Matt Buchli
Jahrgang: 1982
Tätigkeit beim Bergwaldprojekt: Gruppenleiter
Beim Bergwaldprojekt seit: 2008
Deine Berufung (Beruf): Musiker
Zivilstand/Familie: ledig / ein Sohn
Lieblingsbaum: Arve
Liebster Projektort: Trin
Freizeit: Klettern
Ein Erlebnis im Bergwald? (nicht auf das Bergwaldprojekt bezogen)
Schneeschuhlaufen in Davos. Und dann auf dem Hintern wieder den ganzen Wald hinunter gerutscht.

Deine liebste Jahreszeit im Bergwald?
Winter. Alles ist ruhig, man ist in einer Märchenwelt.

Was empfindest du angesichts einer 500jährigen Arve?
Ich denke an unseren Proberaum. Dort haben wir Arvenholz an den Wänden, was extrem gut riecht.

Wovor hast du mehr Angst, vor dem Borkenkäfer oder der Zecke?
Definitiv vor einer Zecke, die kann extrem mühsame Krankheiten übertragen.

Welcher Baum möchtest du sein?
Eine Arve: ich rieche gut, bin geduldig, sehr wetterresistent, werde uralt und kann an Orten leben wo sonst kein anderer Baum hinkommt.

Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Durch meinen Zivildiensteinsatz. Ich wollte unbedingt draussen Arbeiten und wenn möglich im Kanton Graubünden.

Als du 2008 beim Bergwaldprojekt warst, spieltest du noch bei uns am Lagerfeuer Gitarre – heute, vier Jahre später hast du eine „Bombay“-Karriere hinter dir! Was ist euer Geheimrezept?
Wir Brüder hatten alle denselben Traum. Von Musik zu Leben! Wir haben alles auf eine Karte gesetzt! Wir haben uns von allen Pflichten freigeschaufelt und uns die nötige Zeit genommen, in Ruhe Songs zu schreiben. Und wir hatten Riesenglück!

Während der zwei Monate Zivildienst beim Bergwaldprojekt warst du Matthias Buchli von Scharans und nicht Matt von 77 Bombay Street.
Ich fühle mich überhaupt nicht als Star! Ich bin mir das auch nicht bewusst, wenn ich auf der Bühne stehe! Meine Aufgabe sehe ich eher als Dienstleistung an den Menschen. Ich brauche das Publikum aber, damit ich die Freude an der Musik mit ihnen teilen kann.

Was hat für dich diese Bergwaldprojekt-Woche im Winterwald geprägt?
Es sind die tollen Menschen. Ich stelle das jetzt zum wiederholten Mal fest, dass in einer Bergwaldprojekt-Woche einfach extrem coole und interessante Leute mitmachen. Ich merke, dass ich mich schon nach zwei Arbeitstagen mit einigen Teilnehmenden tief verbunden fühle!

Hat dich der Bergwald inspiriert?
Das funktioniert bei mir nicht! Ich mache das eher praktisch: nehme die Gitarre, fange an zu spielen und singen. Irgendetwas! Dann schaue ich, was mich berührt und daran arbeite ich weiter. Es ist wie ein Suppentopf! Zuerst ist er leer und nach und nach füllt man diesen mit Emotionen!

Wie überzeugst du eine Frau, sich eine Woche Waldarbeit zuzutrauen?
Ich würde ihr erklären wie eine Projektwoche genau abläuft, dass sie in ihrem eigenem Tempo arbeiten kann, von Fachleuten begleitet wird und sehr gutaussehende Naturburschen kennenlernen kann.

Mit welchem Werkzeug arbeitest du lieber? Axt oder Wiedehopf?
Axt finde ich spannender. Ich bevorzuge die direkte Arbeit am Holz, und sie ist auch leichter.

Was hast du lieber? Eine warme Dusche oder ein Bad im kalten Bergbach?
Im Winter lieber eine warme Dusche und im Sommer nach dem Heuen ein Bad im Bergbach.

Was beeindruckt dich am Bergwaldprojekt?
Die Freude und der Einsatz der Teilnehmenden wie auch der Leitenden.

Magst du die Bergwaldsuppe?
Ja, sehr! Vor allem weil man immer einen riesigen Hunger hat wenn man sie isst.

Ist das Bergwaldprojekt nur etwas für Alternative?
Ja! Denn alternativ denken heisst, nicht immer den einfachsten und langweiligsten Weg gehen sondern Neues entdecken an sich selber und seiner Umwelt.

Hat sich das Bergwaldprojekt über all die Jahre gewandelt?
Ja, es wurde professioneller. Und trotzdem blieb der kämpferische Geist und die Begeisterung erhalten und schwappt Woche für Woche auf die zahlreichen Teilnehmer rüber.

Bergwaldprojekt in 25 Jahren?
Es werden erste Pionierpflanzen auf dem Mars angesiedelt. Das Bergwaldprojekt hat die Ehre eine Astronauten Delegation zu entsenden.

Nimmst du dein abgebrochenes Agrarwissenschafts-Studium irgendwann wieder auf?
Ich denke nicht an morgen! Doch eines weiss ich ganz sicher: Musik ist mein Traumberuf. Musik machen ist extrem abwechslungsreich. Man soll seine Träume verwirklichen! Oder es wenigstens versuchen. Eltern sollen ihre Kinder motivieren, das zu machen, was sie lieben! Und sie nicht nur die ganze Kindheit darauf vorbereiten, einen „guten“ Beruf zu lernen und viel Geld zu verdienen. Das haben wir von unseren Eltern gelernt, als sie mit 7 Kindern einfach 2 Jahre durch Australien reisten!

Dein Traumberuf als Kind?
Ein berühmter Rockstar werden.

Was bringen Frauenquoten?
Ich würde mir dumm vorkommen als Frau, wenn ich weiss, dass ich nur wegen einer verbindlichen Quote in ein Gremium oder sonst was gewählt wurde.

Vertraust du auf dein Bauchgefühl?
Nein, nicht immer. Manchmal muss man auch das Hirn einschalten und machen was man sinnvoll findet.

Was bringt dir wirklich Erholung?
Mit Familie und Freunden viel Zeit verbringen.

Wo warst du zuletzt in den Ferien?
4 Wochen in Dahab Windsurfen.

Meistens reist du mit dem Zug an Konzerte! Prinzip oder Sparsamkeit?
Zugfahren ist für mich Luxus! Ich kann dabei total abschalten. Ich geniesse die Ruhe und die Eindrücke.

Welchem Satz misstraust du besonders?
Das kommt schon gut!

Worüber kannst du dich ärgern?
Über mich selber, wenn ich etwas gemacht habe, was ich eigentlich nicht wollte. Oder wenn ich etwas nicht gemacht habe was ich eigentlich hätte machen wollen.

Hörst du auf Ratschläge aus deinem privaten Umfeld?
Ja, mehr oder weniger.

Welches ist der Stellenwert sozialer Netzwerke für dich, beruflich wie privat?
Je besser die Leute sind, mit denen man sich umgibt, desto besser kann man sich beruflich weiterentwickeln. Privat bietet ein Netzwerk aus Familie und Freunden viel Bodenständigkeit.

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Dein Beitrag heute und in Zukunft?
Menschen durch Musik berühren und Werte vermitteln, die in einer hektischen Welt immer seltener werden.

Du bist oberste Förster der Schweiz. Was wäre dein erster Entscheid?
Eine fähige Stellvertretung finden, damit ich den ganzen Tag Musik machen kann.

16. Mai 2013

 

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