Thomas Tschuor
Jahrgang: 1965
Beruf: Revierförster Soazza und Lostallo
Lieblingsbaum: alle Bäume, die einen Charakter haben, denen man ansieht, dass sie schon einiges erlebt und sich behauptet haben
Freizeit: z’Berg gehen, biken, langlaufen…alles wo mein Hund mitkommen kann
Thomas, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt?
Ich kenne das Bergwaldprojekt seit den 1990er Jahren, seit dem Sturm Vivian und dem Einsatz vom Bergwaldprojekt in Curaglia. Ich wohnte damals in Trin und kannte Renato Ruf, den damaligen Geschäftsführer vom Bergwaldprojekt. Als ich dann Revierförster in Soazza wurde traf ich wieder auf Renato, der ein Projekt in Roveredo leitete und wir beschlossen, auch in Soazza Projektwochen zu starten. Die Gemeinde war da sofort mit dabei.
Wie ist es für dich, mit forstlichen Laien zusammen zu arbeiten? Hast du dich auch schon über sie genervt?
Die Kombination von Profis und Laien ist wahnsinns spannend, es macht wirklich Freude. Natürlich kann mal jemand nerven, aber da fangen die Gruppenleiter vom Bergwaldprojekt viel ab.
Stimmen denn Qualität und Quantität der erledigten Arbeiten?
Die Quantität ist gar nicht so entscheidend. Es muss das Ganze stimmen, dazu gehört auch die gute Stimmung, dass es den Teilnehmenden Freude macht. Die Erwachsenen sind oft so motiviert zu arbeiten, dass man sie irgendwann fast bremsen muss. Natürlich muss auch für uns was rausschauen, das ist klar, es ist ja kein Beschäftigungsprogramm. Würden wir ein Unternehmen engagieren, kämen die Arbeiten fast doppelt so teuer, die Arbeiten wären aber nicht genauer oder besser gemacht deswegen. Natürlich müsste ich mich dann weniger darum kümmern.
Die Qualität und Quantität der Arbeit der Freiwilligen steht und fällt mit unserer Vorbereitung und Begleitung. Das ist natürlich schon ein rechter Aufwand.
Was für Arbeiten eignen sich besonders für die Freiwilligen?
Es eignen sich alle Arbeiten, wo viele Hände benötigt werden und man auch einen Fortschritt der Arbeiten sehen kann. Das sind Asträumungen, Wiesenpflege, Wegbau, Pflanzungen und Jungwaldpflege. Wir bauen aber auch Wildschutzzäune mit den Freiwilligen, da wir durch die grossen Populationen von Schalenwild ein Verjüngungsproblem haben.
Wie siehst du den Nutzen dieser Projektwochen für die Öffentlichkeitsarbeit?
Das hat einen riesigen Stellenwert, v.a. bei Schulen. Die Erwachsenen, die kommen sind freiwillig hier und sind für das Thema schon sensibilisiert. Die Schüler hingegen müssen ja kommen, wenn es der Lehrer entscheidet und viele sind es nicht gewohnt sich im Lebensraum Wald zu bewegen und zu arbeiten. Hier kann ein wichtiger Grundstein gelegt werden für die Sensibilisierung, da es viele nicht mehr von zu Hause mitbekommen.
Die Bevölkerung von Soazza staunt immer wieder, dass da Leute kommen, v.a. Deutschschweizer, und freiwillig arbeiten. Das liegt nicht so in der Mentalität der Latinos. Schön sind jeweils die Schlussabende, wo die Gemeinde eine Griliata offeriert. Da gibt es tolle Begegnungen.
05. Januar 2022