Esther Ehinger
Jahrgang: 1972
Arbeit beim Bergwaldprojekt: Berg(wald)begeisterte Begleiterin von Schulklassen
Beruf: Sportlehrerin
Berufung: Sportlehrerin … für Menschen … mit Menschen
Lieblingsbaum: Nussbaum. Hat superschönes Holz und leckere Nüsse
Freizeit: Hauptsache mit Action und manchmal auch Musse in den Bergen … oder eine fremde Ecke dieser Welt erkunden

Wo warst du bisher mit Klassen der Kantonsschule Limmattal im Einsatz?
Esther: Ich bin jetzt zum zweiten Mal in Trin im Bergwaldprojekt, früher war ich auch einmal in Vignogn. Das Bergwaldzentrum ist sehr schön, die Schüler schätzen den Komfort hier sehr.

Wie starten die Schülerinnen und Schüler jeweils in die Bergwaldprojekt-Woche?
Esther: Alle Viertklässler der Kantonsschule Limmattal müssen in die Bergwaldprojektwoche. Die meisten fürchten sich eher etwas vor diesem Einsatz, es geistern immer wieder Geschichten an der Schule herum, wie streng es jeweils ist. Nach der Woche sind die Rückmeldungen aber mehrheitlich so, dass die Tage weniger streng waren als befürchtet, der Tenor ist jeweils: Es ist ja gar nicht so schlimm. Aber es ist natürlich schon eine anstrengende Zeit. Zum Vergleich: In der zweiten Klasse gibt es eine Themenwoche zu Musik und Sport, in der dritten werden Sprachen thematisiert und in der fünften gehen die Klassen gemeinsam ins Ausland. Und vermutlich bleiben auch die Erlebnisse der anstrengenden Art besser im Gedächtnis als die schönen und werden so mit den anderen Jugendlichen geteilt.

Sind die meisten Schülerinnen und Schüler sich denn einen Aufenthalt im Freien gewohnt?
Esther: Die Kantonsschule Limmattal steht in Urdorf. Das ist nicht total städtisch, aber mal einen ganzen Tag im Wald zu sein, das sind sich nur rund ein Drittel aller Kinder gewöhnt. Das sind Pfadfinder oder Outdoor-Sportler. Die anderen verbringen nicht so viel Zeit in der Natur gewöhnlich und hier beim Bergwaldprojekt ist es gleich eine ganze Woche. Bei einigen ist so ein Einsatz im Wald auch einfach nicht ihr Ding, das merkt man dann bereits am ersten Tag. Aber auch diese Schülerinnen und Schüler bringen die Woche gut über die Bühne.

Beim Bergwaldprojekt gilt die Devise: Die Jugendlichen lernen beim Arbeiten im Wald.
Esther: Das ist genau der richtige Ansatz. Es braucht kein pädagogisches Konzept und keine pädagogische Begleitung. Der physische Approach ist meiner Meinung nach der richtige Weg für eine solche Woche. Die Jugendlichen lernen viel über sich, den Bergwald und über das Verhalten in der Gruppe.

Verändern sich die Jugendlichen in so einer Woche?
Esther: Die Bergwaldprojekt-Woche ist mitten im Schulalltag ein Gefäss mit mehr gemeinsamer Zeit. Sie bietet den Blick auf etwas, das die Schülerinnen und Schüler sonst nicht so wahrnehmen – oder als selbstverständlich anschauen. Sie entdecken, was hinter den Bergwäldern steckt, entwickeln Verständnis für die Zusammenhänge. Es passiert auf jeden Fall etwas in die richtige Richtung. Bei diesem Einsatz hier in Trin sind zudem zwei Klassen gemeinsam am selben Ort untergebracht. Da findet ein guter Austausch zwischen den Gleichaltrigen statt, der sonst nicht möglich ist.

Was ist deine liebste Arbeit im Bergwald, welche gefällt dir nicht?
Esther: Meine liebste Arbeit ist der Wegbau. Das ist eine strenge Arbeit, die mich fordert und man sieht jeweils am Abend gut, was man getan hat. Auch Haselstauden schneiden gefällt mir. Die langweiligste Arbeit fanden die Schülerinnen und Schüler das Aussicheln. Der Tag wird extrem lang, wenn man den ganzen Tag gebückt Gras schneidet. Und übrigens, auch wenn ich als Sportlehrerin mich hier voll verausgaben kann, es gibt beim Bergwaldprojekt durchaus auch Arbeiten für weniger trainierte Personen.

Wie steht es um die Sicherheit der Schüler in so einer Woche?
Esther: Ich habe noch nie etwas Negatives wahrgenommen. Learning by doing stimmt auch hier, und die Arbeiten und das Bewegen in der ungewohnten Umgebung werden gut erklärt.

Würdest du einen Klasseneinsatz beim Bergwaldprojekt weiterempfehlen?
Esther: Unbedingt! Aber der Einsatz steht und fällt mit den Begleitpersonen. Ob so eine Woche gelingt, hängt stark von der Schule und der Lehrerschaft ab. Sind die Begleiter motiviert und von der Sache überzeugt, dann sind auch die Jugendlichen besser dabei. Ich persönlich bin von diesen Einsätzen begeistert, diese positive Einstellung greift dann meist auch auf die Jugendlichen über, die zu Beginn oft kritisch in die Woche starten.

Eine Woche unter dem gleichen Dach mit den Schülerinnen und Schülern. Eine Herausforderung?
Esther: Das ist natürlich eine grosse Veränderung gegenüber dem Schulalltag. Aber mir gefallen solche Projektwochen, und es tut dem Klassenzusammenhalt gut.

06. November 2018

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