Alan Kocher
Jahrgang: 1958
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Stiftungsrat von 2001-04, Stiftungsratspräsident von 2004-2014
Familie verheiratet, drei erwachsene Kinder
Lieblingsbaum: Arve
Freizeit: Was ist das? Ich koche und esse gerne und mag auch guten Rotwein und Musik
Traumberuf als Kind erst Bäcker, später Pilot

Alan, wie bist du zum Wald gekommen?
Ich war als kleiner Bub viel im Wald, bin aber nicht aus einer Försterfamilie. Die Lebensgemeinschaft hat mich fasziniert. Ich sah immer viele Tiere, liebte den Geruch vom Waldboden und konnte die Baumarten anhand ihrer Düfte unterscheiden. Es war ein emotionaler Zugang.

Und wie ist der Wald dein Beruf geworden?
Nach dem Forststudium in Freiburg i.Br. machte ich einige Lehr- und Wanderjahre in den Kantonen Graubünden, Bern und St. Gallen. Von 1990 bis 1998 war ich beim Waldwirtschaftsverband Schweiz WVS für die Kommunikation zuständig. Dort lernte ich das Bergwaldprojekt kennen. Seit 2003 bin ich Direktor des Bildungszentrums Wald in Lyss. Unheilbar mit dem Bergwaldvirus infiziert wurde ich während des Forstpraktikums im Unterengadin. Noch heute bin ich sehr gerne im Engadin, einem richtigen Kraftort.

Bist du oft im Wald?
Ich bin dort zum Glück ab und zu beruflich, wenn auch nicht so oft, wie ich möchte. In der Freizeit geniesse ich den Wald auch als Erholungssuchender.

Was bringt dir Erholung?
Thriller anschauen – im Ernst. Ich schlafe manchmal im spannendsten Moment ein.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
Aus familiären Gründen bin ich öfter im Baltikum, im Sommer werde ich mit meiner Frau wieder nach Litauen reisen. Aber das letzte Mal, hmm, da muss ich überlegen. Jedenfalls mag ich Städte immer lieber; ich glaube, das ist eine Alterserscheinung ;-).

Was empfindest du angesichts einer 500-jährigen Lärche?
Respekt und Wertschätzung. Es ist ein Wunder, was die aushält und leistet.

Mit welcher Baumart vergleichst du das Bergwaldprojekt?
Mit einer Arve. Das Projekt ist ein Pionier, zäh, widerstandsfähig und vielfältig. Es ist eine Erfolgsgeschichte mit Potential, wie das Arvenholz auch. Die Teilnehmenden vergleiche ich mit dem Tannenhäher, der die Arvennüsschen verbreitet. Die Teilnehmenden tragen die Botschaft weiter und lassen sie an andern Orten keimen.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Die Idee ist genial einfach – und funktioniert. Die Mitarbeitenden stecken sehr viel Herzblut in ihre Aufgabe. Das ist ansteckend! Bei den Teilnehmenden beeindrucken mich ihre Motivation und ihr Staunen. Sie sind bereit, eine Woche ohne materielle Entschädigung zu arbeiten und tragen erst noch eine Wirkung nach aussen. Es kommt ein grosser Querschnitt der Bevölkerung mit unterschiedlichsten Beweggründen zusammen. Am Abend sind alle verschwitzt, mit Händen voller Harz und begeistert über den Bergwald. Und was mir als leidenschaftlichem Esser auch aufgefallen ist: Die gute Verpflegung ist so etwas wie ein Markenzeichen des Projekts. Zudem bin ich unheimlich dankbar, dass wir bisher von schweren Unfällen verschont wurden.

Wem würdest du einen Einsatz im Bergwaldprojekt empfehlen?
Allen Leuten, die bis jetzt nicht die Gelegenheit hatten, in der Natur etwas zu arbeiten und dabei Glücksgefühle zu erleben.

Kennst du alle Projektorte?
Nur theoretisch. Als Stiftungsrat habe ich mit der strategischen Ausrichtung des Projekts zu tun, nicht mit den einzelnen Einsätzen.

Hattest du je Muskelkater von Waldarbeit?
Allerdings!

Welchem Promi würdest du ein paar Tage Bergwaldprojekt wünschen?
Bundesrätin Doris Leuthard, sie ist die oberste Schirmherrin des Waldes.

Was sind die Aufgaben des Bergwaldprojekt-Stiftungsrates?
Wir überlegen beispielsweise, wie Neuerungen, etwa die Zusammenarbeit mit grossen Firmen (Corporate Volunteering) oder die Öffnung für Schulklassen, zum Stiftungszweck passen. Ich persönlich finde diese Neuausrichtung sehr wertvoll. So erreichen wir viel mehr Leute, die sonst nicht freiwillig in den Bergwald kämen. Der Stiftungsrat trägt die Verantwortung für das Bergwaldprojekt und wir werfen ein kontrollierendes Auge auf die Finanzen.

Wie konnte das Bergwaldprojekt von dir als Direktor des BZW Lyss profitieren?
Es ist wichtig, dass der Präsident eine Nähe zum Wald hat. Ich habe ein grosses Netzwerk in der Forstpraxis und konnte auch schon Praktikanten ins Bergwaldprojekt vermitteln. Einmal besuchte ich mit dem internationalen Forest Communicators Network ein Projekt. Sie waren beeindruckt und nahmen das Bergwaldprojekt als gutes Beispiel in ihre Länder zurück.

Nach zehn Jahren Bergwaldprojekt-Stiftungsratspräsidium hörst du auf. Was machst du mit der freien Zeit?
Die ist teils schon neu besetzt. Ich vertrete die forstlichen Bildungsinstitutionen im “Forum Wald”, einem strategischen Gremium, welches das Bundesamt für Umwelt berät. Wir machen uns Gedanken über die Zukunft der Branche und begleiten die Schweizerische Waldpolitik.

Wie sieht die Zukunft des Bergwaldprojektes aus?
Das Projekt ist sehr gut aufgestellt, es hat mehrere Standbeine, motivierte Mitarbeitende, einen fähigen Geschäftsführer und engagierte Teilnehmende. Ich kann also mit gutem Gewissen gehen. Ich bin zuversichtlich, dass der Bergwald auch in Zukunft leidenschaftliche Freunde findet und das Projekt Personen, die einen Einsatz in einer Projektwoche leisten.

In einem Wort ausgedrückt, wie war deine Zeit beim Bergwaldprojekt?
Wirklich bereichernd!

15. Mai 2014

 

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