Ich empfehle das Bergwaldprojekt immer weiter

Beat Deplazes
Jahrgang: 1960
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Hirt, Zaunbauer, Waldpfleger
Beruf: Kaufmännischer Angestellter
Berufung: Die Natur schützen
Lieblingsbaum: Weisstanne
Freizeit: Wandern, lesen

Wie kommst du als Einheimischer dazu, beim Bergwaldprojekt mitzumachen?
Die Idee gefällt mir, die Arbeit und das Kennenlernen neuer Leute. Ich gehe bewusst immer an andere Orte, war schon im Berner Oberland, in Soazza und auf der Ziegenalp Puzzetta. Ich empfehle das Bergwaldprojekt immer weiter, weil ich es super finde.

Wie verändert sich dein Tagesablauf in einer Projektwoche?
Puzzetta war für mich als Bürolist eine riesige Umstellung. Um 5 Uhr tagwach und dann um 19 Uhr Abendessen, völlig andere Arbeitszeiten. Es sind strenge Ferien, aber sehr schöne. Das Wichtigste dabei ist, man tut etwas Sinnvolles und das in der Schweiz. Das ist wichtig für mich. Meine Kollegen, die gern ins Ausland gehen, erzählen immer vom Stress des Packens, des Reisens, des Zurückkommens, des Akklimatisierens. Ich fahre mit dem Zug zwei bis drei Stunden, mache etwas Sinnvolles und lerne viele tolle Leute kennen. Das gefällt mir einfach. Es ist alles sehr unkompliziert.

Was ist deine liebste Bergwaldsuppe?
Mich fasziniert es, wie die Köchinnen jeweils täglich Neues zaubern. Das Bergwaldprojekt hat super Köchinnen!

Hast du manchmal Muskelkater?
Eigentlich nicht. Ich laufe immer sehr viel, meine Beine sind gut trainiert. Manchmal zwickt es im Rücken, aber das macht nichts, denn beim Bergwaldprojekt sind alle flexibel. Heisst, wenns zwickt werde ich einfach zu einer anderen Arbeit eingeteilt.

Wie funktioniert die Teamarbeit in den Projektwochen?
Das ist sehr spannend. Ganz junge Menschen, ältere Leute, Frauen, Männer, treffen zusammen und engagieren sich. Ältere sind manchmal zäher als die Jungen. Ich würde am liebsten alle Schulabgänger einige Wochen ins Bergwaldprojekt schicken.

Was sind deine Erfolgserlebnisse im Bergwald?
Wichtig ist, dass man jeden Abend sieht, was man getan hat: Dieses Waldstück haben wir freigeräumt, diese Zäune erstellt, oder diesen Weg begehbar gemacht. Auf der Alp dasselbe. Es ist sehr befriedigend, wenn am Abend alle, Ziegen und Hirten zufrieden zurück kommen.

Was sind deine Hobbies?
Ich laufe viel. Habe einen kleinen Hund, mit dem machen wir gerne grössere Touren.

Was ist deine Lieblingsjahreszeit im Bergwald?
Der Herbst mit den vielen Farben, auch wenn die Bäume etwas kahl sind. Das ist genial.

Zehn Jahre lang war das Präsidium des WWF Graubünden verwaist. Dann kamst du. Warum?
Ich war zuerst Vorstandsmitglied, dann wurde ich gefragt, ob ich nicht gerade das Präsidium übernehmen würde. Habe zugesagt, weil mir die Natur sehr am Herzen liegt. Ich finde, der Schutz der Natur und das Arbeiten in ihr, das wird immer wichtiger. Man muss sich mit der Natur abgeben. Der Klimawandel macht zum Beispiel die Arbeit im Bergwald immer wichtiger.

Wie engagierst du dich für die Nachhaltigkeit?
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Die grösste Herausforderung in der Schweiz ist es, die Leute davon zu überzeugen, dass die Klimaerwärmung ein ernsthaftes Problem ist. Es wäre viel möglich, aber niemand will entscheiden.

Weshalb ist das so?
Die Politischen Parteien nehmen den Klimawandel zu wenig Ernst. Das ist schade und es wird uns einmal teuer zu stehen gekommen. Unsere Nachkommen werden wegen unseres Nicht-Handelns zu Beissen haben.

Wie bringst du das Thema Nachhaltigkeit näher zu den Leuten?
Die Leute, die beim Bergwaldprojekt mitarbeiten, die sind schon sensibilisiert. Ich versuche, mich auch auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass sich die Leute mehr und besser damit befassen. Es ist sehr ernüchternd, wie wenige sich mit diesem Thema auseinandersetzen, gerade in einem Gebirgskanton wie Graubünden. Wir müssen die Öffentlichkeit aufrütteln. Jeder sollte mehr Velofahren, mehr laufen, den ÖV benutzen, keine weiten Flugreisen machen.

Gibt es einen Projekteinsatz, der dich sehr beeindruckt hat?
Schön ist es, auf der Alp Puzzetta das Wetter zu geniessen. Oder wie die Geissen am Morgen losgehen, man steht inmitten einer Herde von 300 Ziegen. Das ist einfach wunderbar.

Wie sieht der Bergwald in 100 Jahren aus?
Es wird mehr Wölfe, Luchse und viel mehr Laubwald als heute geben. Der Wald wird in höhere Lagen vorstossen, aber auch mancherorts verschwinden. Es wird Regionen geben, in denen der Wald seine Schutzfunktion nicht mehr wahrnehmen kann. Ganze Alpen und Täler werden einwachsen. Es ist eine Chance für die Natur, aber der Mensch wird dann wohl nicht mehr so aktiv sein in diesen Gebieten.

Was erzählst du einem Bergwaldprojekt-Neuling?
Er soll offen sein, denn er wird viele spannende Leute kennen lernen. Er ist draussen, macht etwas Sinnvolles, und sieht jeden Abend, was er getan hat. Darauf kann er sich freuen. Er weiss am Abend jeweils, weshalb er müde ist. Und er wird sehr gut verpflegt werden.

Wie alt ist dein Bergschuh?
Ich hab meine beiden Paare noch vom Militär. Die sind etwa 25 Jahre alt. Sie sind immer noch dicht, weshalb sollte ich sie entsorgen? Das ist auch Nachhaltigkeit. Ich brauche sie sehr oft und laufe sehr viel mit ihnen.

18. Mai 2015

 

Viele verschiedene Menschen kommen zusammen

Therese und Hans Bachmann
Jahrgang: 1945 /1952
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Kochen
Berufung (Beruf): Bäcker/Verkäuferin, in Pension
Freizeit: Skitouren, Wandern, Velo- und Kajakfahren, Klettern in der Halle

Wie und wann war euer erster Kontakt mit dem Bergwaldprojekt?
Wir hatten eine Bäckerei in Küssnacht am Rigi, vor sieben Jahren haben wir sie altershalber aufgegeben. Rund 15 Jahre lang hat das Bergwaldprojekt Rigi das Brot bei uns bezogen. Projektleiterin Moni und Köchin Susanna sind jeweils zu uns in den Laden gekommen. Am Montag, wenn der Laden zu war, dann sind immer wir rauf zur Rigi und haben das Projekt besucht.

Wie kam es, dass ihr aktiv eingestiegen seid?
2008 war Therese erstmals Teilnehmerin am Projekt Malans. Therese hat damals zur dortigen Köchin Vroni gesagt, sie würde das Kochen unter so einfachen Verhältnissen auch interessieren. Kaum wieder daheim, hat Vroni schon angerufen, ob Therese nicht in einer Projektwoche helfen könne. Eine Köchin hatte einen Unfall. Seither sind wir dabei und kochen immer etwa fünf Wochen im Jahr für das Bergwaldprojekt.

Wart Ihr schon vorher im Bergwald unterwegs?
Unsere Bäckerei war immer Sonntag und Montag geschlossen. Mit unseren drei Kindern sind wir sehr viel in die Berge. Wir haben jede freie Minute dazu genutzt. Haben auch immer Betriebsferien gemacht, damit wir auch Zeit für uns hatten. Ich bin sehr froh, dass wir uns diese Zeit jeweils genommen haben. Unsere Kinder waren immer dabei, und auch sie sind viel in den Bergen unterwegs.

Was bedeutet der Bergwald allgemein für euch?
Er ist wichtig für die Umwelt, ein guter Lawinenschutz und er bietet tolle Erholungsmöglichkeiten. Wir sind keine Spaziergänger, wir sind Berggänger. Kennen die Rigi in- und auswändig,. Wir hatten uns früher schon gefragt, wer hier etwa Verbissschutz aufstellt, dann haben wir bemerkt, dass es die Teilnehmenden des Bergwaldprojektes waren. Wir gehen immer wieder schauen, was sie gemacht haben und sehen, wie sich der Bergwald hier entwickelt. An der Rigi selber waren wir aber noch nie in einem Projekt.

