Mirjam Bentele
Jahrgang: 1988
Arbeit beim Bergwaldprojekt: Freiwillige im Alpprojekt Madris
Beruf: Verfahrensmechanikerin für Kunststoff und Kautschuktechnik
Lieblingsbaum: Arve
Freizeit: Wandern, Skifahren, Fitness und mit Freunden etwas unternehmen
Mirjam, was ist dein Beruf?
Ich bin Verfahrensmechanikerin für Kunststoff und Kautschuktechnik. Ich baue Innensysteme für Flugzeuge. Wir erstellen Bauteile für Airbus, stellen beispielsweise Seitenwände her, die später in die Flieger eingebaut werden. Wenn man ins Flugzeug einsteigt, dann sind das die Elemente, in denen sich die Fenster und die Handgepäck-Klappen befinden. Wir erstellen auch die Schlafkabine für die Flugcrew. Diese Bauteile produzieren wir alle von Hand und sie werden dann in allen Flugzeugtypen von Airbus eingebaut.
Bist du denn schon mal geflogen?
In der Ausbildung hatten wir Flugstunden, damit wir ein Gefühl für das Fliegen bekommen.
Wie bist du auf das Bergwaldprojekt gestossen?
Ich wollte schon lange eine Auszeit von meinem Job nehmen, am liebsten hätte ich einen Sommer auf der Alp verbracht. Die Zeit reichte aber nicht dafür. Da bin ich durch Zufall auf einen Zeitungsartikel gestossen, in dem das Alpprojekt Puzzetta des Bergwaldprojekts vorgestellt worden ist. Als ich mich anmelden wollte, waren die Wochen bereits ausgebucht, und so bin ich ins Alpprojekt Madris gegangen. Ich bin froh, dass es so gekommen ist, denn die Arbeit in Madris gefällt mir sehr gut.
Wie oft warst du schon dabei, und wo?
2018 war das dritte Jahr im Alpprojekt Madris. 2016 war ich zwei Mal im Projekt, einmal im Juli und einmal im September, je zwei Wochen. In den letzten beiden Jahren habe ich jeweils drei Wochen im Alpprojekt Madris mitgearbeitet.
Was fasziniert dich an den Projektwochen?
Ich finde es gut, dass ich etwas für die Natur machen kann. Aber ich geniesse es auch, neue Leute kennenzulernen. Und die Ruhe und die Berge, das ist genau das, was ich erleben möchte. Abends nach getaner Arbeit kaputt ins Bett zu fallen, das ist schön. Meine übliche Arbeit ist auch körperlich anstrengend, aber ich arbeite in einer Halle und der Geräuschpegel ist konstant sehr hoch, es sind viele Leute um mich herum und es ist eine stressige Zeit. In den Bergen, da muss man auch seine Arbeit erfüllen, aber die Tage sind nie so durchgeplant und durchgetaktet wie bei meiner üblichen Arbeit. Ist das Wetter schlecht, verschiebt sich der ganze Tagesplan, und so bleibt die Arbeit immer spannend.
Du bist nicht zimperlich beim Arbeiten.
Nein, ich mache alles, ausser Bäume schälen. Das ist das Einzige, was ich nicht so gerne mache. Ich bin es gewohnt, schwere Sachen zu tragen und bin mir für keine Arbeit zu Schade.
Wie müssen wir uns deine Arbeitswoche auf Madris vorstellen?
Anstrengend, abwechslungsreich, spannend, verbunden mit sehr viel Spass und vielen wunderschönen Einblicken in die Natur und in die Landschaft. Die Arbeit wird immer mit etwas Tollem belohnt: Einem schönen Ausblick oder speziellen Momenten. Egal wie kaputt ich bin, es gibt immer etwas Schönes. Als Kind war ich oft wandern, aber so ohne Weg und die Steilhänge hoch, das war ich dann doch nicht gewohnt. Ich frage mich manchmal, wie ich das vor drei Jahren geschafft habe. Wenn man selber einen Weg erstellt wird einem bewusst, wie einfach es ist, einen Weg zu begehen, ihn zu bauen ist aber sehr anstrengend.
