Armin Grimm
Jahrgang: 1956
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Freiwilligeneinsätze und Gruppenleiter
Beruf: Informatiker
Berufung: Menschen für etwas begeistern
Lieblingsbaum: Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
Freizeit: Berg- und Skitouren, Kultur, Kino

Welche Erinnerungen hast du an deinen ersten Einsatztag?
Wir machten eine Schlagräumung in Fanas und ich staunte, wie viel wir schafften in einem Tag. Auch darüber, wie motiviert alle waren und wie viel wir über den Wald lernten.

Wie sieht dein Berufsalltag aus?
Ich bin zuständig für die technische Abwicklung der Löhne der Schweizer CS-Angestellten. Oft ist der Arbeitstag hektisch; im internationalen Umfeld, etwa mit den Offshore Centern in Indien, Singapur, Polen und anderen Ländern, habe ich mit Arbeitskollegen nur online Kontakt.

Da erscheint die Arbeit im Bergwald wie ein Kontrastprogramm.
Das ist es. Es ist schön, mit Menschen 1 : 1 zusammenzuarbeiten und gemeinsam etwas zu realisieren. Das fehlt mir in meinem Berufsalltag.

Der Bergwald als Ausgleich?
Nicht nur. Ich entdecke auch gerne Neues und lerne dazu, das ist eine grosse Motivation.

Wie sind die Reaktionen auf deine Bergwald-Einsätze?
Gemischt. Oft sagen Kollegen: ‹Ah, du pflanzst in deiner Freizeit Bäume!› Dann antworte ich: ‹Auch. Aber oft geht es darum, Bäume zu fällen, damit die Rotte erstarken kann.› Viele sind erstaunt, dass ich in meinen Ferien arbeite, zuweilen stosse ich auf Unverständnis. Aber ich habe daneben genug Freizeit und eine gesunde Work-Life-Balance.

Hat sich durch deine Einsätze etwas verändert?
Ich schaue den Wald heute mit anderen Augen an. Gehe ich durch einen Wald, versuche ich einzuschätzen, ob er gesund ist und wie gut er gepflegt wird. Allerdings merke ich auch: Je mehr man weiss, desto klarer wird einem, wie wenig man weiss.

Was hat die Gruppenleiterausbildung gebracht?
Über den Wald habe ich wiederum Neues gelernt. Darin, wie man eine Gruppe leitet oder mit Konflikten umgeht, habe ich bereits Erfahrung. Da war es gut, sich mit anderen auszutauschen.

Wie ist es, wenn man einen Wald über Jahre sieht?
Meist schön, manchmal ernüchternd. Dann etwa, wenn man feststellen muss, dass die Bäume trotz Wildschutz verbissen wurden.

Gibt es auch Unangenehmes?
Ja, aber neben allem, was Freude macht, ist das selten. Was hilft, ist eine entspannte Haltung. Einen herausfordernden Teilnehmer etwa kann man nicht ändern – aber gut miteinbeziehen. Am schönsten ist es, wenn sich vermeintlich Negatives ins Positive verkehrt: Letzten Sommer zum Beispiel regnete es während einer Einsatzwoche ununterbrochen. Am Morgen stieg man klamm in die nassen Kleider; am dritten Tag hatte die ganze Gruppe ein Tief. Doch Ende Woche waren sich alle einig, dass sie wiederkommen. Das schlechte Wetter hat uns zusammengeschweisst.

 

04. Januar 2016

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