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für ‚Alternative’?
Nein, überhaupt nicht. Es ist eine gute Chance für Aktivferien. Interessant und sehr schön ist etwa, dass hier so viele verschiedene Leute zusammen sind. Verschieden nicht nur vom Alter, auch vom Denken her. Was in so einer Woche alles passiert mit den Leuten, das ist unglaublich.

Habt ihr einen Lieblingsbaum?
Der Bergahorn auf der Rigi-Seebodenalp, vis à vis der dortigen Projekthütte. Er präsentiert sich unglaublich, in jeder Jahreszeit.

Welche ist die schönste Jahreszeit im Bergwald?
Ganz klar der Herbst mit den vielen Farben.

Wo ruht ihr euch während einer Projektwoche am liebsten aus?
Wir sind Frühaufsteher. Am Mittag brauchen wir dann ein Nickerchen, das tun wir auch in den Projektwochen. Nachher gehen wir jeweils noch etwas raus, wenn sie nicht zu weit weg sind, besuchen wir die Teilnehmenden. Danach bereiten wir schon wieder das Abendessen vor. Da wir am liebsten in Hütten mit Holzfeuerung kochen, stehen wir so gegen 5 Uhr auf, denn das braucht seine Zeit. Therese geht dafür auch gerne früh ins Bett.

Was ist die grösste Herausforderung beim Kochen in einfachen Küchen?
Das ist unser Hobby: Kochen mit Holzfeuerung. Wir improvisieren gerne. In der Küche geht bei uns alles Hand in Hand, das ist nichts Neues für uns. Es muss alles gut durchgeplant sein. Hans feuert an und setzt Wasser auf. Die Suppe macht immer Therese, auch Salate und das Gemüse. Hans kocht das Hauptgericht und das Dessert. Wenn immer möglich backen wir das Brot selber. Insbesondere im Entlebuch gibt es ein richtiges Backstuben-Gefühl.

Euer liebstes Rezept?
Polenta mit Ratatouille. Wir haben ein sehr spezielles Rezept, um Polenta zu machen. Das funktioniert super auf dem Holzofen.

Was bedeutet euch frisches Brot?
Es muss nicht immer frisches Brot sein. Brot muss gut gebacken und gelagert sein. Es muss immer in Stoffsäcken an einem trockenen Ort aufbewahrt sein. Angeliefert kommt es meist in Mehlsäcken. Unser Brot kann man am Abend auch noch essen., das sollte auch so sein, es ist nachhaltiger auf diese Weise.

Wie sieht das Bergwaldprojekt in 25 Jahren aus?
Wir hoffen, es geht so weiter. Wir staunen, dass nicht mehr Leute aus der Schweiz und der Umgebung der Projekte teilnehmen. Die bekommen ja mit, wenn da ein Projekt stattfindet. Wir sprechen auch immer die Leute an, die an der Hütte vorbeilaufen, geben ihnen einen Most und plaudern. Geben uns Mühe, die Leute auf das Bergwaldprojekt anzusprechen.

Wie erklärt ihr euer Engagement jemandem, der das Bergwaldprojekt noch nicht kennt?
Wer beim Bergwaldprojekt mitmacht, muss gerne draussen sein, auch bei Nebel und Kälte. Es ist nicht wie eine normale eine Ferienwoche, bei jedem Wetter ist man draussen und tut was. Viel Komfort gibt es nicht. Wir hatten mal eine Teilnehmende, die sich erkundigt hat, wo sie sich hier Abschminken könne. In der Hürndlihütte gibt es nur einen Brunnen vor dem Haus, da hat sie schnell verstanden, dass es vielleicht keine Schminke braucht hier oben. Das ist manchmal etwas hart, und gute Ausrüstung ist sehr wichtig.

Was schätzt ihr am meisten an diesen Projektwochen?
Die Einfachheit. Kein Telefon, kein Handy, keine Dusche mit warmem Wasser. Wir sind beide noch so aufgewachsen. Die nächste Generation kennt das schon nicht mehr, die staunt dann. Auch mit beim Kochen. Beim Abwaschen in Kontakt mit den Teilnehmenden zu kommen ist auch herrlich. Wir sind ja sonst nicht mit ihnen draussen.

Wo wart Ihr zuletzt im Urlaub?
Wir waren im Frühling mit dem Auto und den Velos in Nordspanien. Wir haben dort Bekannte besucht und festgestellt, dass Spanien kein Veloland ist. Es gibt nur wenige Velowege da, zum Glück haben uns unsere Bekannten Tipps gegeben. Sonst gehen wir jeweils von Küssnacht aus mit Sack und Pack mit dem Velo. Übernachten auf Campingplätzen in einem einfachen Zelt. So kommen wir immer gut in Kontakt mit den Einheimischen..

Was tut ihr persönlich für die Umwelt?
Wenn möglich sind wir mit ÖV oder Velo oder zu Fuss unterwegs. Wenn wir mit dem Auto fahren, dann fahren wir mit Erdgas. Wir haben ein achtjähriges Erdgas-Auto.

Wie hat sich das Bergwaldprojekt in den letzten Jahren verändert?
Es ist strukturierter geworden und professioneller. Mittlerweile gibt es auch ein Pflichtenheft. Aber im Wesentlichen ist es gleich geblieben. Wir können uns nach wie vor entfalten in den Projekten, und können vieles selber bestimmen.

Was sind eure Hobbys?
Skitouren, Wandern, Velofahren, mit dem selbstgebauten Kajak fahren und Therese klettert in der Halle. Es geht uns wirklich gut, und so lange wir das alles tun können, so lange machen wir das auch.

Ihr wart schon in diversen Gebieten im Einsatz. Gibt es einen Favoriten? Weshalb?
Unser Favorit ist das Entlebuch. Es ist eine schöne Hütte, eine richtige Alphütte mit Schindeln. Und eine solche Aussicht, das haben wir sonst nirgends. Mit so einem Weitblick. Sonnenauf- und -untergänge sind da oben etwas einmaliges, oder Eiger, Mönch und Jungfrau zwischen den Nebelschwaden. Plus dieser Kochherd mit den schwarzen Pfannen, die ins Loch runtergelassen werden, und dem super Backofen. Zu unserem Fünf-Jahr-Jubiläum haben sie uns dort einen Bergahorn neben der Hütte gesetzt. Das ist sehr lieb. Natürlich kennen wir mittlerweile auch die Leute in den Dörfern und Läden, das ist auch ganz toll.

12. Januar 2015

 

Es ist wichtig, etwas für die Umwelt zu machen

Benjamin Gunzinger
Jahrgang: 1994
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Wüllele, Wegebau, Unterholz räumen, Lawinenschutz räumen
Deine Berufung (Beruf):  Polymechaniker EFZ, 4. Lehrjahr
Lieblingsbaum: Linde
Freizeit: Joggen, Rennrad fahren, lesen, Wandern

Dein schönstes Erlebnis im Bergwald? (nicht zwingend auf das Bergwaldprojekt bezogen)
In der Primarschule konnten wir jedes Jahr für zehn Tage nach Bellwald ins Sommerlager. Diese Tage waren so grossartig, dass ich nicht ein spezielles Erlebnis als schönstes rauspicken kann.

Welcher Geruch erinnert dich an Wald?
Der Duft der abgefallenen Nadeln, welche zu verrotten beginnen. Vor allem im Sommer, wenn es warm und trocken ist.

Deine liebste Jahreszeit im Wald?
Ich mag den Frühling am besten. Es ist wunderbar zu erleben, wie die Natur aus dem Winterschlaf erwacht. Zudem nimmt man dann das Grün intensiver wahr, weil man sich den ganzen Winter danach gesehnt hat.

Welches Waldtier fasziniert dich? Warum?
Der Fuchs. Mich fasziniert sein Charakter, also seine Intelligenz und Anpassungsfähigkeit, aber auch, wie er lebt und jagt.

Welcher Baum möchtest du sein? Warum?
Ich wäre am liebsten eine Linde. Es ist toll, welche Ästhetik und Pracht so ein Baum erreichen kann. Eine Linde ist eine wahre Augenweide.

Wie sieht der Wald in 100 Jahren aus?
Das ist sehr schwierig zu sagen. Ich hoffe er sieht noch so aus wie heute. Aber der Grundstein für den Wald in 100 Jahren sind die jungen Bäume von heute.

Wie hast du deinen ersten Tag im Bergwaldprojekt in Erinnerung?
Ich erinnere mich nicht mehr allzu genau, es ist ja auch schon zwei Jahre her. Ich weiss nur noch, dass wir in der Rheinschlucht begonnen haben, den Weg auszubessern. Obwohl das Wetter relativ schlecht war hatten wir trotzdem viel Spass dabei.

