Marlies Rösti
Jahrgang: 1973
Beruf: Bäuerin, Pflegehelferin, KV Angestellte
Lieblingsbaum: Bergahorn, mit dessen hellem Holz ihre Küche ausgekleidet ist
Freizeit: seit über 30 Jahren Blasmusik (erstes Kornett), Berg- und Skitouren, Velofahren
Marlies, wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt?
Das lief über die Gemeinde St. Stephan. Die haben offiziell Werbung dafür gemacht, mit dem Bergwaldprojekt zusammen zu arbeiten. Auf unserer Alp gibt es 13 Anteiler, d.h. 13 verschiedene Bauern bringen ihre Kühe auf diese Alp. Fast alle bauern im Nebenerwerb, weil in den Bergen die Betriebe kleiner sein. Da ist es schwer, alle Anteiler zusammen zu trommeln für anstehende Arbeiten. Deshalb haben wir uns dann gemeldet, um mit dem Bergwaldprojekt zu arbeiten.
Wo können die Freiwilligen denn mithelfen?
Wir haben hier ein grosses Problem der Verbuschung durch die Bergerle (Grünerle A. d. Redaktion). Mir scheint, dass diese viel schneller wächst, seit es merklich wärmer geworden ist. Denn Tiere sind es nicht weniger geworden, so dass die zunehmende Verbuschung nicht darauf zurückzuführen ist. Bei solchen Arbeiten sind viele Hände gefragt, so sieht man auch einen Fortschritt. Manchmal, wenn wir nur zu zweit oder dritt arbeiten mit den Anteilern, kommt es einem ein bisschen hoffnungslos vor.
Neben der Bergerle versuchen wir auch das Heidelbeergestrüpp und die Wachholdergebüsche zurückzudrängen, um die Weiden zu erhalten.
Arbeitest du gerne mit den Freiwilligen zusammen, die ja vorwiegend eine städtische Herkunft haben?
Ja, das ist immer spannend und auch überraschend. Da war dieser Bürolist aus Zürich, der sagte er tue gern «motörlen» und wollte unbedingt mit der Motorsense arbeiten. Ich dachte mir, au weia, wenn das nur gut kommt… Ich war mir sicher, dass er es bald aufgeben würde. Aber nein, er blieb eisern den ganzen Tag dran! So war es auch mit zwei IT Spezialisten aus St.Gallen, die haben sich gewaltig ins Zeug gelegt.
Meist sind auch einige der Anteiler mit am Arbeiten und da gibt’s v.a. während den Mittagspausen einen spannenden und oft auch lustigen Austausch, denn es treffen meist völlig unterschiedliche Welten aufeinander.
Hast du dich auch schon über Freiwillige geärgert?
Aber nein. Wir hatten schon diese Situationen, wo wir bereits Schneefall hatten im September und die Hänge glitschig wurden. Das war für einige dann zu viel, weil sie kaum mehr stehen konnten. Man muss sich diese «stotzigen» Hänge schon ein bisschen gewohnt sein, um sich bei jedem Wetter sicher zu fühlen. Viele kommen ja aus Städten wie Hamburg oder Leipzig, und die kennen so was nicht. Eine Frau aus Hamburg kam mich den Sommer drauf mal besuchen, um zu sehen, wie ein Alpbetrieb so läuft. Sie konnte nicht glauben, wie streng das ist! Nach zwei Wochen ist sie wieder abgereist. Es hat mich aber gefreut, dass sie echtes Interesse daran hatte, wie wir hier leben und arbeiten!
07. Oktober 2022