Beim Entbuschen sind viele Hände gefragt
Marlies Rösti
Jahrgang: 1973
Beruf: Bäuerin, Pflegehelferin, KV Angestellte
Lieblingsbaum: Bergahorn, mit dessen hellem Holz ihre Küche ausgekleidet ist
Freizeit: seit über 30 Jahren Blasmusik (erstes Kornett), Berg- und Skitouren, Velofahren
Marlies, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt?
Das lief über die Gemeinde St. Stephan. Die haben offiziell Werbung dafür gemacht, mit dem Bergwaldprojekt zusammen zu arbeiten. Auf unserer Alp gibt es 13 Anteiler, d.h. 13 verschiedene Bauern bringen ihre Kühe auf diese Alp. Fast alle bauern im Nebenerwerb, weil in den Bergen die Betriebe kleiner sein. Da ist es schwer, alle Anteiler zusammen zu trommeln für anstehende Arbeiten. Deshalb haben wir uns dann gemeldet, um mit dem Bergwaldprojekt zu arbeiten.
Wo können die Freiwilligen denn mithelfen?
Wir haben hier ein grosses Problem der Verbuschung durch die Bergerle (Grünerle A. d. Redaktion). Mir scheint, dass diese viel schneller wächst, seit es merklich wärmer geworden ist. Denn Tiere sind es nicht weniger geworden, so dass die zunehmende Verbuschung nicht darauf zurückzuführen ist. Bei solchen Arbeiten sind viele Hände gefragt, so sieht man auch einen Fortschritt. Manchmal, wenn wir nur zu zweit oder dritt arbeiten mit den Anteilern, kommt es einem ein bisschen hoffnungslos vor.
Neben der Bergerle versuchen wir auch das Heidelbeergestrüpp und die Wachholdergebüsche zurückzudrängen, um die Weiden zu erhalten.
Arbeitest du gerne mit den Freiwilligen zusammen, die ja vorwiegend eine städtische Herkunft haben?
Ja, das ist immer spannend und auch überraschend. Da war dieser Bürolist aus Zürich, der sagte er tue gern «motörlen» und wollte unbedingt mit der Motorsense arbeiten. Ich dachte mir, au weia, wenn das nur gut kommt… Ich war mir sicher, dass er es bald aufgeben würde. Aber nein, er blieb eisern den ganzen Tag dran! So war es auch mit zwei IT Spezialisten aus St.Gallen, die haben sich gewaltig ins Zeug gelegt.
Meist sind auch einige der Anteiler mit am Arbeiten und da gibt’s v.a. während den Mittagspausen einen spannenden und oft auch lustigen Austausch, denn es treffen meist völlig unterschiedliche Welten aufeinander.
Hast du dich auch schon über Freiwillige geärgert?
Aber nein. Wir hatten schon diese Situationen, wo wir bereits Schneefall hatten im September und die Hänge glitschig wurden. Das war für einige dann zu viel, weil sie kaum mehr stehen konnten. Man muss sich diese «stotzigen» Hänge schon ein bisschen gewohnt sein, um sich bei jedem Wetter sicher zu fühlen. Viele kommen ja aus Städten wie Hamburg oder Leipzig, und die kennen so was nicht. Eine Frau aus Hamburg kam mich den Sommer drauf mal besuchen, um zu sehen, wie ein Alpbetrieb so läuft. Sie konnte nicht glauben, wie streng das ist! Nach zwei Wochen ist sie wieder abgereist. Es hat mich aber gefreut, dass sie echtes Interesse daran hatte, wie wir hier leben und arbeiten!
07. Oktober 2022
Wir sind hier 100% vom Schutzwald abhängig
Vincenzo Galati
Jahrgang: 1989
Beruf: Revierförster Trin GR / Flims Trin Forst
Lieblingsbaum: Arve
Freizeit: alles was man in den Bergen machen kann, Berg steigen, Biken, am Wasser sein
Vincenzo, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt?
