Martin Brodmann
Jahrgang: 1954
Arbeit beim Bergwaldprojekt: Freiwilliger in Forst- und Alpprojekten
Beruf: Musiklehrer
Lieblingsbaum: Edelkastanie, Dattelpalme
Freizeit: Musik, Berge, Reisen

Martin, was ist dein Beruf?
Ich bin seit 25 Jahren Musiklehrer an einer Primarschule in Basel Stadt. Das Fach heisst Musik und Bewegung, und ich unterrichte Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur sechsten Klasse jeweils eine Lektion pro Woche. Neben den zwölf Lektionen Musik und Bewegung unterrichte ich auch noch Technisches Gestalten. Im Unterricht spielen wir auf Xylophonen und Rhythmusinstrumenten, Tanzen, Singen und Hörschulung gehören ebenfalls dazu, genau wie das Kennenlernen von verschiedenen Instrumenten und musikalischen Begriffen. Ich bin als Musiker zum Unterricht gekommen und arbeite seit 25 Jahren Teilzeit, um genügend Zeit für meine eigene Musik zu haben.

Deine eigene Musik?
Seit 30 Jahren ist die Musik der Schwerpunkt in meinem Leben. Ich spiele Saxofon und Klarinette im Werkstattorchester Basel, das ist eine zehnköpfige Band. Sie ist vor 25 Jahren aus einem musikalischen Workshop entstanden. Unser Repertoire geht querbeet von afrikanischer Musik bis Walzer, wir spielen oft an Tanzanlässen.

Bringst du die Musik mit in die Bergwaldprojekt-Wochen?
Letzten Sommer hatte ich die Ukulele dabei. Ich habe die anderen jeweils ein wenig genötigt mitzusingen.

Was ist deine Lieblingsmusik?
Tief in mir drin bin ich ein Jazzer. Das ganze Feld der Black Music finde ich sehr spannend, Jazz höre ich sehr viel.

Welche Instrumente spielst du?
Meine Hauptinstrumente sind Saxofon und Klarinette. Ich spiele auch ein bisschen Ukulele, Klavier und verschiedene Rhythmusinstrumente.

Wie bist du auf das Bergwaldprojekt gestossen?
Ich bin leidenschaftlicher Tourengänger, bin als Snowboarder unterwegs. Bisher mit Schneeschuhen, neu mit dem Splitboard. Ich war mal mit dem im 2015 verstorbenen Stiftungsratsmitglied Andrea Bianchi auf einer geführten Tour auf der Alp Puzzetta. Er hat während der Tour vom dortigen Bergwaldprojekt erzählt. Später in der Woche haben wir Geschäftsführer Martin Kreiliger getroffen, der hat unserer Gruppe dann das Bergwaldprojekt vorgestellt. Das fand ich sehr spannend, ich wollte es unbedingt kennenlernen. Eigentlich wollte ich natürlich danach sofort nach Puzzetta, aber das war zu schnell ausgebucht. Also bin ich ins Alpprojekt nach Madris.

Du bist seit 2014 jedes Jahr dabei.
Ich war in Madris, als das Projekt gestartet wurde. Dann hat es mir den Finger reingenommen. Ich war jedes Jahr da, finde es wunderbar. Es ist toll, mit der Bauernfamilie in Kontakt zu kommen und jeden Tag etwas Neues dazu zu lernen. Der Einsatz beim Bergwaldprojekt ist ein toller Ausgleich zum Leben in der Stadt und an der Schule. Das Zusammenarbeiten mit Erwachsenen macht Spass und ich lerne immer spannende Leute kennen. Mittlerweile war ich auch auf Puzzetta, ich war in Val Medel und in Champéry und letzten Herbst hab ich an der Gruppenleiterwoche teilgenommen.