Gehst du nun mit anderen Gefühlen in die dritte Bergwaldprojekt-Woche?
Die Neugier ist nicht mehr so gross wie vor der ersten Bergwaldprojekt-Woche. Aber grundsätzlich habe ich mich immer auf die Woche gefreut, auch in diesem Jahr.

Eine persönliche Erinnerung oder eine spezielle Geschichte während einer Bergwaldprojekt-Woche?
Am Morgen vor der Abreise, als ich in der Küche am Putzen war, hörte ich plötzlich Glocken. Als eine Köchin mir sagte, ich solle kurz schauen kommen, sahen wir von der Küche aus die jungen Kühe mit ihrem Kopfschmuck durch die Hauptstrasse ziehen. Das war ein schöner Moment und hatte etwas Nostalgisches.

Auf welche Waldarbeit bist du stolz?
Wir haben in der Rheinschlucht einen Weg ausgebessert. Einige Passagen waren sehr steil. Wir mussten eine Treppe in den Hang bauen und den Weg mit Schwellen vor dem Abrutschen sichern. Stolz konnten wir unseren Kollegen zwei Tage später auf der Exkursion unser «Bauwerk» zeigen.

Welche Arbeiten machst du weniger gerne?
Das «Wüllele», obwohl es sicher eine sehr wichtige Aufgabe ist. Es ist einfach die einseitigste Tätigkeit im Bergwald. Aber mit guter Teamarbeit haben wir auch diese Arbeit immer souverän gemeistert.

Das beste Rezept der täglichen Suppe über dem Feuer?
Das Feuer und die Natur. Ich finde, in dieser Kombination schmeckt jede Suppe lecker. Vor allem nach getaner Arbeit.

Was meinen deine Freunde zu deinen Bergwaldprojekt-Einsätzen?
Sie finden es gut, dass wir im Lehrlingslager immer an Projekten teilnehmen. Der Eine oder Andere wäre sicher auch gerne mitgekommen.

Hast du gute Bergschuhe?
Ja sicher. Dieses Jahr kommen sie aber nicht zum Einsatz: Ich werde meine Militärschuhe einlaufen.

Ist es sinnvoll, jedes Jahr eine Bergwaldprojekt-Woche zu machen? Warum?
Auf jeden Fall! Es ist wichtig, etwas für die Umwelt zu machen. Der Wald ist ein extrem wichtiges Organ, er muss geschützt und gepflegt werden. Durch das Projekt lernen wir Lernenden uns zudem untereinander besser kennen und wir lernen auch, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Wie wirkt  sich eine Bergwaldprojekt-Woche innerhalb deines Lehrbetriebes aus?
Man lernt sich viel besser kennen, als wenn man sich nur bei der Arbeit sieht. Vor allem hat man auch Kontakt zu den Lernenden unterschiedlicher Lehrjahre und Berufe.

Braucht es das Bergwaldprojekt?
Sicherlich! Jedoch nicht nur, um dem Wald direkt etwas Gutes zu tun, sondern auch um die Menschen zu sensibilisieren. Das Bergwaldprojekt leistet Aufklärungsarbeit und versucht, den Teilnehmenden die Natur und den Umweltschutz näher zu bringen. Es ist ja nicht nur der Wald, auf den wir Acht geben müssen.Es geht ja schließlich nicht nur darum, eine Woche lang etwas Gutes zu tun, sondern längerfristig.

2060 bist du pensioniert. Erinnerst du dich dann noch an die Bergwaldprojekt-Woche?
Ich denke schon. Es sind ja viele tolle Erlebnisse damit verbunden. Die Frage ist, ob ich diese Erfahrungen dann mit 72 Jahren noch der jeweiligen Projektwoche zuordnen kann.

Dein Traumberuf?
Ich bin auf der Suche.

Engagierst du dich für die Gemeinnützigkeit?
Nein.

Könntest du dir vorstellen, einmal Förster zu werden? Wenn nein, warum nicht?
Ich könnte mir gut vorstellen, einige Zeit im Wald zu arbeiten. Aber eher als Aushilfe. Ich möchte meine Zukunft noch etwas offen lassen .

Engagierst du dich für deine Umwelt im Alltag?
Ich versuche, wenig Müll zu produzieren, keine Lebensmittel wegzuwerfen und so weiter. Es ist an der Zeit, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Letztlich ist es zum Wohle Aller. Zudem besitze ich kein Auto und benutze Fahrrad oder ÖV.

Bist du in deiner Freizeit oft draussen?
Ja, ich versuche möglichst viel Sport im Freien zu machen. Im Sommer sind wir oft im Wald oder an der Aare. Ich habe früher ein Jahr lang auf einem Bauernhof gearbeitet, da war ich bestimmt mehr draussen.

Hast du schon einmal in einem kalten Bergbach gebadet?
Ja, es ist ein unglaublich erfrischendes Gefühl.

Was nervt dich?
Dass viele Leute ihrem Smartphone total verfallen sind.

Was freut dich?
Unvoreingenommene und hilfsbereite Menschen.

11. November 2014

Sonst wäre Zürich unter Wasser

Ebony Mäder und Nadja Keller

Name: Ebony Mäder
Jahrgang: 1998
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Pflanzen, Wegebau, Schlagräumung
Erste Bergwaldprojektwoche: April 2014
Deine Berufung (Beruf): Handelsmittelschule
Zivilstand/Familie: ledig
Lieblingsbaum: Jeder Baum hat seine Einzigartigkeit
Freizeit: Karate, Klavier, Tanzen (Hip Hop)Name: Nadja Keller

Name: Nadja Keller
Jahrgang: 1999
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Pflanzen, Wegebau, Schlagräumung
Erste Bergwaldprojektwoche: April 2014
Deine Berufung (Beruf): Handelsmittelschule
Zivilstand/Familie: ledig
Lieblingsbaum: Jeder Baum hat seine Vorteile
Freizeit: Fussball spielen, Lesen, Singen

Euer schönstes Erlebnis im Bergwald?
Nadja: Ich erinnere mich an eine Wanderung mit meiner Familie in Samaden GR, als wir versucht haben Arvennüsschen aus den Zapfen zu klauben, um diese dann genüsslich zu verspeisen. Nach einer Weile hatten wir die Technik raus!

Welcher Geruch erinnert euch an Wald?
Nadja und Ebony: Feuchte Erde gemischt mit dem Duft von Tannennadeln.

Eure liebste Jahreszeit im Wald?
Nadja: Winter – alles ist schön weiss und ich habe Geburtstag im Winter. Ich verbringe fast jedes Wochenende auf einer Alphütte im Berner Oberland mit Skifahren.
Ebony: Frühling – weil alles zu neuem Leben erwacht.

Welches Waldtier fasziniert euch? Warum?
Nadja: Eichhörnchen – kann durch seine Kletterkünste überall hin.
Ebony: Fuchs – das rote Fell und der buschige Schwanz – vielleicht auch weil er anscheinend schlau sein soll!

Welcher Baum möchtet ihr sein? Warum?
Nadja: Rottanne – sie ist widerstandsfähig, wird nicht abgefressen, verliert ihre Nadeln nicht, kommt häufig vor und kann sich überall behaupten.
Ebony: Ahorn – ich liebe diese Bäume, da sie so einladende Äste zum Klettern haben. Als Kind bin ich immer bis oben auf alle Bäume geklettert.

Wie sieht der Wald in 100 Jahren aus?
Ebony: Er wird rar sein.
Nadja: Wenn wir weiterhin so unachtsam umgehen mit der Natur, wird die Luftverschmutzung zunehmen und den Wald gefährden.
Dialog zwischen beiden:  Die Berggebiete wären nicht mehr bewohnbar, da wegen Lawinen und Erdrutschen ein Leben im Berggebiet nicht mehr möglich ist. Und Zürich? Dann würden ja alle nach Zürich ziehen! Das geht nicht! Zürich wäre dann ja überschwemmt? Tja, wo würden wir dann leben?

Wie habt ihr euch am ersten Tag im Bergwaldprojekt gefühlt? Und am letzten?
Ebony: Bei der Anreise war ich sehr misstrauisch. Auch habe ich mir Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn es nur regnet.
Nadja: Es hiess von 8 – 17 wird im Wald gearbeitet! Das war auch ein wenig ein Schock! Also war ich auch nicht sehr motiviert.
Beide: Jetzt ist die Woche überstanden und trotz Muskelkater war es eine super Woche. Hätten wir gewusst, dass es auch regelmässig Pausen gibt, wären wir es gelassener angegangen. Auch wäre gut zu erwähnen, dass wir im Massenlager übernachten. Beim Vortrag wüssten wir gerne mehr über das Drum-Herum als über den Bergwald. Darüber wussten wir schon Einiges auch von unserem Lehrer. Auch der Zeitpunkt des Vortrages in der Schule war eher schlecht gewählt, da dieser am Ende eines Marathon-Tages war. Diese Woche gab uns jedoch Gelegenheit die Leute in unserer Klasse besser kennenzulernen, was sich sicher auf die verbleibenden zwei Jahre auswirkt.