Mein Vorgänger, Hitsch Malär, war von Anfang an stark mit dem Bergwaldprojekt involviert. Er gehörte mit zu den Promotoren des Projektes. Als er 2018 in Pension ging und ich sein Nachfolger wurde, habe ich die Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt selbstverständlich weitergeführt.
Wie ist es für dich, mit forstlichen Laien zusammen zu arbeiten? Hast du dich auch schon über sie genervt?
Ehrlich gesagt ja. Es gab schon die eine oder andere Schulklasse, die genervt hat. Es ist ja auch verständlich, denn die Schüler und Schülerinnen machen nicht alle freiwillig mit, die Lehrperson entscheidet sich für einen solchen Einsatz. Ich muss aber sagen, dass es mit den meisten Klassen gut läuft. Am tollsten sind die Firmeneinsätze. Es ist schön zu sehen, wie die Mitarbeiter dieser Firmen am Abend glücklich aussehen, nachdem sie den ganzen Tag im Wald gearbeitet haben.
Stimmen denn Qualität und Quantität der erledigten Arbeiten?
Qualität steht ganz klar vor Quantität. Mir ist es lieber wenn sie weniger machen, dafür aber auch sauber arbeiten. Da haben die Projektleiter vom Bergwaldprojekt auch fest den Finger drauf. Viele Freiwillige kommen auch schnell an den Anschlag, weil sie sich das Arbeiten draussen nicht gewohnt sind. Wenn die Arbeit nicht fertig wird, ist das nur halb so schlimm. Da kann dann die nächste Gruppe weiter machen. Wir sind aber sehr froh um die Unterstützung der Freiwilligen. Fast jeden Sommer gibt es einen Gewittersturm, der Schäden anrichtet. Es regnet und schneit auch nicht mehr normal; wenn es kommt, kommt es gleich in einer Intensität, die verheerend sein kann. Das verursacht für uns viel zusätzliche Arbeit, die zum Teil von den Freiwilligen aufgefangen werden kann.
Welche Arbeiten eignen sich besonders für die Freiwilligen?
Schlagräumungen eignen sich ganz besonders, da ist viel Manpower gefragt. Mit einer Gruppe kommt man da sehr schnell voran, allein kämen wir kaum vom Fleck. Wegbau eignet sich ebenfalls oder auch Bäume pflanzen und Hordengatter als Wildschutzmassnahme bauen. Bei diesen werden Dachlatten zu Gitter zusammengenagelt, das machen die meisten gern.
Wie siehst du den Nutzen dieser Projektwochen für die Öffentlichkeitsarbeit?
Diese Projektwochen haben sicher einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Waldes in der Öffentlichkeit. Ich sehe das in Trin – hier kommen die Schüler und Schülerinnen vom Kindergarten weg regelmässig in den Wald. In der Bevölkerung gibt es ein grosses Verständnis für den Schutzwald. Wir sind hier auch 100% vom Schutzwald abhängig, und das wissen die Leute.
13. Juli 2022
Une journée avec le Bergwaldprojekt, c’est comme travailler dix jours tout seul.
Robin Marggi
Année de naissance : 1977
Profession : agriculteur et guide de montagne
Arbre préféré : j’aime la diversité !
Loisirs : la famille, l’escalade, la montagne
Robin, comment est née la collaboration avec le Bergwaldprojekt ?
Cela a commencé lorsque Martin Kreiliger, le chef du Bergwaldprojekt, a cherché un nouveau lieu de projet en Suisse romande. Finalement, il est tombé sur le garde forestier de Blonay. Celui-ci lui a parlé de l’association des narcisses de la Riviera vaudoise. Comme je gère un grand nombre de ces prairies de narcisses, il a été orienté vers moi. C’est ainsi qu’a commencé une collaboration qui dure depuis 15 ans.
Que fais-tu en tant qu’agriculteur ?
J’ai quelques animaux, deux vaches, un cheval, quelques poules et des moutons. J’entretiens principalement les prairies et les pâturages extensifs, qui abritent une grande diversité d’espèces, mais qui risquent de disparaître lentement.
