Elia Studer
Jahrgang: 2000
Beruf: Forstwart
Lieblingsbaum: Eiche
Hobbies: Klettern
Was hat dich dazu bewogen, deinen Zivildienst beim Bergwaldprojekt zu absolvieren?
Nach meiner ersten Ausbildung als Zeichner mit Fachrichtung Ingenieurbau zog ich zunächst ein Studium der Forstwissenschaften in Betracht. Dafür ist jedoch mindestens ein Jahr Praktikumserfahrung erforderlich. Da wurde ich auf das Bergwaldprojekt aufmerksam und ich sah darin eine grossartige Gelegenheit, praktische Erfahrungen im Wald zu sammeln und erste wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Hast du den Eindruck, dass die Freiwilligen ein Gespür dafür entwickeln, was sie im Wald bewirken?
Einige Arbeiten wie etwa der Bau von Zäunen in der Nähe eines Hirsch-Einstandes, fördern dieses Gespür besonders schnell. Oft erschliessen sich jedoch nicht alle Zusammenhänge einer Arbeit auf den ersten Blick. Durch aufmerksames Beobachten und das Stellen kritischer Fragen entwickelt sich dieses Verständnis nach und nach. Umso faszinierender finde ich es, wenn Freiwillige zu Beginn einer Aufgabe kritisch gegenüberstehen und am Ende der Woche dennoch stolz auf das Erreichte sind.
Wie würdest du die Qualität der Arbeit beschreiben, die von den Freiwilligen geleistet wird?
Für viele Forstbetriebe ist es eine Herausforderung, alle anfallenden Arbeiten wirtschaftlich zu bewältigen. Daher wird oft rationalisiert: Es wird gerade so viel wie nötig und so wenig wie möglich getan, um alle Aufgaben zu erledigen. Beim Bergwaldprojekt hingegen, obwohl die meisten Freiwilligen Laien sind und die Arbeiten nicht so schnell wie Fachkräfte ausführen können, wird dennoch eine Qualität erreicht, die für viele Betriebe selbst mit ausgebildeten Forstwarten in diesem Umfang kaum umsetzbar wäre.
Gibt es ein persönliches Erlebnis, das für dich den Geist des Bergwaldprojekts besonders gut einfängt?
In einem Projekt in Avers kam es zu einem unvorhergesehenen Vorfall: Ein Kurzschluss im benachbarten Heustall führte dazu, dass unsere Unterkunft am Ende der ersten Projektwoche niederbrannte. Dabei wurden sowohl Werkzeuge als auch Lebensmittel für mehrere Wochen stark beschädigt. In der zweiten Woche konzentrierten wir uns daher auf die Rettung von Lebensmitteln und Werkzeugen. Doch das Projektteam war von den Ereignissen der vorherigen Woche immer noch sichtlich mitgenommen. Beeindruckenderweise erkannten die teilnehmenden Freiwilligen unsere Lage und begannen selbstständig, die geretteten Lebensmittel zu reinigen und zu sortieren.
Für diese Unterstützung und die dadurch gewonnene Zeit, um durchzuatmen und die Geschehnisse zu verarbeiten, waren wir alle sehr dankbar. Es ist genau diese Mentalität, die seit der Gründung des Bergwaldprojekts Menschen dazu bewegt, einem geschwächten Bergwald unter die Arme zu greifen und sich freiwillig für eine gemeinsame Sache einzusetzen.
Warum hast du dich für einen Beruf im Wald entschieden, obwohl er zu den gefährlichsten und am schlechtesten bezahlten Berufen zählt?
Schon in meiner Kindheit verbrachte ich viel Zeit im Wald – sei es in der Jungschar oder mit meinen Eltern, die einen eigenen Wald besitzen und sich um die Pflege der Jungwuchsflächen kümmerten. Damals zog ich es allerdings vor, zu spielen, anstatt mitzuhelfen.
Während meines ersten Zivildiensteinsatzes beim Bergwaldprojekt entdeckte ich dann jedoch meine Begeisterung und mein Interesse für die Arbeiten im Wald. Dabei wurde mir klar, dass ich viel lieber draussen etwas Handfestes mache, als drinnen an einem Schreibtisch zu sitzen. Diese Freude an der praktischen Arbeit im Freien ist mir geblieben und für mich von grosser Bedeutung.
Was bedeuten dir der Bergwald und das Bergwaldprojekt heute, nach deiner Ausbildung und mit deinem jetzigen Wissen?
Vor fast 150 Jahren wurde in der Schweiz das erste Forstpolizeigesetz erlassen – eine Reaktion auf die Erkenntnis, wie essenziell der Wald, insbesondere der Bergwald, für die Sicherheit der Schweizer Bevölkerung ist.
Vor meiner Zeit beim Bergwaldprojekt war mir die Bedeutung dieses einzigartigen Ökosystems nicht bewusst. Heute bin ich stolz darauf, aktiv zur Erhaltung und Pflege des Bergwaldes und seiner vielfältigen Bewohner beizutragen. Einerseits durch meine Arbeit als Forstwart, andererseits möchte ich auch in Zukunft durch mein Engagement beim Bergwaldprojekt wichtige und qualitative Arbeiten im Bergwald ausführen.
20.01.2015