Auf welche eurer Arbeiten wart ihr besonders stolz?
Beide: Ein Tag waren wir bei der Schlagräumung eingeteilt. Das war wie Mikado spielen!  Da die Jungs an einem anderen Ort anfingen, habe wir beide an einer Ecke angefangen. Es waren Riesenhaufen von Ästen, alle ineinander verschachtelt und du musst ständig rausfinden, an welchem Ast du jetzt zuerst ziehst. Doch man kann voll anpacken, muss nicht zuerst das Werkzeug beherrschen, sondern nutzt einfach die Hände. Als wir dann eine stolze Fläche endlich von den verschimmelten Ästen (war schon ein wenig “grusig”) freigeräumt hatten, kam darunter eine kleine Fichte zum Vorschein! Das war so richtig: wow! wir haben gewirkt und die Fichte ist nun befreit und kann wachsen.

Welche Arbeit habt ihr weniger gerne gemacht?
Beide: Am ersten Nachmittag mussten wir Weisstannen Wildlinge ausgraben und im Wildschutz-Zaun wieder einpflanzen. Es war so heiss und die Arbeit war echt eintönig. Und dann hatte es so viele Wurzeln und Steine, was das Pflanzen echt zu einer Herausforderung machte.

Das beste Rezept der täglichen Suppe über dem Feuer?
Nadja: Wir sind ja nur zwei Mal in den Genuss der Suppe gekommen. Aber die Rüeblisuppe am Montag war sehr fein!
Ebony: Ich mag Suppen eigentlich nicht besonders. Doch die auf dem Feuer gekochte Bergwaldprojekt-Suppe war wirklich nicht schlecht und hat gestärkt für die Arbeit am Nachmittag.

Was meinen eure Freunde zu eurem Bergwaldprojekt-Einsatz?
Ebony: Tja, die meisten meinten nur: “Beileid”. Das war ja nicht gerade motivierend, doch mein Vater als Gärtner hat mich motiviert und gemeint, dass sei doch eine tolle Sache.
Nadja: Auch bei mir war es nicht anders! Und ich persönlich finde: machen wir das Beste draus!

Waren eure Bergschuhe neu?
Nadja: Meine sind gerade zu klein und ich konnte die Bergschuhe meiner Mutter auslehnen. Aber ich werde mir wieder welche anschaffen.
Ebony: Ich habe auch die von meiner Mutter ausgelehnt. Sonst besitze ich keine Bergschuhe, da ich nie wandern gehe.

Nennt 5 Bäume und 5 Sträucher aus dem Kopf!
Beide: Weisstanne, Rottanne, Föhre, Buche, Ahorn, Birke, Lärche …. (das kommt wie aus der Pistole). Sträucher? Was sind Sträucher? Keine Ahnung.

Braucht es das Bergwaldprojekt?
Ebony: Ja, sonst wäre Zürich unter Wasser! (lacht)
Nadja: Ja, denn die Förster schauen eher für die Wirtschaftlichkeit im Bergwald, fällen Bäume für den Holzverkauf. Sie können jedoch nicht so grossflächige Arbeiten machen, wie es so viele Schulklassen oder Freiwillige machen können.

Eure Arbeit im Wald wirkt für die nächsten 2-3 Generationen. Was ist euer Gefühl dazu: mächtig, stark oder unwichtig und schwach?
Ebony: Mächtig!
Nadja: Schön, dass es so lange wirkt! Nicht wie wenn man einen Kuchen bäckt, der morgen schon gegessen ist!

2062 seid ihr pensioniert. Erinnert ihr euch dann noch an die Bergwaldprojekt-Woche?
Ebony: Ja, ich erinnere mich an alle Lager!
Nadja: Ich habe ein schlechtes Gedächtnis, also denke ich nicht, dass ich mich noch daran erinnere – ausser vielleicht an die “Kobra” (Spitzmaschine für den Abbau von Felsen im Wegebau)!
Ebony: Genau, die Kobra! Ich habe am Arm einen blauen Fleck von der Kobra. Gestern hat mich eine Mitschülerin gefragt, warum ich da blau sei. Ich antwortete trocken: von der Kobra! Sie hat mich mit riesigen Augen angestarrt und gerufen: Was?? Von einer Kobra?

Euer Traumberuf?
Nadja: Ich hatte nie einen Traumberuf, möchte jedoch gerne etwas mit Menschen arbeiten.
Ebony: Ich hatte auch keinen Traumberuf. Meine Eltern sind Gärtner und Dekorateurin. Ob ich mit dem KV richtig liege, weiss ich noch nicht.

Engagierst ihr euch für die Gemeinnützigkeit?
Ebony: Ich mache seit 6 Jahren Karate und helfe ab und zu bei den Trainings.
Najda: Ich spiele Fussball. Vor einiger Zeit gingen wir mit dem Müllwagen Kehricht einsammeln für unsere Vereinskasse.

Welches Problem sollte die Politik unverzüglich anpacken?
Beide: Keine Ahnung!

Könnt ihr euch vorstellen, einmal Förster zu werden?
Beide wie aus einem Munde: Nein!

Warum nicht?
Nadja: Jeden Tag im Wald zu arbeiten, wäre mir viel zu streng!
Ebony: Ich könnte mir niemals vorstellen, das ganze Jahr, bei Wind und Kälte draussen im Wald zu arbeiten.

Engagierst ihr euch für eure Umwelt im Alltag?
Ebony: Ja, beim Recycling und ich bin ich fast immer mit dem Fahrrad unterwegs. Meine Mutter lebt mir umweltbewusstes Handeln vor, deshalb übernehme ich Vieles automatisch.
Nadja: Ich gehe mit dem Fahrrad ins Fussball-Training. Recycling, klar, mache ich auch.

Seid ihr in eurer Freizeit oft draussen?
Ebony: Ja, ich habe einen Hund und gehe jede Woche einige Stunden mit ihm spazieren oder mache nach Möglichkeit meine Hausaufgaben im Garten.
Nadja: Muss mich schon manchmal fast zwingen rauszugehen (vorallem im Winter), wenn’s gerade so gemütlich ist zu Hause mit einem Buch in der Hand. Doch ist man mal draussen, tut es einfach gut!

Habt ihr schon einmal in einem kalten Bergbach gebadet?
Ebony: Nein, nur meine Füsse! Halt, stimmt nicht! Ich war einmal in einem Lager am Stoss und da haben wir eine Schlammschlacht gemacht – und danach haben wir uns im Bergbach gebadet.
Nadja: Nein! Würdest du gerne einmal? Nein! Bin ein “Gfröhrli”, wäre mir viel zu kalt.

Was geht euch auf die Nerven?
Nadja: Wenn mich die Leute wegen meinem Sidecut so doof anstarren! Ich liebe Veränderungen und wenn ich etwas Neues beginne, wie zum Beispiel jetzt die Handelsmittelschule ändere ich meist auch meine Frisur. Ich hatte auch schon pink Haare!
Ebony: Festgefahrene Vorurteile, welche keine Gelegenheit lassen, diese zu überdenken! Und unehrliche Leute!

Worüber freut ihr euch?
Nadja: Wenn die Sonne scheint!
Ebony: Gemeinsam etwas machen mit Kollegen!

11. August 2014

 

Die Idee ist genial einfach

Alan Kocher
Jahrgang: 1958
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Stiftungsrat von 2001-04, Stiftungsratspräsident von 2004-2014
Familie verheiratet, drei erwachsene Kinder
Lieblingsbaum: Arve
Freizeit: Was ist das? Ich koche und esse gerne und mag auch guten Rotwein und Musik
Traumberuf als Kind erst Bäcker, später Pilot

Alan, wie bist du zum Wald gekommen?
Ich war als kleiner Bub viel im Wald, bin aber nicht aus einer Försterfamilie. Die Lebensgemeinschaft hat mich fasziniert. Ich sah immer viele Tiere, liebte den Geruch vom Waldboden und konnte die Baumarten anhand ihrer Düfte unterscheiden. Es war ein emotionaler Zugang.

Und wie ist der Wald dein Beruf geworden?
Nach dem Forststudium in Freiburg i.Br. machte ich einige Lehr- und Wanderjahre in den Kantonen Graubünden, Bern und St. Gallen. Von 1990 bis 1998 war ich beim Waldwirtschaftsverband Schweiz WVS für die Kommunikation zuständig. Dort lernte ich das Bergwaldprojekt kennen. Seit 2003 bin ich Direktor des Bildungszentrums Wald in Lyss. Unheilbar mit dem Bergwaldvirus infiziert wurde ich während des Forstpraktikums im Unterengadin. Noch heute bin ich sehr gerne im Engadin, einem richtigen Kraftort.