Quel est le travail des bénévoles du Bergwaldprojekt chez toi ?
Les prairies de narcisses, uniques en leur genre, se trouvent ici naturellement. Au printemps, lorsque les narcisses fleurissent, c’est une splendeur. Mais ces prairies risquent de s’embroussailler lentement, ce qui entraînerait la disparition des narcisses. Souvent, ce sont des endroits difficiles d’accès. D’un point de vue purement économique, il ne vaut pas la peine de les maintenir ouvertes. Mais c’est un patrimoine naturel qui disparaîtrait.
Les bénévoles aident à débroussailler, surtout en lisière de forêt. C’est un travail qui nécessite de nombreuses mains. Avant que le Bergwaldprojekt n’arrive ici, je le faisais seul. Une journée avec le Bergwaldprojekt, c’est comme travailler dix jours tout seul.
Les bénévoles viennent principalement de Suisse alémanique. Cela fonctionne-t-il bien ?
Oui, c’est super ! Pour moi et ma famille, c’est un enrichissement. Les bénévoles dorment chez nous dans l’appartement de vacances et nous avons ainsi un contact étroit. Beaucoup reviennent régulièrement au projet ou passent nous voir au printemps, lorsque les jonquilles sont en fleurs, car les travaux de débroussaillage sont effectués en automne. Sur le plan linguistique, nous n’avons jamais de problèmes, la plupart parlent un peu français et nous parlons un peu allemand. Entre-temps, la cuisinière du Bergwaldprojekt est devenue une amie de ma femme.
Ce projet va-t-il continuer ainsi ?
Absolument. Nous l’avons même élargi entre-temps. Depuis deux ans, nous travaillons aussi sur “Les Pléiades”, où nous entretenons un marais d’importance nationale. Cela signifie que l’on fauche et que l’on fait des bottes de foin. Et le travail sur les prairies de narcisses n’est pas prêt de s’arrêter !
28. April 2022
Die Kombination von Profis und Laien ist wahnsinns spannend
Thomas Tschuor
Jahrgang: 1965
Beruf: Revierförster Soazza und Lostallo
Lieblingsbaum: alle Bäume, die einen Charakter haben, denen man ansieht, dass sie schon einiges erlebt und sich behauptet haben
Freizeit: z’Berg gehen, biken, langlaufen…alles wo mein Hund mitkommen kann
Thomas, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt?
Ich kenne das Bergwaldprojekt seit den 1990er Jahren, seit dem Sturm Vivian und dem Einsatz vom Bergwaldprojekt in Curaglia. Ich wohnte damals in Trin und kannte Renato Ruf, den damaligen Geschäftsführer vom Bergwaldprojekt. Als ich dann Revierförster in Soazza wurde traf ich wieder auf Renato, der ein Projekt in Roveredo leitete und wir beschlossen, auch in Soazza Projektwochen zu starten. Die Gemeinde war da sofort mit dabei.
Wie ist es für dich, mit forstlichen Laien zusammen zu arbeiten? Hast du dich auch schon über sie genervt?
Die Kombination von Profis und Laien ist wahnsinns spannend, es macht wirklich Freude. Natürlich kann mal jemand nerven, aber da fangen die Gruppenleiter vom Bergwaldprojekt viel ab.
Stimmen denn Qualität und Quantität der erledigten Arbeiten?
Die Quantität ist gar nicht so entscheidend. Es muss das Ganze stimmen, dazu gehört auch die gute Stimmung, dass es den Teilnehmenden Freude macht. Die Erwachsenen sind oft so motiviert zu arbeiten, dass man sie irgendwann fast bremsen muss. Natürlich muss auch für uns was rausschauen, das ist klar, es ist ja kein Beschäftigungsprogramm. Würden wir ein Unternehmen engagieren, kämen die Arbeiten fast doppelt so teuer, die Arbeiten wären aber nicht genauer oder besser gemacht deswegen. Natürlich müsste ich mich dann weniger darum kümmern.