Was fasziniert dich an den Projektwochen?
Ich bin ja gerne in den Bergen auf Touren, Skigebiete meide ich. Am liebsten bin ich irgendwo abgelegen unterwegs. Die Stille und das Panorama reizen mich. Im Madris ist die Landschaft sehr faszinierend, man kann sich nicht sattsehen. Mich fasziniert auch, dass die Tiere hier den Tagesablauf bestimmen – die Uhr kann man auf der Alp wegwerfen. Ich entschleunige in kürzester Zeit. Klar, manchmal ist es auch etwas hektisch, aber es ist immer eine köstliche Stimmung da oben.  Etwa wenn ich am Abend die Geissen zur Nachtweide heruntertreibe und die Gitzi herumspringen wie Gummibälle. Ich mag es auch, einen tollen Hirtenhund zu beobachten oder Martin Patzen zuzuhören, weshalb eine bestimmte Kuh oder Geiss so ist und so reagiert. Ich habe sehr viel profitiert. Mein Vater ist als Bauernbub aufgewachsen, als Jugendlicher war ich oft auf dem Bauernhof meines Onkels, vielleicht hat die Faszination auch damit zu tun. Manchmal hinterfrage ich unser Tun allerdings auch.

In welchen Situationen denn?
Das Leben auf der Alp ist nicht so romantisch. Ich habe manchmal das Gefühl, die Tiere sind permanent gestresst. Die Rangkämpfe, die zum Beispiel für Geissen ohne Hörner ganz schwierig sind, die Rinder, die in den steilen Hängen Probleme mit Gelenken und Hufen bekommen können. Da frage ich mich, ob es überhaupt gut ist, was der Mensch da mit den Tieren macht. Früher waren die Tiere halt noch leichter und sie haben weniger Milch gegeben, da war das Leben auf der Alp für sie vermutlich einfacher. Obwohl ich manchmal auch an der Alpwirtschaft zweifle, möchte ich nach meiner baldigen Pensionierung gerne als Senn auf eine Alp.

Die Projektwochen sind ein grosser Unterschied zur Arbeit in der Schule, nicht?
Ich bewege mich gerne draussen, das ist auch ein Grund, weshalb ich als Freiwilliger beim Bergwaldprojekt arbeite. Für mich als Lehrer ist es eine Entlastung, dass ich in den Projekten sozusagen nichts bieten und nichts vorbereiten muss. Das ist im Lehrerberuf anstrengend: Immer hirne ich bereits am nächsten Schritt. Aber im Bergwald hat es einen Projektleiter und einen Revierförster und man hat klare Aufgaben. Man arbeitet gemeinsam, und manchmal gibt es Situationen, die nicht so laufen, wie sie sollten, dann findet man ebenfalls gemeinsam eine Lösung. Und abends kann jeder sehen, was er tagsüber getan hat. Das ist auch befriedigend. Man spürt auch immer, dass die lokalen Leute die Arbeit sehr schätzen. Man ist akzeptiert und sie vermitteln das einem auch. Es ist wie eine Entlastung für sie, eine Arbeit für die Gemeinschaft, die wir tun.

Gibt es eine Lieblingsarbeit?
Nein. Ich schätze die Abwechslung sehr, insbesondere jene auf den Alpen. Als «Königsdisziplin» würde ich das Arbeiten auf Puzzetta bezeichnen. Vielfältiger ist fast nicht möglich.

Leben auf engem Raum mit anderen Freiwilligen, passt das?
Für eine Woche war das noch nie ein Problem. Aber auch mehrere Wochen auf der Alp waren für mich nie belastend. Ich habe es eher genossen. Es ist spannend, andere Leute kennen zu lernen. Alle haben ein gemeinsames Interesse: Etwas für die Natur zu tun. Das verbindet und die Kontakte bereichern mich sehr. Ich bin allerdings ab und an auch gerne alleine unterwegs, beispielsweise auf Fernwanderungen. Das gefällt mir auch.

Bist du in deinem Alltag oft in der Natur?
Eigentlich zu wenig, und deshalb bin ich oft weg. Weil in Basel selber kommt das etwas zu kurz, ausser beim Joggen. Das mach ich nicht in der Stadt, dafür gehe ich in ein Waldstück. Und ich fahre jeden Morgen mit dem Velo zur Schule, das sind 10 Minuten Fahrt dem Rhein entlang, das ist auch Natur erleben. Für die Musik ist halt eher die Stadt angesagt.

Ist schon mal jemand aus deinem Umfeld in einer Projektwoche gewesen?
Meine Schwester war letztes Jahr zum ersten Mal eine Woche im Bergwaldprojekt. Sie ist auch begeistert, wird sicher wieder mal eine Woche mitmachen.

07. Mai 2019

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