Bist du oft im Wald?
Ich bin dort zum Glück ab und zu beruflich, wenn auch nicht so oft, wie ich möchte. In der Freizeit geniesse ich den Wald auch als Erholungssuchender.

Was bringt dir Erholung?
Thriller anschauen – im Ernst. Ich schlafe manchmal im spannendsten Moment ein.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
Aus familiären Gründen bin ich öfter im Baltikum, im Sommer werde ich mit meiner Frau wieder nach Litauen reisen. Aber das letzte Mal, hmm, da muss ich überlegen. Jedenfalls mag ich Städte immer lieber; ich glaube, das ist eine Alterserscheinung ;-).

Was empfindest du angesichts einer 500-jährigen Lärche?
Respekt und Wertschätzung. Es ist ein Wunder, was die aushält und leistet.

Mit welcher Baumart vergleichst du das Bergwaldprojekt?
Mit einer Arve. Das Projekt ist ein Pionier, zäh, widerstandsfähig und vielfältig. Es ist eine Erfolgsgeschichte mit Potential, wie das Arvenholz auch. Die Teilnehmenden vergleiche ich mit dem Tannenhäher, der die Arvennüsschen verbreitet. Die Teilnehmenden tragen die Botschaft weiter und lassen sie an andern Orten keimen.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Die Idee ist genial einfach – und funktioniert. Die Mitarbeitenden stecken sehr viel Herzblut in ihre Aufgabe. Das ist ansteckend! Bei den Teilnehmenden beeindrucken mich ihre Motivation und ihr Staunen. Sie sind bereit, eine Woche ohne materielle Entschädigung zu arbeiten und tragen erst noch eine Wirkung nach aussen. Es kommt ein grosser Querschnitt der Bevölkerung mit unterschiedlichsten Beweggründen zusammen. Am Abend sind alle verschwitzt, mit Händen voller Harz und begeistert über den Bergwald. Und was mir als leidenschaftlichem Esser auch aufgefallen ist: Die gute Verpflegung ist so etwas wie ein Markenzeichen des Projekts. Zudem bin ich unheimlich dankbar, dass wir bisher von schweren Unfällen verschont wurden.

Wem würdest du einen Einsatz im Bergwaldprojekt empfehlen?
Allen Leuten, die bis jetzt nicht die Gelegenheit hatten, in der Natur etwas zu arbeiten und dabei Glücksgefühle zu erleben.

Kennst du alle Projektorte?
Nur theoretisch. Als Stiftungsrat habe ich mit der strategischen Ausrichtung des Projekts zu tun, nicht mit den einzelnen Einsätzen.

Hattest du je Muskelkater von Waldarbeit?
Allerdings!

Welchem Promi würdest du ein paar Tage Bergwaldprojekt wünschen?
Bundesrätin Doris Leuthard, sie ist die oberste Schirmherrin des Waldes.

Was sind die Aufgaben des Bergwaldprojekt-Stiftungsrates?
Wir überlegen beispielsweise, wie Neuerungen, etwa die Zusammenarbeit mit grossen Firmen (Corporate Volunteering) oder die Öffnung für Schulklassen, zum Stiftungszweck passen. Ich persönlich finde diese Neuausrichtung sehr wertvoll. So erreichen wir viel mehr Leute, die sonst nicht freiwillig in den Bergwald kämen. Der Stiftungsrat trägt die Verantwortung für das Bergwaldprojekt und wir werfen ein kontrollierendes Auge auf die Finanzen.

Wie konnte das Bergwaldprojekt von dir als Direktor des BZW Lyss profitieren?
Es ist wichtig, dass der Präsident eine Nähe zum Wald hat. Ich habe ein grosses Netzwerk in der Forstpraxis und konnte auch schon Praktikanten ins Bergwaldprojekt vermitteln. Einmal besuchte ich mit dem internationalen Forest Communicators Network ein Projekt. Sie waren beeindruckt und nahmen das Bergwaldprojekt als gutes Beispiel in ihre Länder zurück.

Nach zehn Jahren Bergwaldprojekt-Stiftungsratspräsidium hörst du auf. Was machst du mit der freien Zeit?
Die ist teils schon neu besetzt. Ich vertrete die forstlichen Bildungsinstitutionen im “Forum Wald”, einem strategischen Gremium, welches das Bundesamt für Umwelt berät. Wir machen uns Gedanken über die Zukunft der Branche und begleiten die Schweizerische Waldpolitik.

Wie sieht die Zukunft des Bergwaldprojektes aus?
Das Projekt ist sehr gut aufgestellt, es hat mehrere Standbeine, motivierte Mitarbeitende, einen fähigen Geschäftsführer und engagierte Teilnehmende. Ich kann also mit gutem Gewissen gehen. Ich bin zuversichtlich, dass der Bergwald auch in Zukunft leidenschaftliche Freunde findet und das Projekt Personen, die einen Einsatz in einer Projektwoche leisten.

In einem Wort ausgedrückt, wie war deine Zeit beim Bergwaldprojekt?
Wirklich bereichernd!

15. Mai 2014

 

Ein guter Ausgleich zu Studentenleben, Sport und Partys

Tony Recchia
Jahrgang: 1995
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Aufräumen, Bäume fällen, Weg breiter machen
Bergwaldprojekt-Woche: Herbst 2013
Schule: Kantonsschule Chur
Lieblingsbaum: Weißtanne
Liebster Projektleiter: Marc und Martin
Freizeit: Ausgang

Dein schönstes Erlebnis im Bergwald?
In Apulien gibt es keinen Bergwald, deshalb war mein erstes Erlebnis im Bergwald mit dem Bergwaldprojekt. Ich war begeistert von der Methode, während der Arbeit die Namen verschiedener Bäume und Sträucher zu lernen. Wenn jemand eine neue Pflanze gefunden hat, hat der Gruppenleitende den Namen und die wichtigsten Merkmale erläutert.

Welcher Geruch erinnert dich an Wald?
Der Geruch der Erde.

Deine liebste Jahreszeit im Wald?
Der Frühling, weil alles zu neuem Leben erwacht und gleichzeitig der Herbst, weil der Wald dann in den schönsten Farben leuchtet.

Welches Waldtier fasziniert dich?
Der Hirsch!

Warum?
Mit seinem riesigen Geweih ist er ein stattliches Tier. Er kann kämpfen und überlebt den tiefsten Winter draussen in der Natur.

Welcher Baum möchtest du sein?
Weißtanne.

Warum?
Weil ich dann sehr hoch bin und alles sehen und kontrollieren kann.

Wie sieht der Wald in 100 Jahren aus?
Immer noch gleich, wenn wir Sorge tragen.

Wie fühltest du dich am ersten Tag im Bergwaldprojekt? Und am letzten?
Schule ist ok. Doch ich liebe Abwechslung und wollte unbedingt etwas mit den Händen schaffen, deshalb habe ich mich für die Bergwaldprojekt-Woche entschieden. Am ersten Tag war ich sehr aufgeregt, weil es total neu war für mich. Am letzten Tag war ich ein bisschen traurig, weil die Woche so schnell verflogen ist.

Auf welche deiner Arbeiten warst du besonders stolz?
Wir haben Bäume gefällt, Waldpflege gemacht und einen Begehungsweg verbreitert. Jeden Tag eine andere Arbeit und alle zusammen haben dann ein Ganzes ergeben. Die Bäume hatten wieder Licht und Raum. Darauf war ich stolz. Und auch, etwas für die Umwelt gemacht zu haben.

Welche Arbeit hast du weniger gerne gemacht?
Ich habe alles gerne gemacht, wirklich. Ich könnte nicht 5 Tage Bäume fällen oder 5 Tage Waldreben von den Sträuchern reissen.

Das beste Rezept der täglichen Suppe über dem Feuer?
Ich weiss es nicht. Ich habe das Rezept nicht analysiert, aber es war lecker.

Wie motivierst du deine Freunde, an einem Bergwaldprojekt teilzunehmen?
Ich erzähle ihnen, dass der Wald nach unserem Eingriff Ende Woche wie verzaubert war. Dass diese Erfahrung ein guter Ausgleich ist zu Studentenleben, Sport und Partys.

Waren deine Bergschuhe neu?
Nein, ich hatte sie für diese Woche ausgelehnt. Ich bin in einer süd-italienischen Stadt aufgewachsen und habe bisher nie Bergschuhe gebraucht.