Die Qualität und Quantität der Arbeit der Freiwilligen steht und fällt mit unserer Vorbereitung und Begleitung. Das ist natürlich schon ein rechter Aufwand.
Was für Arbeiten eignen sich besonders für die Freiwilligen?
Es eignen sich alle Arbeiten, wo viele Hände benötigt werden und man auch einen Fortschritt der Arbeiten sehen kann. Das sind Asträumungen, Wiesenpflege, Wegbau, Pflanzungen und Jungwaldpflege. Wir bauen aber auch Wildschutzzäune mit den Freiwilligen, da wir durch die grossen Populationen von Schalenwild ein Verjüngungsproblem haben.
Wie siehst du den Nutzen dieser Projektwochen für die Öffentlichkeitsarbeit?
Das hat einen riesigen Stellenwert, v.a. bei Schulen. Die Erwachsenen, die kommen sind freiwillig hier und sind für das Thema schon sensibilisiert. Die Schüler hingegen müssen ja kommen, wenn es der Lehrer entscheidet und viele sind es nicht gewohnt sich im Lebensraum Wald zu bewegen und zu arbeiten. Hier kann ein wichtiger Grundstein gelegt werden für die Sensibilisierung, da es viele nicht mehr von zu Hause mitbekommen.
Die Bevölkerung von Soazza staunt immer wieder, dass da Leute kommen, v.a. Deutschschweizer, und freiwillig arbeiten. Das liegt nicht so in der Mentalität der Latinos. Schön sind jeweils die Schlussabende, wo die Gemeinde eine Griliata offeriert. Da gibt es tolle Begegnungen.
05. Januar 2022
Sinnhaftigkeit ist essenziell für die Motivation
Raphael Kühnis
Jahrgang: 1982
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Aussicheln von Jungbäumen, Neophyten bekämpfen, Wegbau, wüllele und Trockenmauerbau
Beruf: Seklehrer
Lieblingsbaum: keinen, alle Bäume haben ihren Nutzen.
Freizeit: Eishockey, Skifahren, Musik, Bücher, FC St. Gallen-Fan
Raphael, wie kommt es dazu, dass du wiederholt Einsätze beim Bergwaldprojekt machst mit deinen Schülern?
In der dritten Sek werden die Schüler und Schülerinnen aufgrund von Abgängen nach der 8. Klasse ins Gymnasium neu gemischt und es ist für alle gut, sich ausserhalb vom Schulalltag kennenzulernen. Auch für uns Lehrerinnen und Lehrer ist es wichtig, die Jugendlichen in einem anderen Kontext zu erleben. Es ergeben sich gute Gespräche, insbesondere im Hinblick auf die Berufswahl.
Die Schüler und Schülerinnen kommen ja nicht freiwillig zum Arbeiten im Bergwald. Gefällt’s ihnen trotzdem?
Im Vorfeld war schon ein wenig gemotzt worden, denn es ist ja ihr letztes Schullager. Ob es da wirklich nötig sei, arbeiten zu gehen, hatten sie sich gefragt. Vor Ort war die Grundstimmung aber sehr positiv. Und es gibt natürlich immer jene, die sich voll ins Zeug legen und eine riesige Motivation an den Tag legen und andere, die da etwas zurückhaltender sind. Sehr motivierend ist die Exkursion am Mittwochnachmittag an den Crestasee. Die Projektleiterin wie auch die Gruppenleiter und -leiterinnen haben die Arbeiten immer erklärt und den Schülern und Schülerinnen war klar, warum sie was machen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig; die Sinnhaftigkeit ist essenziell für die Motivation. Beim Heimfahren Ende Woche sind die Jugendlichen dann wohlig müde und schon stolz auf das, was sie geleistet haben.
Siehst du eine gewisse Entwicklung bei den Jugendlichen während der Woche?
Ja, sie gewöhnen sich an die Arbeit im Freien und am Schluss sitzen die Handgriffe. Es kommt eine gewisse Routine auf, was aber auch zu mehr Unachtsamkeit führen kann. Deshalb ist der Unterbruch am Mittwochnachmittag wichtig, man hat eine Pause und kann sich nochmals neu sammeln für die letzten zwei Tage.
