Sebastian Nussbaumer
Jahrgang: 1998
Beruf: Student
Lieblingsbaum: Lärche
Hobbies: Bergsteigen, Laufen, Skitouren

Sebastian, was für Arbeiten machst du mit den Jugendlichen hier in Trin?
Diese Woche waren wir hauptsächlich dran, auf einer ehemaligen Waldbrandfläche frisch aufkommende Fichten von der umliegenden Vegetation zu befreien, damit sie genügend Licht bekommen und zu wüllele, d.h. wir setzten den Endtrieben etwas Schafwolle auf, um sie vor Wildverbiss zu schützen. Dann bauten wir weiter an Begehungswegen für den Forstdienst und rissen invasive Neophyten aus, um die einheimische Vegetation zu begünstigen.

Du bist schon den dritten Sommer Zivi beim Bergwaldprojekt. Warst du viel mit Schulklassen unterwegs?
Diesen Sommer war ich nur mit Schulklassen am Arbeiten, die anderen Sommer auch mit Erwachsenen. Ich finde es sehr cool mit Jugendlichen, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Man muss mehr motivieren als bei Erwachsenen, wenn sie aber mal verstehen, warum sie die Arbeit machen, läufts bei vielen wirklich gut. Aber es gibt natürlich grosse Unterschiede bei den Klassen sowie auch unter den Schülerinnen und Schülern; einige kennen den Lebensraum Wald schon, für andere ist das etwas ganz Neues.

Was gibt es denn für Unterschiede zwischen Schulklassen?
Jugendliche aus ländlichen Schulen haben schon eher ein Naturverständnis als städtische Jugendliche und freuen sich oft sehr auf die Projektwoche. Für sie ist das alles nicht so fremd. Deshalb ist es umso wichtiger, Schülerinnen und Schüler aus Städten das Ökosystem Bergwald näher zu bringen. Der Entwicklungsschritt ist dort häufig grösser. In Gesprächen zwischen den Jugendlichen höre ich dort mehr, wie sie erzählen wo überall sie schon waren und was sie dort taten, während solche vom Land teils noch nie geflogen sind und in den Ferien meist den Eltern auf dem Bauernhof helfen. Diese müssen dann auch nicht so weit aus ihrer Komfortzone raus. Für mich ist es sehr spannend, in diese verschiedenen Welten hineinzusehen.

Inwiefern entwickeln sich die Schülerinnen und Schüler im Lauf der Woche?
Das krasseste Beispiel, das ich erlebt habe, war mit einer Gruppe Lernenden: Am Montag wollte niemand den Znüni und Zvieri essen, der bei uns aus Käse, Brot, Früchten und Gemüse besteht. Sie hatten ihre Energy Drinks dabei und genügten sich damit. Auch wollte sich niemand auf den Waldboden setzen: «Wäh, Natur!». Als sie gut arbeiteten und sich bis Ende Woche zum Spass in den Tannennadeln wälzten und sogar Käse und Brot assen, war das schon eine schöne Genugtuung, dass sie sich auf Neues und Unbekanntes einlassen konnten. Aber nicht bei allen passiert so viel, jedenfalls nicht vordergründig. Es gab auch Klassen, die hatten bis am Schluss Mühe zu verstehen, warum sie das alles machen mussten. Die blieben auch bei ihren Instant Noodles am Mittag, statt unserer Bergwaldsuppe. Sie waren allerdings beeindruckt, dass es Menschen gibt, die tagtäglich draussen streng arbeiten, bei Hitze und Nässe. Das war ihnen Anreiz genug, die Woche durchzuhalten.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Diese Woche war mein allerletzter Einsatz als Zivi. Ich freue mich, für eine Weile wieder mehr intellektuell, statt sozial gefordert zu sein.

In einer Woche beginnt mein Studium in Genf. Ich habe in St. Gallen einen Bachelor in Internationalen Beziehungen gemacht und jetzt hänge ich einen Master in Internationalen Entwicklungsstudien dran. In ein paar Tagen zügle ich nach Genf und damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

13. November 2023

Newsletter bestellen