Nenne 5 Bäume und 5 Sträucher aus dem Kopf!
Entschuldigen Sie, aber ich erinneremich nicht mehr.Oder doch… Weisstanne, Cornussanguinea (den deutschen Namen weiss ich nicht mehr) und Linde.

Braucht es das Bergwaldprojekt?
Ja, es sollte eine ganz gewöhnliche Aktivität sein wie Fitnesstraining oder Joggen.

Deine Arbeit im Wald wirkt für die nächsten 2-3 Generationen. Was ist dein Gefühl dazu: mächtig, stark oder unwichtig und schwach?
Mächtig.

2064 bist du Pensioniert. Erinnerst du dich dann noch an die Bergwaldprojekt-Woche?
Ja natürlich!

Dein Traumberuf?
Architekt. Ich hatte immer Freude etwas aus Naturmaterialien wie Metall oder Holz zu bauen. Dafür habe ich jeweils Skizzen angefertigt und die genauen Masse ausgerechnet. Übrigens hat Waldbau für mich auch viel mit Architektur zu tun.

Engagierst du dich gemeinnützig?
Im Moment fehlt mir die Zeit zwischen Schulbank, Hausaufgaben, Deutsch lernen und Arbeiten. Doch später kann ich mir das vorstellen.

Welches Problem sollte die Politik unverzüglich anpacken?
Keine Ahnung. Politik ist für mich viel zu abstrakt.

Kannst du dir vorstellen, einmal Förster zu werden?
Nein.

Warum nicht?
Weil ich ein anderes Lebensziel habe.

Engagierst du dich für deine Umwelt im Alltag?
Ja vielleicht, mit kleinen Dingen.

Bist du in deiner Freizeit oft in der Natur?
Nein, nicht so oft. Wenn ich Freizeit habe, dann liebe ich es mit Freunden und meiner Familie zusammen auszugehen.

Hast du schon einmal in einem kalten Bergbach gebadet?
Nein, noch nicht. Aber ich denke, dass das ein interessantes Abenteuer wäre.

Was geht dir auf die Nerven?
Umweltverschmutzung.

Worüber freust du dich?
Ich freue mich, wenn ich als Kellner arbeiten darf. Dieses Hobby ist für mich eine Leidenschaft, welche ich seit 7 Jahren mit viel Herzblut ausübe. Zudem freue ich mich, das Abenteuer Bergwaldprojekt zu wiederholen.

13. Januar 2014

 

Der Bergwald nährt die Seele

Sandra Limacher
Jahrgang: 1966
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Stiftungsrätin
Beim Bergwaldprojekt seit: 2005
Deine Berufung (Beruf): Forstingenieurin (UBC) und Ethnologin
Zivilstand/Familie: glücklich liiert
Lieblingsbaum: Lärche
Freizeit: Spaziergänge im Wald, Musik, andere Kulturen und Sprachen, Weinbau

Ein Erlebnis im Bergwald?
Es war im Wallis oberhalb Visperterminenan der Waldgrenze. Ein warmer Tag. Der würzige Duft des Waldbodens war sinnbetörend.Die Präsenz der knorrigen, alten Lärchen war atemberaubend. Und die schneebedeckten Berggipfel und der blaue Himmel rundeten das Bild ab – wie das Tüpfelchen auf dem i. Wir arbeiteten den ganzen Sommer auf Landesforstinventarflächen in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis. Viele Flächen waren sehr eindrücklich. Aber Dieser magische Ort wird mir noch lange in Erinnerung sein.

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Der Frühling. Das zarte Erwachen der Natur ist für mich jedes Jahr ein wahres Wunder. Und natürlich der Herbst. Sein Farbenbouguetzur Krönung der Vegetationsperiodestellt jedes Feuerwerk in den Schatten.

Was empfindest du angesichts einer 500jährigen Arve?
Ehrfurcht. Alte Bäume – ob Arve oder Lärche – sind würdevolle Lebewesen!

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Weder noch. Dafür stellt es mir beim Anblick einer grossen Vogelspinne die Nackenhaare im Nu.

Welcher Baum möchtest du sein?
Eine alte, knorrige Lärche.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Ich trat die Nachfolge von Damian Oettli/WWF an. Damals war ich noch für das Bundesamt für Umwelt tätig.

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Der Bergwald nährt die Seele. Der Regen macht schön. Die Suppen wärmen von innen. Der Anblick der geleisteten Arbeit macht glücklich und zufrieden.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Axt.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
In der Sommerhitze lockt der Sprung in den Bergbach. Nach einem langen, kalten Regentag braucht mein Körper ehrlich gesagt eine warme Dusche.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Vieles! Die Motivation der Mitarbeitenden, die (langjährige) Zusammenarbeit mit den lokalen Förstern, die Freude der Teilnehmenden bei ihrem Einsatz für den Bergwald.Das Netzwerk mit und unter den Partnerländern.Toll!

Magst du die Bergwaldsuppe?
Ich gebe zu, ich bin ein wahrer Suppenfreak. (neue Rezepte nehme ich gerne entgegen).

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Ich mag diese Kategorisierungen nicht. Was heisst heute schon «Alternative»? Das Bergwaldprojekt ist für alle, die den Wunsch spüren, etwas ‚Handfestes‘ zu bewirken.

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Wie jeder Baum ist auch das Bergwaldprojekt organisch gewachsen. Mehr Freiwillige, mehr Projekte, vielfältigere Projektpalette, zusätzliche Partnerländer. Die Betriebsstrukturen haben sich im Gleichschritt gewandelt.

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Eine junge, begeisterte Generation leitet das immer noch erfolgreiche Bergwaldprojekt. Die Teilnahme an traditionellen Projektwochen ist unverändert hoch. Partnerschaften gibt es mittlerweile mit sämtlichen Alpenländern. Corporate Volunteering im Bergwaldprojekt sind ein fester Bestandteil jedes Grossunternehmens geworden, dies als Beitrag angesichts des sich ändernden Klimas und den Folgen für den Bergwald. Neu gibt es wahrscheinlich auch Spezialwochen für rüstige Senioren (wie ich es dann mit 72 Jahren hoffentlich sein werde; wow,was für ein Gedanke!).

Dein Traumberuf als Kind?
Gärtnerin für exotische Pflanzen. (wir besuchten früher ab und zu das Tropenhaus des botanischen Gartens in Basel!)

Was bringen Frauenquoten?
Frauen sind definitiv eine Bereicherung in jedem Team. Sie schätzen Risiken anders ein, stellen andere Fragen, achten vielleicht auch mehr auf zwischenmenschliche Faktoren. Eine Frau ist jedoch nicht automatisch eine bessere Führungsperson. Vielleicht müsste die Frage eher lauten: was für Führungspersonen braucht die Schweiz in dieser Zeit, wo die natürlichen Ressourcen mit dem Konsum- und Wachstumsrausch nicht mehr mithalten könnenund viele Menschen ob dem immer schneller werdenden Tempo am Arbeitsplatz erkranken.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Ja, sehr.

Was bringt dir wirklich Erholung?
Ich sitze gerne still unter einem Baum oder auf einem Berg mit Weitsicht.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
In Flims.

Worüber kannst du dich freuen?
Menschen mit einer aufrichtigen und wertschätzenden Haltung. Lösungsorientierte Herangehensweisen statt Egotrips. Ein Team, das über sich hinauswächst und mehr erreicht, als ein einzelner es je könnte. Ein spontanes Lächeln mitten auf der Strasse…der abendliche Alpsegen….(darf ich noch weitermachen….es gibt so vieles, woran ich mich freuen kann)

Worüber kannst du dich ärgern?
Gewalt an und Ausbeutung von Kindern, Frauen und Armen. Die ruchlose Übernutzung oder Verschandelung von natürlichen Ressourcen. Arrogante Menschen.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ich schätze meine Freunde, ihr offenes Ohr und ihre Zeit sehr. Sie kennen mich gut. Ihre Ratschläge nehme ich ernst.

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Gross. Andersdenkende Menschen sind eine Bereicherung. Und in rauhen Zeiten ist ein tragendes Netzwerk einfach ein und alles.

25. November 2013

Der Bergwald ist mein liebster Arbeitsplatz

Pia Maria Krebs
Jahrgang: 1946
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Teilnehmerin
Beim Bergwaldprojekt seit: 2007
Deine Berufung (Beruf): Fotolaborantin
Zivilstand/Familie: Verwitwet
Lieblingsbaum: Eiche
Liebster Projektort: St. Stephan
Freizeit: Sport, Wandern, Kultur

Ein Erlebnis im Bergwald? (nicht auf das Bergwaldprojekt bezogen)
Ich bin eine Baselbieterin und bin praktisch am Waldrand aufgewachsen.Der Wald war mein liebster Spielplatz. Heute ist der Bergwald mein Lieblingsarbeitsplatz.