Und natürlich wächst das Verständnis für den Lebensraum Bergwald, die Erfahrung draussen macht Zusammenhänge klar. Zuvor war ihnen das Thema Schutzwald nicht sehr bewusst. Sehr hilfreich war auch, dass die Projektleiterin im Vorfeld die Klassen für einen Informationsnachmittag in der Schule besucht hatte. Dies machte den Schülern und Schülerinnen auch klar, was sie in etwa erwartet und dass eine gute Ausrüstung unabdingbar ist.
War die Woche streng für die Lehrpersonen?
Ab und zu waren schon Interventionen notwendig, aber im Allgemeinen lief es gut. Abends waren die Jugendlichen oft müde genug, dass es relativ ruhig und kein Abendprogramm notwendig war.
16. November 2021
Das war richtig lustig!
Sibylle Grieder
Jahrgang: 1957
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Weide vom Sefistrauch befreien
Beruf: ehemalige Deutsch- und Englischlehrerin in Flims
Lieblingsbaum: Eiche
Freizeit: im Garten arbeiten, Enkelkinder hüten und weit wandern
Sibylle, du kennst das Bergwaldprojekt schon seit den 90er Jahren. Wie kam es dazu?
Ich wohnte mit meinem Mann in Schlieren ZH. Wir gingen seit 13 Jahren in der Surselva z’Alp. Eines Jahres beschlossen wir, nach der Alp nicht mehr ins neblige Schlieren zurückzukehren, sondern in der Surselva zu bleiben. Einen genauen Plan hatten wir aber nicht. Am letzten Tag des Alpsommers lernten wir Silvia, die Frau des damaligen Geschäftsführers des Bergwaldprojektes Renato Ruf kennen. Sie begeisterte uns sofort für das Bergwaldprojekt und motivierte uns zur Mitarbeit. Mein Mann ging mit Renato in den Wald holzen und ich war im folgenden Sommer als Köchin im Einsatz.
Dann gab es bei euch eine längere Pause vom Bergwaldprojekt. Warum das?
Es kamen die Kinder, ich begann in Flims Schule zu geben und wir gingen mit der ganzen Familie z’Alp. Das Bergwaldprojekt hatte in dieser Zeit halt einfach keinen Platz.
Wie kam es dazu, dass du jetzt, 30 Jahre später als Freiwillige zurückkommst?
Ich bin seit ein paar Monaten pensioniert. Da dachte ich mir spontan, dass ich mal einen Einsatz als Freiwillige machen könnte. So meldete ich mich mit einer Freundin an, sie ist übrigens auch pensioniert. Wir gingen nach Naters im Wallis. Das war richtig lustig!
Was für Arbeiten habt ihr denn gemacht?
Wir mussten eine ehemalige Weide vom Sefistrauch befreien. Das ist eine Wachholderart, die alles überwuchert. Es war streng, aber es hat mir Spass gemacht, die Sträucher zu fällen und zu sehen, was wir geschafft hatten in einem Tag. Die Gruppe war toll und im Team war man auch motiviert. Wir Frauen waren vielleicht etwas zu gründlich!
Aber zu anstrengend wars nicht?
Nein, wir hatten ja auch regelmässig Pausen und haben viel gegessen! (lacht)
Und die Unterkunft, war die nicht etwas zu einfach?
Nein, die Unterkunft war für mich überraschend luxuriös mit Duschen und Warmwasser! Ich bin mich ja an einfache Unterkünfte gewohnt von meinen Alpsommern her. Nur kalt will ich’s nicht mehr haben. Deshalb würde ich im Frühling auch nicht zelten.
Kommst du wieder in ein Projekt?
Aber sicher!
03. August 2021
Arbeiten, die ich mir nicht zutraue, gibt es keine
Fritz, wie geht es dir heute?
Gut, danke. Ich fühle mich fit und gesund.
