organisierte die Summer School gemeinsam mit ETH Sustainability und der ETH-Professur für Waldökologie. Die Woche wurde durch die Swiss Re Foundation unterstützt.

Mit diesem ungewöhnlichen Projekt sollten bewusst (scheinbar) bewährte Denkmuster durchbrochen und hinterfragt werden. Dies gelang durch die Teilnehmerschaft aus 17 verschiedenen Ländern und 14 verschiedenen Fachrichtungen und durch die Kombination von praktischer Arbeit im steilen Bergwald sowie interdisziplinären Vorlesungen. Die Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung in verschiedenen Weltzonen wurden ebenso diskutiert wie die Nutzung der Wälder und die Bedeutung der Grossraubtiere dort. So erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise, dass der Wolf im Japanischen Kulturkreis kein «Rotkäppchen-Image» hat wie in der westlichen Welt, sondern als nützliches Tier eingestuft wird.

Die je 16 Frauen und Männer aus 15 verschiedenen akademischen Fachrichtungen – beispielsweise Umwelt, Architektur, Mathematik, Nachhaltigkeit, Biologie, Maschinenbau und Forstwirtschaft – erlebten mit der handfesten Waldarbeit den praktischen Bezug zu ihren Gruppenarbeiten. Nicht zuletzt leisteten sie mit dem Bau von 25 Dreibeinböcken, 280 Meter Begehungswegen, dem Erstellen von drei Wildschutzzäunen und einer Brücke einen konkreten Beitrag zur Pflege des sturmgeschädigten Bergwalds und zu einem nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren für die Bevölkerung. Diese Erfahrungen nehmen sie mit in ihre Tätigkeit an den Forschungsuniversitäten rund um den Globus. Ungewohnte Herausforderungen – wie der Klimawandel – rufen manchmal nach ungewohnten Lösungen. Vielleicht sind sie im Bergwald zu finden?

Links
Radio-Beitrag im Regionaljournal GR
Professur Waldökologie

10. August 2017

Bergwald schützt vor Unwetter

Der Bergwald ist der wirkungsvollste Schutz vor Überschwemmungen und Rutschen. Bei den derzeitigen Wetterverhältnissen ist er eine Versicherung für alle.

In den letzten Juli und ersten Augusttagen haben sich in Graubünden und teilweise auch in anderen Kantonen nach starken Niederfällen Rutsche und Überschwemmungen ereignet. Unter anderem auch in Valsot im Engadin GR, wo wir noch im Frühling mit einer Schulklasse im Einsatz waren.

Im Bergwald fangen die Bäume einen grossen Teil des Regens auf, bevor er auf den Boden fällt. Zusätzlich halten die Wurzeln der Bäume den Waldboden zusammen und verhindern so, dass er sich in Bewegung setzt. Damit ist der Bergwald der wirkungsvollste Überschwemmungsschutz überhaupt. Das Bergwaldprojekt arbeitet mit Freiwilligen in der ganzen Schweiz daran, dass die Auswirkungen solcher Niederschläge nicht ganz so drastisch sind, indem sie die Bergwälder pflegen. Einige eindrückliche Bilder der Schäden in Graubünden finden sich hier: www.gr.ch

02. August 2017

Jubiläum an der Rigi

Der Wald an der Rigi-Nordlehne schützt Autobahn, Schienen, Häuser und Stromleitungen. Für die SBB ist diese Fläche ein sehr wichtiger Schutz einer ihrer meistbefahrenen Strecken: Der Nord-Süd-Achse. Der Wald ist im Besitz der SBB und wurde lange Jahre durch die SBB selber gepflegt. Seit 25 Jahren schon unterstützen die Freiwilligen des Bergwaldprojekts jeweils zwei Wochen im Jahr den Forstdienst. Waren es damals die Schäden von Stürmen, welche behoben werden mussten, so sind es heute insbesondere Schutzmassnahmen vor Verbiss, die an erster Stelle stehen. Die Wildpopulation an der Rigi ist stark gewachsen.

Ein Interview mit Karin Hilfiker, Fachexpertin Natur bei der SBB, zum 25-Jahr-Jubiläum findet sich im «Specht» 2017/2.

