Sandra Limacher
Jahrgang: 1966
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Stiftungsrätin
Beim Bergwaldprojekt seit: 2005
Deine Berufung (Beruf): Forstingenieurin (UBC) und Ethnologin
Zivilstand/Familie: glücklich liiert
Lieblingsbaum: Lärche
Freizeit: Spaziergänge im Wald, Musik, andere Kulturen und Sprachen, Weinbau

Ein Erlebnis im Bergwald?
Es war im Wallis oberhalb Visperterminenan der Waldgrenze. Ein warmer Tag. Der würzige Duft des Waldbodens war sinnbetörend.Die Präsenz der knorrigen, alten Lärchen war atemberaubend. Und die schneebedeckten Berggipfel und der blaue Himmel rundeten das Bild ab – wie das Tüpfelchen auf dem i. Wir arbeiteten den ganzen Sommer auf Landesforstinventarflächen in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis. Viele Flächen waren sehr eindrücklich. Aber Dieser magische Ort wird mir noch lange in Erinnerung sein.

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Der Frühling. Das zarte Erwachen der Natur ist für mich jedes Jahr ein wahres Wunder. Und natürlich der Herbst. Sein Farbenbouguetzur Krönung der Vegetationsperiodestellt jedes Feuerwerk in den Schatten.

Was empfindest du angesichts einer 500jährigen Arve?
Ehrfurcht. Alte Bäume – ob Arve oder Lärche – sind würdevolle Lebewesen!

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Weder noch. Dafür stellt es mir beim Anblick einer grossen Vogelspinne die Nackenhaare im Nu.

Welcher Baum möchtest du sein?
Eine alte, knorrige Lärche.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Ich trat die Nachfolge von Damian Oettli/WWF an. Damals war ich noch für das Bundesamt für Umwelt tätig.

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Der Bergwald nährt die Seele. Der Regen macht schön. Die Suppen wärmen von innen. Der Anblick der geleisteten Arbeit macht glücklich und zufrieden.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Axt.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
In der Sommerhitze lockt der Sprung in den Bergbach. Nach einem langen, kalten Regentag braucht mein Körper ehrlich gesagt eine warme Dusche.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Vieles! Die Motivation der Mitarbeitenden, die (langjährige) Zusammenarbeit mit den lokalen Förstern, die Freude der Teilnehmenden bei ihrem Einsatz für den Bergwald.Das Netzwerk mit und unter den Partnerländern.Toll!

Magst du die Bergwaldsuppe?
Ich gebe zu, ich bin ein wahrer Suppenfreak. (neue Rezepte nehme ich gerne entgegen).

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Ich mag diese Kategorisierungen nicht. Was heisst heute schon «Alternative»? Das Bergwaldprojekt ist für alle, die den Wunsch spüren, etwas ‚Handfestes‘ zu bewirken.

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Wie jeder Baum ist auch das Bergwaldprojekt organisch gewachsen. Mehr Freiwillige, mehr Projekte, vielfältigere Projektpalette, zusätzliche Partnerländer. Die Betriebsstrukturen haben sich im Gleichschritt gewandelt.

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Eine junge, begeisterte Generation leitet das immer noch erfolgreiche Bergwaldprojekt. Die Teilnahme an traditionellen Projektwochen ist unverändert hoch. Partnerschaften gibt es mittlerweile mit sämtlichen Alpenländern. Corporate Volunteering im Bergwaldprojekt sind ein fester Bestandteil jedes Grossunternehmens geworden, dies als Beitrag angesichts des sich ändernden Klimas und den Folgen für den Bergwald. Neu gibt es wahrscheinlich auch Spezialwochen für rüstige Senioren (wie ich es dann mit 72 Jahren hoffentlich sein werde; wow,was für ein Gedanke!).

Dein Traumberuf als Kind?
Gärtnerin für exotische Pflanzen. (wir besuchten früher ab und zu das Tropenhaus des botanischen Gartens in Basel!)

Was bringen Frauenquoten?
Frauen sind definitiv eine Bereicherung in jedem Team. Sie schätzen Risiken anders ein, stellen andere Fragen, achten vielleicht auch mehr auf zwischenmenschliche Faktoren. Eine Frau ist jedoch nicht automatisch eine bessere Führungsperson. Vielleicht müsste die Frage eher lauten: was für Führungspersonen braucht die Schweiz in dieser Zeit, wo die natürlichen Ressourcen mit dem Konsum- und Wachstumsrausch nicht mehr mithalten könnenund viele Menschen ob dem immer schneller werdenden Tempo am Arbeitsplatz erkranken.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Ja, sehr.

Was bringt dir wirklich Erholung?
Ich sitze gerne still unter einem Baum oder auf einem Berg mit Weitsicht.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
In Flims.

Worüber kannst du dich freuen?
Menschen mit einer aufrichtigen und wertschätzenden Haltung. Lösungsorientierte Herangehensweisen statt Egotrips. Ein Team, das über sich hinauswächst und mehr erreicht, als ein einzelner es je könnte. Ein spontanes Lächeln mitten auf der Strasse…der abendliche Alpsegen….(darf ich noch weitermachen….es gibt so vieles, woran ich mich freuen kann)

Worüber kannst du dich ärgern?
Gewalt an und Ausbeutung von Kindern, Frauen und Armen. Die ruchlose Übernutzung oder Verschandelung von natürlichen Ressourcen. Arrogante Menschen.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ich schätze meine Freunde, ihr offenes Ohr und ihre Zeit sehr. Sie kennen mich gut. Ihre Ratschläge nehme ich ernst.

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Gross. Andersdenkende Menschen sind eine Bereicherung. Und in rauhen Zeiten ist ein tragendes Netzwerk einfach ein und alles.

25. November 2013

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