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Herbst, weil er dann am farbigsten ist.

Was empfindest du angesichts einer 500jährigen Arve?
Ich schlafe seit drei Jahren auf einem Arvenkissen (Für ä tüüfe, gsunde Schlaf) und hoffe, dass dafür keine einzige 500jährige Arve gefällt wurde.

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Da ich kein Baum bin eher vor der Zecke………, aber eigentlich weder noch.

Welcher Baum möchtest du sein?
Eine Eiche natürlich, nicht nur dass sie einer der imposantesten Bäume ist, mit dem Hütchen der Eichel zwischen den Fingern lässt sich auch wunderbar pfeifen. So eines habe ich fast immer in der Hosentasche.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Durch Mund zu Mund-Werbung und weil ich ein neugieriger Mensch bin, der alles ausprobieren möchte, wovon er hört.

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Ich gehe mit gutem Beispiel voran und hoffe, dass dies sowohl Männer wie Frauen inspiriert sich ebenfalls zu getrauen.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Am allerliebsten mag ich die Astschere. Die anderen zwei überlasse ich den starken Männerarmen.

Auf welche Arbeit bist du besonders stolz?
Darauf, was ein ganzes Team fähig ist gemeinsam während einer Woche zu leisten. Ich bin bei allen Arbeiten ja immer nur Teil eines Ganzen.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
Kommt drauf an ob es Sommer oder Winter ist ………Alles zu seiner Zeit.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Das alle am selben Strick ziehen, damit etwas Sinnvolles bewirken und das ganze Unternehmen erst noch Spass macht.

Magst du die Bergwaldsuppe?
Die Suppe und das Essen generell sind für mich Highlights des Bergwaldprojekts. Ein herzliches Dankeschön an die Köchinnen und Köche!

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Was sind denn Alternative? Solche wie ich mit roten Haaren und grüner Weste?

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Seit 7 Jahren bin ich dabei und kann mich nur an einen Änderungsvorschlag erinnern, gegen den ich mich vehement zur Wehr gesetzt habe, man wollte das Dessert abschaffen.

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Dann muss es ohne meine Hilfe funktionieren, da es eine Altersgrenze gibt.

Dein Traumberuf als Kind?
Ich war immer ein Hansdampf in allen Gassen, der nicht nur einen Traum hatte.

Was bringen Frauenquoten?
Sie sind ein Anstoss für Chancengleichheit.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Ausschliesslich!

Was bringt dir wirklich Erholung?
Ein Waldspaziergang, eine Wanderung, Ruhe in der Natur.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
Eine Woche im Glarnerland zur Alp-Putzete.

Welchem Satz misstraust du besonders?
Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen! weil das schlicht nicht stimmt.

Worüber kannst du dich ärgern?
Ungerechtigkeit und Überheblichkeit gegenüber Schwächeren.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ja, wenn es mir in den Kram passt: Das handhabe ich seit der Kindheit so.

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Sofern sie nicht virtueller Art sind, schätze und nutze ich diese Möglichkeit für „menschliche“ Begegnungen.

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Dein Beitrag heute und in Zukunft?
Schwergewichtig mein Engagement fürs Bergwaldprojekt.

Du bist oberste Försterin der Schweiz. Was wäre dein erster Entscheid?
Sofort die Frauenquote einführen 🙂

29. Juli 2013

Dass sie in ihrem eigenen Tempo arbeiten können

Matt Buchli
Jahrgang: 1982
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Gruppenleiter
Beim Bergwaldprojekt seit: 2008
Deine Berufung (Beruf): Musiker
Zivilstand/Familie: ledig / ein Sohn
Lieblingsbaum: Arve
Liebster Projektort: Trin
Freizeit: Klettern
Ein Erlebnis im Bergwald? (nicht auf das Bergwaldprojekt bezogen)
Schneeschuhlaufen in Davos. Und dann auf dem Hintern wieder den ganzen Wald hinunter gerutscht.

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Winter. Alles ist ruhig, man ist in einer Märchenwelt.

Was empfindest du angesichts einer 500jährigen Arve?
Ich denke an unseren Proberaum. Dort haben wir Arvenholz an den Wänden, was extrem gut riecht.

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Definitiv vor einer Zecke, die kann extrem mühsame Krankheiten übertragen.

Welcher Baum möchtest du sein?
Eine Arve: ich rieche gut, bin geduldig, sehr wetterresistent, werde uralt und kann an Orten leben wo sonst kein anderer Baum hinkommt.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Durch meinen Zivildiensteinsatz. Ich wollte unbedingt draussen Arbeiten und wenn möglich im Kanton Graubünden.

Als du 2008 beim Bergwaldprojekt warst, spieltest du noch bei uns am Lagerfeuer Gitarre – heute, vier Jahre später hast du eine „Bombay“-Karriere hinter dir! Was ist euer Geheimrezept?
Wir Brüder hatten alle denselben Traum. Von Musik zu Leben! Wir haben alles auf eine Karte gesetzt! Wir haben uns von allen Pflichten freigeschaufelt und uns die nötige Zeit genommen, in Ruhe Songs zu schreiben. Und wir hatten Riesenglück!

Während der zwei Monate Zivildienst beim Bergwaldprojekt warst du Matthias Buchli von Scharans und nicht Matt von 77 Bombay Street.
Ich fühle mich überhaupt nicht als Star! Ich bin mir das auch nicht bewusst, wenn ich auf der Bühne stehe! Meine Aufgabe sehe ich eher als Dienstleistung an den Menschen. Ich brauche das Publikum aber, damit ich die Freude an der Musik mit ihnen teilen kann.

Was hat für dich diese Bergwaldprojekt-Woche im Winterwald geprägt?
Es sind die tollen Menschen. Ich stelle das jetzt zum wiederholten Mal fest, dass in einer Bergwaldprojekt-Woche einfach extrem coole und interessante Leute mitmachen. Ich merke, dass ich mich schon nach zwei Arbeitstagen mit einigen Teilnehmenden tief verbunden fühle!

Hat dich der Bergwald inspiriert?
Das funktioniert bei mir nicht! Ich mache das eher praktisch: nehme die Gitarre, fange an zu spielen und singen. Irgendetwas! Dann schaue ich, was mich berührt und daran arbeite ich weiter. Es ist wie ein Suppentopf! Zuerst ist er leer und nach und nach füllt man diesen mit Emotionen!

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Ich würde ihr erklären wie eine Projektwoche genau abläuft, dass sie in ihrem eigenem Tempo arbeiten kann, von Fachleuten begleitet wird und sehr gutaussehende Naturburschen kennenlernen kann.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Axt finde ich spannender. Ich bevorzuge die direkte Arbeit am Holz, und sie ist auch leichter.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
Im Winter lieber eine warme Dusche und im Sommer nach dem Heuen ein Bad im Bergbach.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Die Freude und der Einsatz der Teilnehmenden wie auch der Leitenden.

Magst du die Bergwaldsuppe?
Ja, sehr! Vor allem weil man immer einen riesigen Hunger hat wenn man sie isst.

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Ja! Denn alternativ denken heisst, nicht immer den einfachsten und langweiligsten Weg gehen sondern Neues entdecken an sich selber und seiner Umwelt.

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Ja, es wurde professioneller. Und trotzdem blieb der kämpferische Geist und die Begeisterung erhalten und schwappt Woche für Woche auf die zahlreichen Teilnehmer rüber.

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Es werden erste Pionierpflanzen auf dem Mars angesiedelt. Das Bergwaldprojekt hat die Ehre eine Astronauten Delegation zu entsenden.

Nimmst du dein abgebrochenes Agrarwissenschafts-Studium irgendwann wieder auf?
Ich denke nicht an morgen! Doch eines weiss ich ganz sicher: Musik ist mein Traumberuf. Musik machen ist extrem abwechslungsreich. Man soll seine Träume verwirklichen! Oder es wenigstens versuchen. Eltern sollen ihre Kinder motivieren, das zu machen, was sie lieben! Und sie nicht nur die ganze Kindheit darauf vorbereiten, einen „guten“ Beruf zu lernen und viel Geld zu verdienen. Das haben wir von unseren Eltern gelernt, als sie mit 7 Kindern einfach 2 Jahre durch Australien reisten!

Dein Traumberuf als Kind?
Ein berühmter Rockstar werden.

Was bringen Frauenquoten?
Ich würde mir dumm vorkommen als Frau, wenn ich weiss, dass ich nur wegen einer verbindlichen Quote in ein Gremium oder sonst was gewählt wurde.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Nein, nicht immer. Manchmal muss man auch das Hirn einschalten und machen was man sinnvoll findet.

Was bringt dir wirklich Erholung?
Mit Familie und Freunden viel Zeit verbringen.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
4 Wochen in Dahab Windsurfen.