03. Juli 2017

Bildlegende: Verantwortliche der letzten Jahre treffen sich zum Jubiläum (von links): Moni Hug (Projektleiterin Bergwaldprojekt 1996 – 2011), Karin Hilfiker (Fachexpertin Natur, SBB AG), Susanne à Porta (Projektköchin 2006 – 2017), Hanspeter Lüönd (Anlagenverantwortlicher Natur SBB), Ruedi Schmid (aktueller Projektleiter), Sigi Weber (Revierförster Küssnacht, Arth, Gersau), Dr. Monika Frehner, (Dozentin für Waldbau ETHZ und langjährige fachliche Betreuung), Martin Kreiliger (Projektleiter 1993-95, Geschäftsführer Bergwaldprojekt).

Malans: Das Startprojekt

1987 findet das allererste Projekt des Bergwaldprojekts in Malans statt. Am 21. März startet die erste Bergwaldprojektwoche mit Freiwilligen im dortigen gefährdeten Schutzwald.

Vor 30 Jahren war es – ganz Europa sprach vom Waldsterben – der Greenpeace-Aktivist Wolfgang Lohbeck und der Schweizer Förster Renato Ruf wollten aber nicht nur darüber reden, sie wollten etwas dagegen tun. Mit ihren eigenen Händen und jenen von Freiwilligen. Im ganzen Alpenraum suchten sie nach einem Bergwald, in dem sie sich mit Freiwilligen engagieren konnten. Fündig geworden sind sie in Malans, einer Gemeinde in der Bündner Herrschaft. Auch wenn die Behörden anfangs etwas skeptisch waren, wegen der Beteiligung von Greenpeace, aber auch, ob die Arbeiten dann wirklich professionell geführt werden, gaben sie grünes Licht. Am 21. März legen Ruf, Lohbeck und die ersten Freiwilligen aus Deutschland und der Schweiz los.

Der hiesige Wald war an Pfingsten 1984 von einem Starkregen talwärts befördert worden. Der Schutz für das Dorf hatte dadurch stark gelitten. Die Süd-West-Flanke des Vilan über dem Dorf ist aufgrund der steilen Topographie und dem geologischen Aufbau (Bündner Schiefer) instabil, was ein hohes Risiko für Lawinen, Steinschlag, Murgang und Erdrutsch bedeutet. Mit einem Stichentscheid sagte der Gemeinderat von Malans 1987 dem Bergwaldprojekt zu, die Rutschfläche in Grups zu stabilisieren und den Wald aufzuforsten, sowie vor Wildverbiss zu schützen. Förster Candid Grab und der zuständige Forstingenieur Bobby Jecklin begleiteten die Arbeiten der Freiwilligen, die in der nahen Landwirtschaftlichen Schule Plantahof in Landquart untergebracht waren. In fünf Projektwochen erstellten die rund 90 Freiwilligen damals vier Kilometer Weg, sie bauten zwei Schutzhütten als Unterstand sowie ein Materialdepot, sie verbauten 40 Meter einer Erosionsrinne mit einem Holzkasten, forsteten die Rutschflächen mit 8000 kleinen Erlen auf, pflanzten 1700 Stück Weisstannen, lichteten Erlen aus, rodeten die «Siachastuda» und durchforsteten Stangenholz und Jungwuchsflächen. Bis ins Jahr 2002 waren die Freiwilligen des Bergwaldprojektes in Malans aktiv. Die Arbeit der Freiwilligen über fünfzehn Jahre hat mitgeholfen, den wichtigen Schutzwald zu stabilisieren.

Diese fünf Projektwochen waren der Startschuss für das Bergwaldprojekt. In den letzten 30 Jahren haben rund 49 000 Freiwilligen in vier Ländern unter Aufsicht des Bergwaldprojekts in den Bergwäldern gearbeitet. 2.2 Millionen Arbeitsstunden sind dabei zu Gunsten von Bergwald und Kulturlandschaft geleistet worden an 270 000 Arbeitstagen. Derzeit helfen rund 2000 Freiwillige jährlich an den über 40 Projektorten in der Schweiz mit, den Wald fit für eine klimatisch ungewisse Zukunft zu halten. Und sie tragen das im Bergwald erworbene Wissen um den Zustand und die Wichtigkeit der Bergwälder für uns alle in die Welt hinaus.

