Jörg Altorfer
Jahrgang: 1971
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Gruppenleiter
Beruf: Naturschutzpfleger und Landwirt
Berufung: Gottes Garten, also die Natur, pflegen
Lieblingsbaum: Stechpalme (die unteren Blätter sind wehrhaft, die oberen sanft)
Freizeit: OL und Singen (Gospelchor)
Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Ich habe 2010 am Naturkongress Basel durch einen Wettbewerb zum ersten Mal vom Bergwaldprojekt gehört. Ich wandere gern in den Bergen und geniesse es, in steilen Lagen zu arbeiten und andere Probleme anzuschauen, als sie mir in meinem Beruf in Winterthur begegnen. Deshalb war mein erster Einsatzort Schaan, abgelegen und steil. Während des Einsatzes merkte ich, dass es mir Spass macht, eine Woche mit wildfremden Leuten zu verbringen.
Warum bist du Gruppenleiter geworden?
Bei diesem Einsatz in Schaan ist mir bewusst geworden, dass ich gerne mein Wissen weitergebe. Die Idee einer Projektwoche ist ja auch, dass den Freiwilligen Informationen vermittelt und Arbeiten gezeigt werden, die sie noch nicht kennen. Das gefällt mir.
Konntest du von der Gruppenleiterausbildung profitieren?
Ich habe einige neue Arbeiten gelernt, beispielsweise den Wegbau und das Erstellen von Dreibeinböcken. Aber ich habe auch gelernt, wie ich mit den Leuten umgehen muss. Und genau das ist auch mit ein Grund, weshalb ich so gerne als Gruppenleiter ins Bergwaldprojekt gehe.
Und wie war denn dein erster Einsatz als Gruppenleiter?
Das war ziemlich mühsam, aber auch sehr lehrreich. Ich war in ein Schulprojekt eingeteilt. Nicht alle Schülerinnen und Schüler waren gleich motiviert in dieser Woche, die Gruppe gemeinsam in eine Richtung zu steuern war nicht immer ganz einfach.
Du arbeitest also auch sonst in diesem Bereich?
Ja, ich bin Naturschutzpfleger bei der Stadt Winterthur. Rund 30 Hektaren werden von mir unterhalten und gepflegt. Der Job gefällt mir gut, ich mach ihn gerne noch weitere 15 Jahre. Meine erste Ausbildung war Agronom, dann habe ich tropische Landwirtschaft studiert.
Das heisst, du verbringst viel Zeit im Wald und in der Natur.
Das stimmt, für mich ist die Natur ein Arbeitsort. Aber ich gehe auch in der Freizeit gerne in den Wald oder in die Berge, dies verbinde ich auch mit meinen Hobbies, dem Orientierungslauf und dem Wandern. Ich bin sehr naturverbunden, habe kein Auto und fahre hauptsächlich Velo.
Welche Arbeiten machst du am liebsten?
Jungwaldpflege, das mach ich gerne. Da kann ich entscheiden, welche Bäume Zukunftsbäume sind und welche weg müssen. Im Lütschental haben wir Wege gebaut, das ist anspruchsvoll und gefällt mir gut. Am spannendsten wäre es, nach zehn Jahren jeweils zurück zu kehren und zu schauen, was sich alles verändert hat.
Wo warst du schon überall im Einsatz?
Ich war in Trin, in Soazza, in Schaan und in Lütschental. In diesem Jahr in Arosa. Ich erkunde die jeweilige Gegend am Wochenende zwischen zwei Projektwochen bei einer Bergtour. Ich gehe dann immer soweit hoch, wie es geht. Da ich meist im Frühling als Gruppenleiter im Einsatz bin, liegt oft noch Schnee.
Für dich ist die Rückkehr in den Alltag kein derart grosser Schritt, wie etwa für Büroangestellte.
Als Naturschutzpfleger arbeite ich praktisch immer im Freien. Aber: Normalerweise arbeite ich mit höchstens zwei weiteren Personen zusammen. Beim Bergwaldprojekt ist es ein grosses Team. Und ich habe da jeweils zwei Wochen lang keinen Rückzugsort, das ist speziell, gefällt mir aber. Ich wohne alleine und diese Abwechslung ist auch schön. Und ich geniesse das Leben in den Bergen sehr. Bei mir zu Hause sehe ich nicht mal Berge, wenn ich aus dem Fenster schaue.
03. August 2016