Du hast jetzt drei Jahre an diesem Weg mitgearbeitet.
Ja, und es ist sehr eindrücklich zu sehen, was in den drei Jahren alles passiert ist und wie sich alles verändert. Es ist sehr schön, jedes Jahr zurückzukehren und zu sehen, was in der übrigen Zeit passiert ist. Ich möchte gerne auch nächstes Jahr zurück nach Madris und sehen, wie die Freiwilligen da weitergearbeitet haben.
Gibt es eine Lieblingsarbeit?
Am liebsten ist mir der Wegbau. Der ist etwas technisch, was mir sehr gefällt. Ich war beim Bau des Holzkastens dabei, dort, wo in den Wochen vorher gesprengt wurde. Wir haben viel konstruiert und überlegt, wie es am besten geht, den Weg an dieser Stelle zu bauen. Dann zu sehen, dass alles funktioniert, das macht die Arbeit für mich sehr interessant.
Du bist gerne selbständig unterwegs?
Das ist das, was ich sehr schätze an den Projektwochen des Bergwaldprojekts. Die Ruhe, den Ausblick geniessen, keine weitere Menschenseele um mich rum, das ist wunderbar.
Die Arbeit mit den Tieren bietet auch viel Selbständigkeit.
Gerade morgens, wenn man die Ziegen rauslässt, ist man oft alleine unterwegs und läuft dann mit den Tieren zu den Weiden hoch. Es ist ein schöner Moment, wenn man sieht, wie die Sonne aufgeht, die Tiere zählt, das Klingeln der Kuhglocken und die Ziegen hört. Beim Wandern verpasst man diese schönen Momente, weil man oft nicht schon so früh unterwegs ist. Beim Umgang mit den Ziegen darf man nicht zimperlich sein. Wenn man noch nie was mit Tieren zu tun hatte, kann es sicher schwierig sein, beispielsweise wenn man sie einfangen muss. Aber man wird gut an die Arbeit herangeführt und Remo und Laura erklären den Freiwilligen gut und ausführlich wie man es richtig machen muss.
Leben auf engem Raum mit anderen Freiwilligen, passt das?
Das ist für mich eigentlich kein Problem. Es sind ja alles fremde Personen. Zwar lebt man auf Madris auf engem Raum, aber die Distanz zueinander ist vorhanden. Man kann zur Gruppe hinzustossen, aber man kann auch gut alleine sein, ohne dass jemand das seltsam findet. Jeder sucht die Ruhe da oben und keiner nimmt es einem krumm, wenn man mal eine halbe Stunde alleine spazieren geht.
Bist du in deinem Alltag oft in der Natur?
Ich wohne in einem kleinen Dorf mit 500 Einwohnern, das sehr ländlich ist. Wenn ich nicht auf der Arbeit bin, bin ich oft draussen im Garten. Und das Allgäu ist nah, ich mache gerne Ausflüge dort hin. Bin oft am Wandern und Spazieren in der Natur.
Würdest du das Bergwaldprojekt deinen Freunden empfehlen?
Auf jeden Fall. Ich finde es ist sehr gut organisiert und man fühlt sich sofort wohl und willkommen. Egal aus welchem Beruf und woher man kommt, jeder erhält die Chance zu helfen. Die Projektleiter motivieren die Leute sehr gut, und man hat immer Spass und etwas zu Lachen. Es ist nie langweilig. Jeder ist mit Euphorie und sehr viel Herzblut dabei. Als Teilnehmer sieht man immer ein Ergebnis der Arbeit. Jeden Abend kann man zurückblicken und sieht, was man alles geschafft hat. Das macht einen stolz.
15. Januar 2019