Martin
Jahrgang: 1966
Arbeit beim Bergwaldprojekt: Geschäftsführer
Beruf: Forstingenieur und Bergführer
Berufung: Siedler in Kanada um 1860 oder Hirt
Lieblingsbaum: Mehlbeere und roter Holunder
Freizeit: Berge, Bücher, Musik
Armon
Jahrgang: 2002
Arbeit beim Bergwaldprojekt: Teilnehmer
Beruf: Gymnasiast
Berufung: Kunst
Lieblingsbaum: Die Trauerweide gefällt mir
Freizeit: Zeichnen, Musik machen, Klettern
Wie bist du zum Bergwaldprojekt gekommen?
Martin: Während meines Studiums sah ich die damalige Broschüre des Bergwaldprojekts, die auf der Titelseite einen Stein, der von einem Baum gebremst worden ist, zeigt. Da sagte ich mir: «Das will ich!» Anfang der 90er Jahre dann, vor dem Schlussdiplom, war ich in Disentis in einer Pause mit dem Velo unterwegs. Auf Crap Stagias traf ich eine Gruppe Freiwilliger. Sie haben mich zum Znacht eingeladen, am Ende hat mir Bergwaldprojekt-Gründer Renato Ruf seine Stirnlampe ausgeliehen, damit ich im Dunkeln besser mit dem Velo wieder ins Tal runter komme. Das war der zweite Kontakt, und danach hab ich mich als Freiwilliger am Projekt Uri beteiligt. Im Jahr darauf war ich in der Gruppenleiterwoche in Malans und wieder ein Jahr später leitete ich die Projekte in Uri, an der Rigi und in Haslen. Danach war ich als selbständiger Forstingenieur tätig, bis ich für die Geschäftsführung des Bergwaldprojekts angefragt wurde. Dabei gab es gute Mitbewerber, das war eine enge Entscheidung. Ich bin heute noch froh, dass sich der Stiftungsrat damals für mich entschieden hat.
Armon: Mein Vater hat mich mitgenommen, er hatte damals schon länger für das Bergwaldprojekt gearbeitet und wollte, das wir auch mal sehen, wo er arbeitet. Meine Mutter und mein Bruder Julian waren auch dabei, die ganze Familie war im Familienprojekt in Trin. Ansonsten hab ich schon bei einigen Einsätzen tageweise mitgearbeitet, auch da war die ganze Familie dabei. Und dieses Jahr war ich mit dem Kloster Disentis in einer Projektwoche.
Was ist deine liebste Arbeit draussen?
Martin: Ehrlich gesagt, fälle ich für mein Leben gerne Bäume mit der Motorsäge. Meine Frau sagt, danach rieche ich so gut. Ich mache aber auch gerne Schlagräumungen. Wenn die Äste nach einem guten System aufeinandergelegt werden, dann entstehen wunderbar hohe Gebilde.
Armon: Von dem, was ich bisher gemacht habe, hat mir das Bauen der grossen Wildschutz-Zäune in Disentis gefallen. Das war sehr interessant, wir sahen direkt, was wir getan haben und durften mit Schrauben und Draht arbeiten.
An welchen Projektorten hast du bisher gearbeitet?
Martin: Praktisch an allen, ausser vielleicht an zwei Orten. Wenn ich ein Projekt besuche, dann arbeite ich immer mit. An fünf bis zehn Projektorten war ich auch schon als Projektleiter tätig. Der Chef muss auch draussen arbeiten, sonst verliert er den Bezug zur Kernaufgabe. Am liebsten arbeite ich in Schulprojekten, das ist zwar eine grosse Herausforderung, aber bei den Jugendlichen ist eine klare Entwicklung während ihres Einsatzes ersichtlich, was mich sehr freut.
Armon: Ich war bisher in Trin mehrmals im Einsatz, einmal in Disentis und im Sommer in Katalonien.
Was unternehmt ihr gemeinsam?
Martin: Wir gehen gemeinsam zu Berg. Dies nicht sportlich oder wettkampfmässig, aber meine Frau und ich teilen uns diese Leidenschaft, und die Jungen sind dabei. Später sollen sie sich selber entscheiden, was ihre Leidenschaft ist. Zudem musizieren Armon und ich zusammen. Mittlerweile spielt er besser Gitarre als ich, wir spielen und singen zusammen.