Wie bist du das erste Mal auf das Bergwaldprojekt aufmerksam geworden?
Ich denke, ich bin damals über das Internet auf das Bergwaldprojekt gestossen.
Ich habe mich damals damit auseinandergesetzt, was ich nach meiner Pension machen will. Für mich war schnell klar, dass ich Freiwilligenarbeit leisten möchte und dabei handwerklich tätig sein will.
Hattest du schon vor deinem ersten Einsatz beim Bergwaldprojekt Erfahrung mit dem Arbeiten im Wald?
Nein, ich bin nahe an einem Wald aufgewachsen und kennen diesen dadurch. Seit der Lehre habe ich jedoch keine Beziehung mehr zu diesem gehabt.
Welche Arbeiten hast du bereits beim Bergwalprojekt gemacht?
So ziemlich alles. In meinen 20 Einätzen habe ich bereits Schlagräumung gemacht, Wege gebaut, Pflanzungen vorgenommen und Bäume gefällt.
Welche Arbeiten machst du am liebsten?
Bäume fällen war bis jetzt mein persönliches Highlight. Die Pflanzung gefällt mir jedoch auch sehr, vor allem wenn ich ein Jahr später wieder ins Projekt gehe und sehe, was mit den gepflanzten Bäumen passiert ist und wie diese sich entwickelt haben. Andere Arbeiten machen zwar auch Spass, sind jedoch sehr wetterabhängig.
Du bist erst gerade 72 Jahre alt geworden und immer noch sehr engagiert beim Bergwaldprojekt. Wie kommst du körperlich in den Projekten zurecht?
Ich fühle mich sehr gesund. Ich traue mir somit jede Arbeit in den Projekten zu und weiss wo und wann ich effektiv Energie sparen kann. Arbeiten die ich mir nicht zutraue, gibt es keine.
Welches Projekt unter deinen 20 Teilnahmen ist dir am meisten geblieben?
Als ich das letzte Mal auf dem Alpoglerberg in Giswil war, war es sehr schlechtes Wetter und mehr als die Hälfte der Teilnehmenden ist nicht erscheinen, da es ihnen zu garstig war, hoch zu wandern.
Was ist dir wichtig bei der Wahl eines Projektes?
Früher war es mir sehr wichtig, dass die Projekte eine angenehme Unterkunft mit warmem Wasser haben. Heute ist mir dies egal und ich melde mich für jedes Projekt an, dessen Arbeiten mir zusagen. Bis jetzt hatte ich auch keine negativen Erfahrungen mit den Teilnehmenden.
Was ist denn der Reiz der Projekte beim Bergwaldprojekt?
Ich mag es sehr neue Menschen kennenzulernen und sinnvolle gemeinnützige Arbeit zu leisten. Dazu ist es sehr wertvoll für mich, wenn ich am Ende des Tages oder der Woche das Geleistete betrachten kann.
Kannst du unsere Projekte weiterempfehlen?
Ja, sehr! Ich habe schon viele Bekannte mit dem Bergwaldprojekt vertraut gemacht, ob dies Erfolg hatte sei dahingestellt.
Welche Verbesserungsvorschläge hast du für uns?
Für mich gibt es keine. Es ist ab und zu etwas mühsam am Sonntag anzureisen, aber es ist sinnvoll, da man dann am Montag direkt starten kann. Sonst würde bestimmt ein halber Tag verloren gehen.
Möchtest du noch etwas loswerden, was für dich wichtig ist?
Ja, das Essen in den Projekten war immer vorzüglich. Ein grosses Dankeschön an die Köchinnen und Köche, welche uns immer mit leckeren Gerichten versorgen.
27. April 2021
Handwerk ist wirklich mein Ding
Heinz Augsburger
Jahrgang: 1944
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: schon alles gemacht!
Beruf: ehemaliges Kadermitglied auf einer Bank, Informatikbereich
Lieblingsbaum: Eiche zum Anschauen und die Fichte zum Bearbeiten
Freizeit: Arbeiten mit Holz
Heinz, du bist pensioniert. Was hast du früher für einen Job gemacht?
