Dagmar Varinska
Jahrgang: 1969
Beruf: Head of Risk and Compliance, W. R. Berkley Europe AG
Lieblingsbaum:  Föhre: symbolisiert Ausdauer und Langlebigkeit
Hobbies: Skifahren, Wandern, Schwimmen, Musizieren

Was hast du für einen persönlichen Bezug zum Wald?
Ja, natürlich. Als Kind habe ich jedes Jahr Sommerferien am See umgeben von Wald verbracht. Die Bäume spendeten immer einen kühlenden Schatten. So war die Sommerhitze gut ertragbar. Es war ein Mischwald bestehend als Eiche, Buche, Kiefer, Ahorn und Hasel.  Ich bin in der Slowakei aufgewachsen. Es ist ein mehrheitlich mit Laubholz bewaldetes Land, was in Europa eher die Ausnahme ist. Ich erinnere mich, dass ich als Kind mit meinem Vater Föhren gepflanzt habe. Die Bäume sind in der Zwischenzeit sehr gross geworden. Im Herbst musste man Haseln schneiden und die farbigen Ahornblätter räumen. Das waren Wochenende Einsätze. Am Sonntagabend fuhr man wieder in die Stadt. Müde, aber glücklich, irgendwie mit Ruhe erfüllt.

Seit bald 17 Jahren bist du ehrenamtlich im Stiftungsrat vom Bergwaldprojekt tätig, vier davon als Präsidentin. Wie bist du dazu gekommen?
Ich wurde angefragt. Das Bergwaldprojekt hat damals mit dem Corporate Volunteering angefangen und versuchte besser zu verstehen, wie die Grossfirmen “ticken”.  Das Corporate Volunteering war eine neue Projektart zusätzlich zu den Kern-, Jugend- und Familienprojekten. Ich war bei der Zurich Versicherung in der Rolle als Chief Risk Officer für die Schweizer Niederlassung tätig. Die Zurich hat den Corporate Responsibility Council gegründet und ich war eine von den Mitgliedern in diesem Gremium. Wir haben uns mit den Themen „local communities“ befasst. Also ein perfektes Match auch für das Bergwaldprojekt. Zudem hat mich die Idee, sich für die Erhaltung des Bergwaldes aktiv einzusetzen, von der ersten Minute fasziniert.

Du bist nach wie vor in der Versicherungsbranche tätig. Hast du in deinem Alltag auch mit Wald zu tun?
Mein beruflicher Alltag ist mit den Aufgaben im Bereich des Corporate Governance gefüllt. In meiner Freizeit gehe ich regelmässig in den Wald spazieren, verbringe viel Zeit im Engadin. Auch meine Familie liebt die Berge und den Wald. Der Heckentag, organisiert durch das Bergwaldprojekt und die Scola Trin, ist jeweils ein Highlight für meine ganze Familie.

Wie hat sich das Bergwaldprojekt in den Jahren entwickelt, wo du es begleitet hast?
Das Bergwaldprojekt ist eine gemeinnützige Stiftung. Der Stiftungsrat führt und kontrolliert die Stiftung nicht nur, er gestaltet sie auch aktiv. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich auf einige strategische Entscheide und ihre erfolgreiche Umsetzung stolz bin.

Die Anzahl Freiwillige haben sich von 1’047 im Jahr 2007 auf 2’989 im Jahr 2022 fast verdreifacht. Entsprechend sind die Arbeitstage, also die zugunsten des Bergwalds erbrachte Leistung, ebenfalls deutlich gestiegen. Dieses Wachstum wäre ohne die Professionalisierung der Abläufe und Prozesse nicht möglich gewesen. Dies bestätigt auch die ZEWO-Zertifizierung, welche eingeführt wurde.

Die Freiwilligenarbeit und -betreuung bedürfen eigener Führungs- und Pädagogik-Philosophien. Die Arbeit im Bergwald bedarf höherer Fachkompetenzen. Diese bringen die Mitarbeiter:innen des Bergwaldesprojekt mit. Aber nicht nur das: Auch die Begeisterungsfähigkeit, für den Wald Gutes zu tun, sich die Ärmel hochzukrempeln und die Erde unter den Fingernägeln zuzulassen.  Das ist ansteckend und das ist gut so. Ich bin stolz, dass das Bergwaldprojekt solche Mitarbeiter:innen hat. Dies ermöglicht spannende Ideen umzusetzen. Zum Beispiel die grossen KulturlandschaftsProjekte auf den Ziegenalpen Puzzetta, Madris und Aion, weiter die Expansion ins Tessin oder die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit mit den Bergwaldprojekten in Deutschland, in den spanischen Pyrenäen und in Österreich.

Ein weiteres Beispiel einer erfolgreichen unternehmerischen Entscheidung ist der Umbau der Stiftungseigenen Liegenschaft in Trin zum Bergwaldzentrums Mesaglina und die vertrauensvolle Kooperation mit den Schweizer Jugendherbergen. Das Bergwaldzentrum Mesaglina ist seitdem sozusagen ein „Basislager“ mit Geschäftsstelle, Werkstatt, Lager und Küche. Es ist Unterkunft, Verpflegungs- und Begegnungsort in einem und ist als offizielle Jugendherberge auch offen für Gäste und Tourist:innen.

Was wünscht du dem Bergwaldprojekt für die Zukunft?
Ich wünsche ihm, dass es weiterhin dem Bergwald dient. Denn mit Klimawandel und zu starkem Wildeinfluss stehen grosse Herausforderungen für dieses für uns Menschen so wichtige, aber sensible Ökosystem an. Die Waldeigentümer und der Forstdienst kann dies aufgrund des geringen Erlöses aus dem niederen Holzpreis nicht alleine stemmen, die ganze Gesellschaft muss sich hier engagieren. Und ich wünsche dem Bergwaldprojekt weiterhin so engagierte begeisterte Mitarbeiter:innen.

18.01.2024

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