Armon: Wir haben einen Specksteinofen daheim, das ganze Haus wird mit diesem geheizt. Im Herbst und manchmal auch im Frühling holzen wir alle gemeinsam. Wir fällen Bäume und machen selber unsere Holzscheite.
Was ist dein Hobby?
Martin: Die Berge sind mein Hobby. Alpinismus allgemein, ausser Basejumpen mache ich praktisch alles. Bäume und Bücher würde ich auch noch dazu zählen.
Armon: In letzter Zeit klettere ich viel, in der Halle und draussen. Wir machen das als Familie, da muss man halt oft auch einfach mit. Auch auf Skitouren gehen wir viel. Ich zeichne ausserdem sehr gerne, meist Fantasyfiguren. Ich habe eine ganze Kiste voller Zeichnungen, das sind bestimmt 300 Stück. Ausserdem spiele ich sehr gerne Gitarre.
Was habt ihr als Familie mitgenommen vom Einsatz beim Bergwaldprojekt?
Martin: Mir hat die Teilnahme am Familienprojekt gezeigt, dass gemeinsame Zeit das wichtigste überhaupt ist. Für mich als Vollzeit-Arbeitender war es eine Entdeckung, wie die Kinder funktionieren, und zu was sie allem fähig sind. Und was für sie noch zu viel ist: Der jüngere Sohn, Julian, ist manchmal vor Anstrengung einfach eingeschlafen. Ich hatte etwas Respekt vor dieser Woche, aber es hat alles geklappt.
Armon: Wir sprechen zu Hause oft über das Bergwaldprojekt und Julian und ich diskutieren mit.
Würdest du einen Einsatz im Bergwaldprojekt deinen Kollegen empfehlen?
Martin: Ich lebe ja vom Bergwaldprojekt und hatte erst etwas Respekt, meine Kollegen darauf hinzuweisen. Aber das war völlig unbegründet, sie zeigen Interesse an unserer Organisation und etliche von ihnen sind mittlerweile Spender.
Armon: Ich würde sehr gerne mit einem Kollegen zusammen beim Bergwaldprojekt arbeiten.
Was ist dein eindrücklichstes Erlebnis?
Martin: Ein Schulprojekt in Vrin wird mir sehr in Erinnerung bleiben. Die Berge und die Natur wirken extrem auf Jugendliche, das ist toll zu beobachten. Einmal hatte ich einen Jungen in einem Projekt, der wollte Kieferorthopäde werden. Er hat die Werkzeuge super geschliffen, man sah schon seine Berufung.
Armon: In der Projektwoche diesen Herbst haben wir einmal an einem Tag bei übelstem Wetter eine Schlagräumung gemacht. Mich hat das beeindruckt, die Elemente waren in Aufruhr und wir haben dennoch gearbeitet. Wir mussten uns einen Unterschlupf aus einer Blache machen, für die Pausen. Sonst geht man bei solchem Wetter doch jeweils einfach nach Hause.
Wie sieht der Bergwald in 20 Jahren aus?
Martin: Das macht mir Sorgen. Er wird an gewissen Orten stabiler sein, vielfältiger und mit starker Struktur. Andernorts aber wird es mehr Lücken geben. Das Klima, Stürme und Trockenheit setzen ihm zu, die Fichte kommt unter Druck.
Armon: Es gibt ihn noch auf jeden Fall. Und wenn die Freiwilligen mit dem Bergwaldprojekt ihre Arbeit weiter gut machen, dann ergibt sich vielleicht auch einmal eine Veränderung in grösserem Rahmen.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Martin: Empathische Menschen, die sich in die ökologische Situation einfühlen können, und dann nach diesem Gefühl handeln und denken.
Armon: Wir haben gerade einen Partymonat hinter uns. Das hat mir sehr gefallen, ich würde gerne im Sommer etwas arbeiten und etwas feiern. In weiterer Zukunft möchte ich nach der Matura gerne studieren. Vielleicht an der Kunstgewerbeschule. Ich habe auch mal an ein Medizinstudium gedacht, vielleicht aber mache ich auch einfach ein Stundium in eine Richtung, die viele meiner Kollegen einschlagen.
11. Januar 2018