Ich bin ausgebildeter Elektromechaniker und habe 10 Jahre auf dem Beruf gearbeitet, bevor ich zur Bank wechselte und Karriere machte. Ich war dort im Informatikbereich tätig.
Du bist 76 Jahre alt. Ist dir ein Einsatz beim Bergwaldprojekt nicht zu streng?
Anfangs gar nicht, ich bin gern draussen und in den Bergen. Mir gefiel das Sägen, Bäume fällen, Dreibeinböcke bauen etc. Unterdessen schaue ich ein bisschen mehr darauf, dass das Gelände nicht zu steil ist und schone mich auch mehr. Ich werde auch immer mehr zum Werkzeugschleifer. Ich mag es gar nicht, wenn Werkzeug nicht in Ordnung ist. Alle sind froh, wenn ich Äxte und Sicheln schleife, mit denen es sich dann viel ringer arbeiten lässt. Einmal in einer Projektwoche in Disentis merkte ich am Morgen, dass es mir nicht so wohl ist. Da blieb ich in der Hütte und half der Köchin beim Vorbereiten des Nachtessens.
Du hast schon viele Einsätze gemacht. Hast du einen Lieblingsort?
Ja, ich habe tatsächlich schon viele Einsätze gemacht, ich zähle sie schon gar nicht mehr! Aber über zehn sind es bestimmt. Wenn möglich gehe ich schon immer an einen anderen Ort, da ich gerne neues kennenlerne. Aber in Elm war ich dreimal, ich fand’s einfach toll dort, von der Landschaft her aber auch mit dem Projektleiter verstehe ich mich super. In Blonay war ich auch zweimal. Unterdessen gehe ich oft mit Freunden in Projektwochen, die ich beim Bergwaldprojekt kennengelernt habe.
Wie kommst du denn mit dem Leben in der Gruppe und den einfachen Unterkünften zurecht?
Die einfachen Unterkünfte machen mir gar nichts. Und ich mag diese Gruppen sehr gern! In Haslen zum Beispiel waren ein paar junge Leute dabei, die haben einfach eine super Stimmung verbreitet. Mir macht es auch Spass, wenn ich jemandem etwas beibringen kann, denn Handwerk ist wirklich mein Ding.
Kommst du wieder in eine Projektwoche?
Ja natürlich, solange ich kann!
Was machst du, wenn du gerade nicht beim Bergwaldprojekt im Einsatz bist?
Dann arbeite ich mit Holz. Jetzt bin ich gerade daran, eine Tischplatte zu schleifen. Ich flicke alles, was grad anfällt. Das mache ich übrigens auch in den Projekten. Neben Werkzeug schleifen habe ich auch schon ein «Schisshüsli» geflickt (lacht).
05. Januar 2021
Da sah man richtig, was man gemacht hat
Selina Poo
Jahrgang: 2004
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Wegbau, Haselsträucher fällen, Schlagräumungen machen
Beruf: Schülerin
Lieblingsbaum: sicher nicht Haselsträucher! (lacht)
Freizeit: Klettern, Touren mit dem SAC
Selina, wie bist du aufs Bergwaldprojekt gestossen?
Eigentlich arbeite ich jeweils im Sommer in der Tuoihütte oberhalb von Guarda. Dieses Jahr hat das nicht geklappt, weil ich nicht lange genug Zeit hatte. Da hat mir meine Gotte einen Artikel von «GKB Sommerjobs» geschickt und ich war sofort begeistert. So bin ich aufs Bergwaldprojekt gestossen.
Was machst du beruflich?
Ich bin Schülerin. Ich besuche das 4. Gymi an der Academia Engiadina in Samedan und wohne dort im Internat.
Was hast du denn im Wald gearbeitet?