 21. März 2017

25 Jahre Zusammenarbeit in Curaglia

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der Sturm Vivian wütete. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern fegte er über die Schweiz. Auch über das Medelser Dorf Curaglia. Dort leistete er ganze Arbeit: Am 28. Februar 1990, am Tag nach dem Sturm, lag der gesamte Schutzwald über Curaglia flach. Vivian hatte 50’000 Bäume geknickt. Später kamen 10’000 Bäume als Borkenkäferholz dazu.
Neben der Armee und dem Zivilschutz war auch das Bergwaldprojekt rasch vor Ort und half mit Freiwilligen, den Hang zu räumen und zumindest für jenen Winter einigermassen abzusichern.
Der Zivilschutz und das Militär leisteten Soforthilfe. Das Bergwaldprojekt blieb. Es engagiert sich seit jener Sturmnacht Jahr für Jahr während zwei Projektwochen in Curaglia. Unter kundiger Leitung pflanzten Freiwillige über 56’000 Bäume auf rund 46 Hektaren; setzten Dreibeinböcke, um die jungen Bäume vor Schneerutschungen zu schützen; erstellten Wildzäune; legten 25 Kilometer Wege an und widmen sich nun der Pflege des jungen Waldes.
Über 1000 Teilnehmende arbeiteten in diesen 25 Jahren während 54 Projektwochen im Schutzwald über Curaglia. Dieser ist wieder gut gediehen und er bietet bereits Schutz – eine stabile Schutzwirkung entfaltet er aber erst nach gut 50 Jahren.
Das Engagement des Bergwaldprojektes wurde jetzt gewürdigt. Amtsträger von damals, Teilnehmende des Bergwaldprojektes und heutige Verantwortliche von Gemeinde und Kanton trafen sich im Juli zu einem gemeinsamen Anlass. Unter ihnen der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli, der ebenfalls bereits kurz nach dem Sturm am steilen Hang oberhalb Curaglia gestanden und mitgeholfen hatte.
Hervorgehoben und gelobt wurde von allen Seiten die gute Zusammenarbeit. Gleichzeitig wurde aber auch betont, dass das Projekt noch lange nicht abgeschlossen ist.

15. September 2015

Grossraubtiere sind wichtig für den (Berg-)Wald

Exponenten der Bündner Forstwirtschaft sprechen sich in einem Video der «Südostschweiz» ganz klar für Grossraubtiere aus. Grund für die Befragung war die Bekanntgabe, dass der Wildbestand, insbesondere der Hirschbestand, im Kanton Graubünden stark zugenommen hat. So sollen 16 000 Hirsche in Graubünden leben, «der Bestand hat eine für den Wald tragbare Grösse überschritten», heisst es im offiziellen Statement der Regierung.
Der Wald, insbesondere der Schutzwald, ist mittlerweile durch das Wild derart stark bedrängt, dass die Jagd alleine zur Regulierung des Bestandes wohl nicht mehr genügt, sagt zum Beispiel Beat Philipp vom Bildungszentrum Wald in Maienfeld. «Der Wald überaltert, wir haben keine jungen Bäume mehr die Nachwachsen», so Philipp im Interview. Insbesondere im Schutzwald verursache dieser Überbestand grosse Probleme. Die Grossraubtiere haben einen positiven Effekt auf die Waldverjüngung und sind deshalb willkommen, heisst es auch beim Schweizerischen Forstverein. Sie tragen dazu bei, dass grossflächige, strukturreiche und vernetztes Lebensräume erhalten werden können.
Es geht beim Schutz von Grossraubtieren in der Schweiz nicht nur um Tierschutz, sondern auch um den Schutz des Waldes. Ein Aspekt, der in der Diskussion Nutztiere/Raubtiere oft untergeht.

15. Juli 2015

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