Beat Deplazes
Jahrgang: 1960
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Hirt, Zaunbauer, Waldpfleger
Beruf: Kaufmännischer Angestellter
Berufung: Die Natur schützen
Lieblingsbaum: Weisstanne
Freizeit: Wandern, lesen

Wie kommst du als Einheimischer dazu, beim Bergwaldprojekt mitzumachen?
Die Idee gefällt mir, die Arbeit und das Kennenlernen neuer Leute. Ich gehe bewusst immer an andere Orte, war schon im Berner Oberland, in Soazza und auf der Ziegenalp Puzzetta. Ich empfehle das Bergwaldprojekt immer weiter, weil ich es super finde.

Wie verändert sich dein Tagesablauf in einer Projektwoche?
Puzzetta war für mich als Bürolist eine riesige Umstellung. Um 5 Uhr tagwach und dann um 19 Uhr Abendessen, völlig andere Arbeitszeiten. Es sind strenge Ferien, aber sehr schöne. Das Wichtigste dabei ist, man tut etwas Sinnvolles und das in der Schweiz. Das ist wichtig für mich. Meine Kollegen, die gern ins Ausland gehen, erzählen immer vom Stress des Packens, des Reisens, des Zurückkommens, des Akklimatisierens. Ich fahre mit dem Zug zwei bis drei Stunden, mache etwas Sinnvolles und lerne viele tolle Leute kennen. Das gefällt mir einfach. Es ist alles sehr unkompliziert.

Was ist deine liebste Bergwaldsuppe?
Mich fasziniert es, wie die Köchinnen jeweils täglich Neues zaubern. Das Bergwaldprojekt hat super Köchinnen!

Hast du manchmal Muskelkater?
Eigentlich nicht. Ich laufe immer sehr viel, meine Beine sind gut trainiert. Manchmal zwickt es im Rücken, aber das macht nichts, denn beim Bergwaldprojekt sind alle flexibel. Heisst, wenns zwickt werde ich einfach zu einer anderen Arbeit eingeteilt.

Wie funktioniert die Teamarbeit in den Projektwochen?
Das ist sehr spannend. Ganz junge Menschen, ältere Leute, Frauen, Männer, treffen zusammen und engagieren sich. Ältere sind manchmal zäher als die Jungen. Ich würde am liebsten alle Schulabgänger einige Wochen ins Bergwaldprojekt schicken.

Was sind deine Erfolgserlebnisse im Bergwald?
Wichtig ist, dass man jeden Abend sieht, was man getan hat: Dieses Waldstück haben wir freigeräumt, diese Zäune erstellt, oder diesen Weg begehbar gemacht. Auf der Alp dasselbe. Es ist sehr befriedigend, wenn am Abend alle, Ziegen und Hirten zufrieden zurück kommen.

Was sind deine Hobbies?
Ich laufe viel. Habe einen kleinen Hund, mit dem machen wir gerne grössere Touren.

Was ist deine Lieblingsjahreszeit im Bergwald?
Der Herbst mit den vielen Farben, auch wenn die Bäume etwas kahl sind. Das ist genial.

Zehn Jahre lang war das Präsidium des WWF Graubünden verwaist. Dann kamst du. Warum?
Ich war zuerst Vorstandsmitglied, dann wurde ich gefragt, ob ich nicht gerade das Präsidium übernehmen würde. Habe zugesagt, weil mir die Natur sehr am Herzen liegt. Ich finde, der Schutz der Natur und das Arbeiten in ihr, das wird immer wichtiger. Man muss sich mit der Natur abgeben. Der Klimawandel macht zum Beispiel die Arbeit im Bergwald immer wichtiger.

Wie engagierst du dich für die Nachhaltigkeit?
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Die grösste Herausforderung in der Schweiz ist es, die Leute davon zu überzeugen, dass die Klimaerwärmung ein ernsthaftes Problem ist. Es wäre viel möglich, aber niemand will entscheiden.

Weshalb ist das so?
Die Politischen Parteien nehmen den Klimawandel zu wenig Ernst. Das ist schade und es wird uns einmal teuer zu stehen gekommen. Unsere Nachkommen werden wegen unseres Nicht-Handelns zu Beissen haben.

Wie bringst du das Thema Nachhaltigkeit näher zu den Leuten?
Die Leute, die beim Bergwaldprojekt mitarbeiten, die sind schon sensibilisiert. Ich versuche, mich auch auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass sich die Leute mehr und besser damit befassen. Es ist sehr ernüchternd, wie wenige sich mit diesem Thema auseinandersetzen, gerade in einem Gebirgskanton wie Graubünden. Wir müssen die Öffentlichkeit aufrütteln. Jeder sollte mehr Velofahren, mehr laufen, den ÖV benutzen, keine weiten Flugreisen machen.

Gibt es einen Projekteinsatz, der dich sehr beeindruckt hat?
Schön ist es, auf der Alp Puzzetta das Wetter zu geniessen. Oder wie die Geissen am Morgen losgehen, man steht inmitten einer Herde von 300 Ziegen. Das ist einfach wunderbar.

Wie sieht der Bergwald in 100 Jahren aus?
Es wird mehr Wölfe, Luchse und viel mehr Laubwald als heute geben. Der Wald wird in höhere Lagen vorstossen, aber auch mancherorts verschwinden. Es wird Regionen geben, in denen der Wald seine Schutzfunktion nicht mehr wahrnehmen kann. Ganze Alpen und Täler werden einwachsen. Es ist eine Chance für die Natur, aber der Mensch wird dann wohl nicht mehr so aktiv sein in diesen Gebieten.

Was erzählst du einem Bergwaldprojekt-Neuling?
Er soll offen sein, denn er wird viele spannende Leute kennen lernen. Er ist draussen, macht etwas Sinnvolles, und sieht jeden Abend, was er getan hat. Darauf kann er sich freuen. Er weiss am Abend jeweils, weshalb er müde ist. Und er wird sehr gut verpflegt werden.

Wie alt ist dein Bergschuh?
Ich hab meine beiden Paare noch vom Militär. Die sind etwa 25 Jahre alt. Sie sind immer noch dicht, weshalb sollte ich sie entsorgen? Das ist auch Nachhaltigkeit. Ich brauche sie sehr oft und laufe sehr viel mit ihnen.

18. Mai 2015

 

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