Am ersten Tag haben wir einen Begehungsweg für den Förster gebaut. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es abwechslungsreich war. Da konnte man schaufeln und pickeln und Trittli bauen. Da sah man richtig, was man gemacht hat. Und am Abend hat man’s auch gemerkt! Die anderen Tage haben wir mit der Handsäge dünne Bäumchen und viele Haselsträucher gefällt, da sah man schon weniger, wie gut man vorwärts kam. Aber ich fand’s trotzdem toll.
Der Einsatz im „GKB Sommerprojekt“ war ja bezahlt. Würdest du auch mal einen Freiwilligeneinsatz beim Bergwaldprojekt machen?
Ja, das könnte ich mir gut vorstellen, wenn es ein Projekt hier in der Nähe gäbe.
Weißt du schon was du machst, wenn du die Schule abschliesst?
Nein, das weiss ich noch nicht. Ich mag Sprachen sehr gern. Ich bin romanisch sprechend aufgewachsen und gehe jetzt in eine deutschsprachige Schule. Als Fächer haben wir auch Englisch, Spanisch und Französisch. Ich kann mir also gut vorstellen, etwas mit Sprachen zu machen später. Obwohl mir Mathe auch gut gefällt!
Bist du in deiner Freizeit auch viel draussen?
Ja sehr! Ich bin viel mit dem SAC unterwegs, im Sommer auf Hochtouren und zum Klettern und im Winter auf Skitouren. Mit meinen Eltern gehe ich viel wandern und auch holzen.
11. November 2020
Das fägt schon
Saskia Mäder
Jahrgang: 1999
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Entbuschen, Wege bauen, Schlagräumung
Beruf: angehende Studentin
Lieblingsbäume: Birke und Lärche im Herbst
Freizeit: Lindy Hop tanzen, Gemüsegarten pflegen, kulturelle Anlässe besuchen, Spielabende mit Freunden veranstalten
Saskia, du hast eben die Schule abgeschlossen und bereitest dich auf dein Studium vor. Wofür hast du dich denn entschieden?
Im September beginne ich mein Studium in Umweltingenieurwesen an der ZHAW in Wädenswil. Ich freue mich sehr darauf und habe bereits mein WG Zimmer dort.
Wie bist du denn aufs Bergwaldprojekt gestossen?
Für ein Studium an der ZHAW muss man vorgängig ein Jahr lang ein Praktikum absolvieren. Da habe ich im Internet etwas recherchiert und bin aufs Bergwaldprojekt gestossen. Das hat mir sofort gefallen, weil man den ganzen Tag draussen arbeiten kann und ich mich sehr für die waldökologischen Zusammenhänge interessiere! Unterdessen bin ich schon drei Wochen im Einsatz und bin für eine kleine Gruppe Freiwilliger verantwortlich.
Wo warst du denn bislang im Einsatz?
Ich habe meinen Dienst mit einem zweiwöchigen Arbeitseinsatz in Crap Maria im bündnerischen Calancatal begonnen. Dort geht’s darum einwachsende Weiden zu öffnen, damit die Geissen dann die Arbeit weiter machen können. Es war sehr spannend dort, weil der Ort ein Trockenstandort mit lokaler Bedeutung ist. Da kommen Förster, Bauern und Umweltschützer zusammen und diskutieren. Doch leider konnten wir da coronabedingt erst eine Woche mit Freiwilligen arbeiten.
In Haslen GL wo wir momentan arbeiten, sind wir zu neunt am Wege bauen und Böschungen stabilisieren und das «fägt» schon.
Welche sind denn deine Lieblingsarbeiten?
Mir gefällts, wenn es abwechslungsreich ist, d.h. wenn wir mehrere verschiedene Arbeiten an einem Tag machen. Da kommt es mir nicht so drauf an, was es ist. Schön ist, immer wieder etwas neues lernen zu können. Ich durfte z.B. lernen mit einem Freischneider zu arbeiten. Das hat total Spass gemacht!
Was willst du denn mal werden?
Das weiss ich noch nicht. Ich arbeite nicht auf ein bestimmtes Ziel hin, sondern lasse mich auf dem Weg durchs Studium inspirieren!
18. August 2020