Willi Jäggi
Jahrgang: 1930
Arbeiten beim Bergwaldprojekt: Freiwilligeneinsatz im Wägital
Beruf: Forstingenieur im Ruhestand
Berufung: Mensch sein
Lieblingsbaum: Waldkirschbaum (Prunus avium)
Freizeit: Bewegung und Musse

Erst wollte man Sie nicht mitnehmen in die Projektwoche im Wägital, aus Sorge, der Einsatz sei zu anspruchsvoll für Sie.
Allerdings. Ich konnte die Bedenken aber rasch zerstreuen. Ich wusste, was mich erwartete, war ich doch als junger Forstingenieur verantwortlich für den Aufbau der Lawinenschutzbauten am Schiberg. Dank Bergwandern und Hobbyholzerei fühlte ich mich fit genug. Zudem kam meine jüngste Tochter mit.

Bald standen Sie am Berg. Wars streng?
Mir war klar, dass es kein Spaziergang wird. Die Arbeiten waren zwar körperlich anstrengend, doch die engagierte Teilnehmergruppe motivierte mich derart, dass ich mithalten konnte. Niemand wollte billige Ferien machen; das hat mir imponiert.
Gefallen hat mir, dass wir jeden Tag eine andere Arbeit zugeteilt bekamen.
Für mich war die sogenannte Rottenpflege am interessantesten, das Fällen von schwächeren Bäumen also, zugunsten von kräftigen, gesunden Bäumen.

Sie kehrten dahin zurück, wo Ihre berufliche Laufbahn begann. Wie trafen Sie den Lawinenhang an?
Ich war überrascht und erfreut, dass unterhalb der natürlichen Waldgrenze im Schutz der Verbauungen ein Wald aufwuchs, der heute die Schutzfunktion übernimmt. So konnten wir Stahlnetze, die vor 60 Jahren erstellt wurden, abbrechen und anderweitig wieder verwenden.

Haben Sie das erwartet?
Eigentlich schon. Im unteren Teil des Lawinenhanges hatten wir damals Verbauungen aus Holz erstellt. Diese Holzbauten sind längst zerfallen. Der Wald wirkt jetzt als Lawinenschutz. Und oberhalb der Waldgrenze erfüllen die permanenten Schutzanlagen noch einwandfrei ihre Aufgabe.

Was nahmen Sie mit nach Hause?
Ich schätze mich glücklich, dabei gewesen zu sein. Und ich bin begeistert, dass ich nach all den Jahren an diesen einzigartigen Arbeitsplatz zurückkehren durfte. Die Arbeiten in luftiger Höhe waren abwechslungsreich, wir wurden gut angeleitet und bestens verpflegt.
Und: Ich stiess wohl an meine Grenzen, doch die engagierte Gruppe riss mich mit. Ich fühlte mich sozusagen verjüngt. So sehr, dass ich mich nächstes Jahr wieder melde, falls das Projekt weitergeführt wird und ich mich noch munter fühle.

28. Oktober 2015

 

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