Meistens reist du mit dem Zug an Konzerte! Prinzip oder Sparsamkeit?
Zugfahren ist für mich Luxus! Ich kann dabei total abschalten. Ich geniesse die Ruhe und die Eindrücke.

Welchem Satz misstraust du besonders?
Das kommt schon gut!

Worüber kannst du dich ärgern?
Über mich selber, wenn ich etwas gemacht habe, was ich eigentlich nicht wollte. Oder wenn ich etwas nicht gemacht habe was ich eigentlich hätte machen wollen.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ja, mehr oder weniger.

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Je besser die Leute sind, mit denen man sich umgibt, desto besser kann man sich beruflich weiterentwickeln. Privat bietet ein Netzwerk aus Familie und Freunden viel Bodenständigkeit.

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Dein Beitrag heute und in Zukunft?
Menschen durch Musik berühren und Werte vermitteln, die in einer hektischen Welt immer seltener werden.

Du bist oberste Förster der Schweiz. Was wäre dein erster Entscheid?
Eine fähige Stellvertretung finden, damit ich den ganzen Tag Musik machen kann.

16. Mai 2013

 

Das Bergwaldprojekt ist besser als Yoga…

Sandra Camenzind
Jahrgang: 1976
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Gruppenleiterin
Beim Bergwaldprojekt seit: 1995
Deine Berufung (Beruf): Pflegefachfrau, Schauspielerin
Zivilstand/Familie: ledig
Lieblingsbaum: Christbaum (So lange Schöggeli dran hängen)
Liebster Projektort: Montafon
Freizeit: Ausschlafen, lange „Käffele“ und dazu Zeitung lesen
Ein Erlebnis im Bergwald?
Als wir an der Jubiläumsfeier 25 Jahre Bergwaldprojekt bei „Schneesturm“ die Skulptur von Giar auf 2100 m.ü.M. aufstellten. Als die Skulptur stand, schien die Sonne durch den Wolkenhimmel auf uns, als würde sie uns damit sagen: Seit 25 Jahren bringt das Bergwaldprojekt Menschen in den Wald, in die Natur. Danke!

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Im Frühling das Grün so zart, das Leben so jung.
Im Sommer das Grün so voll, das Leben so prall.
Der bunte Herbst mit all seinen Farben, es raschelt, Ernte, Ernte.
Die winterliche Ruhe, Stille und Einkehr. Bereit für Neubeginn.
(Sprich: der ganze Kreislauf)

Was empfindest du angesichts einer 500-jährigen Arve?
Demut. Die Arve kann ja nichts dafür, dass sie da steht, seit 500 Jahren. Sie tut das einfach. Weil es ihre Lebensaufgabe ist. Klasse. Sie tut es einfach!

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Ganz klar, vor der Zecke. Ich verstehe auch nicht wozu dieses Tier auf der Erde ist. Was hat der Zeck für einen Zweck?
Mir ist der Borkenkäfer sympathischer. Er tut einfach das, wozu er da ist. Er tötet Fichten, und kann nichts dafür, dass wir ihm Fichtenmonokulturen hingepflanzt haben. Da muss er sich ja explosionsartig vermehren und gravierenden Schaden anrichten. Er zeigt uns durch sein tun, was wir vielleicht nicht so clever gemacht haben, bei der Waldbewirtschaftung.

Welcher Baum möchtest du sein?
Auf jeden Fall keine Fichte, dann müsste ich obenstehende Frage überdenken, würde vom Vollernter weggemacht, und bekäme als Holzpflock auf’s Dach, wenn mich der Bergwaldprojekt-Teilnehmer zum Dreibeinbockbau verwenden würde.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
So weit reicht mein Gedächtnis nicht zurück.

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Ob Frau oder Mann, nach einer Woche Bergwaldprojekt ist man ganz bei sich selbst. Spürt Mutter Erde unter den Füssen. Das kriegt man weder in einem Yoga-Workshop, noch beim Meditieren im Kloster so toll hin wie beim Bergwaldprojekt.
Ja, man muss dafür arbeiten, aber stundenlang im „Hund“ oder in der „Kobra“ verharren ist auch kein Schleck.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Wiedehopf. Damit kann man mordsmässig arbeiten, ohne sich dabei ein Bein abzuhacken. O.k., wenn man die richtige Seite wählt, kann man schon ein Bein abhacken, und mit der Axt einen gefällten Baum entasten hat schon auch was Tolles, aber ich bleibe beim Wiedehopf.

Auf welche Arbeit bist du besonders stolz?
Vor einigen Jahren war eine Frau in der Bergwaldprojektwoche, die sonst im Spielcasino arbeitet, und jeweils geschminkt zur Arbeit kam. Ich habe sie überredet, nach der Arbeit mit mir im Bergbach baden zu gehen. Sie musste weinen – Glückstränen – so etwas Befreiendes habe sie in ihrem Leben noch nie erlebt.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
Für den Alltag die warme Dusche, für den besonderen Anlass den kalten Bergbach

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Menschen gehen eine Woche im Wald arbeiten und verhalten sich nachher umweltbewusster. Nicht, weil man ihnen mit dem Mahnfinger gedroht hat, dass sie dem Wald besser schauen müssen, nicht weil man ihnen Zahlen und Fakten unter die Nase reibt, sondern weil sie den Wald erlebt haben. Sie wollen dem Wald Sorge tragen, weil sie ihn gern bekommen haben.

Magst du die Bergwaldsuppe?
Ich mag Suppe grundsätzlich nicht, muss aber zugeben, dass mich die Bergwaldsuppe schon mehr als einmal kulinarisch positiv überrascht hat.

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Das Bergwaldprojekt IST DIE ALTERNATIVE zu langweiligen Meeresstrandferien. Stundenland dem öden Strand entlanglaufen, langweilige Kriminalromane lesen, sich am Hotelbuffet Salmonellen holen, bei 40 °C im Schatten nur noch im Hotelzimmer rumhocken können, …

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Von den Kernprojekten her gesehen haben sich vor allem die Teilnehmer gewandelt. Waren es vor 15 Jahren eben die Alternativen, ist es heute ein bunt gemischter Haufen von Menschen. Komischerweise läuft das ganze aber viel harmonischer ab, als vor 15 Jahren? Mehr Vielfalt mehr Frieden, ist das möglich?

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Dann bin ich 61 Jahre alt. Das sollte schon noch drin liegen. Vielleicht ohne Zelt.

Dein Traumberuf als Kind?
Artist in der Zirkusmanege, bis mir meine Mutter gesagt hat: „ Artist ist kein Beruf sondern ein Traum“. Da bin ich halt Schauspielerin geworden.

Was bringen Frauenquoten?
Probleme, neue Probleme, inklusive der Probleme die wir bereits haben, mehr Probleme.
Im Ernst: Frauen können ein paar Dinge besser als Männer. Männer können ein paar Dinge besser als Frauen. Arbeiten in einem politischen Amt können ein paar Menschen besser als andere. Die soll man wählen, ob sie nun ein Dings haben oder ein Dingsbums.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Zu wenig. Ich Übe daran, doch manchmal ist mein Bauchgefühl ein undefinierbarer Brei von Jein …

Was bringt dir wirklich Erholung?
Bei Bergwaldprojekten teilnehmen. Hand aufs Herz. Ich fühle mich selten so ganz und aufgehoben, wie beim Arbeiten am steilen Berghang. Bei Wind und Wetter draussen sein und am Abend Zeit haben, nichts zu tun, das ist für mich Erholung in Reinform.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
Bergwaldprojekt Entlebuch im 2012, davor Bergwaldprojekt Montafon 2011, davor Bergwaldprojekt Montafon 2010, davor …

Welchem Satz misstraust du besonders?
„Keis Problem“

Worüber kannst du dich ärgern?
Über Menschen, die „Keis Probem“ haben.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ja, wie soll ich sonst weiter kommen in meinem Leben?

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Austausch, Lernen, verstanden werden.
Menschen sind Rudeltiere, alleine könnten wir nicht überleben.

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Dein Beitrag heute und in Zukunft?
Ich wohne in einem Zimmer. Auf demselben Stock wohnen weitere zwei Personen in je einem Zimmer. Wir teilen uns gemeinsam ein Badezimmer. Wozu mehr Raum haben? Man hat nur mehr zu putzen, und sammelt Dinge, die irgendwann verstaubt entsorgt werden müssen.

Du bist oberste Försterin der Schweiz. Was wäre dein erster Entscheid?
Einen fähigen Förster zur Beratung einstellen, da ich heillos überfordert wäre mit einem so komplexen Ökosystem
Aber sicher wäre: jede Gemeinde, die das Bergwaldprojekt engagiert kriegt Subventionen.

14. Januar 2013

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