Neue Jagdverordnung gefährdet die Leistungsfähigkeit des Waldes

Am 27. März 2024 hat der Bundesrat den Entwurf zur revidierten Jagdverordnung (JSV) in die Vernehmlassung geschickt. Das Bergwaldprojekt unterstützt weitgehend die Position des Schweizerischen Forstvereins (SFV). Insbesondere bedauert das Bergwaldprojekt, dass der Entwurf der Jagdverordnung die Anliegen des Waldes zu wenig berücksichtigt. Dadurch gefährdet die Verordnung die nachhaltige Leistungsfähigkeit des Waldes, was insbesondere in Bezug auf den Schutzwald künftig erhebliche negative gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Folgen mit sich bringen wird.

Wildbedingtes Verjüngungsdefizit bedroht Schutzwälder

Das Bergwaldprojekt weist auf ein besorgniserregendes Verjüngungsdefizit im Schweizer Bergwald hin, welches auf die Überpopulation von Schalenwild wie Hirsch, Reh, Gämse und Steinbock zurückzuführen ist. Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandels für den Wald und seine Verjüngung ist die Situation besonders problematisch. Die meisten Baumarten, die sich für die Anpassung an den Klimawandel eignen, sind besonders stark vom Wildverbiss betroffen. Ohne eine standortgerechte und klimafitte Verjüngung sind viele Waldleistungen stark gefährdet. Insbesondere die Schutzfunktion des Waldes ist angesichts zunehmender Naturgefahren von enormer Bedeutung.

Im Schutzwald ist der Wolf ein Nützling

Um den Einfluss von Wildtieren auf die Waldverjüngung zu verringern, ist eine Reduktion des Wildbestandes unerlässlich. Grossraubtiere wie Luchs und Wolf könnten dazu beitragen, den Wildbestand zu reduzieren und so die Waldverjüngung zu fördern. Der Verordnungsentwurf des Jagdgesetzes vernachlässigt jedoch diese wichtige ökologische Rolle der Grossraubtiere und insbesondere der Wölfe. Angesichts des volkswirtschaftlichen Nutzens durch die natürliche Reduktion von Wildschäden im Schutzwald darf eine proaktive Regulierung des Wolfsbestandes nur möglich sein, wenn die Waldverjüngung nicht durch den Wildverbiss beeinträchtigt ist.

Wolfspopulation wird sich natürlich regulieren

Das Bergwaldprojekt unterstützt die Bestrebungen der Verordnung, die Voraussetzungen für ein besseres Zusammenleben von Mensch und Wolf zu verbessern und die Handhabung schadenstiftender Tiere zu vereinfachen. In einigen Wolfsgebieten zeigt sich jedoch bereits eine erfreuliche Tendenz zur friedlichen Koexistenz zwischen Bevölkerung und Wolf und die Anzahl der Risse an Nutztieren ist 2023 dank Herdenschutzmassnahmen deutlich zurückgegangen. Angesichts dieser Tendenz ist das harte Vorgehen einer proaktiven Regulierung nicht mehr angebracht. Vielmehr gilt es zu berücksichtigen, dass die rasche Entwicklung der Wolfspopulationen eng mit einem grossen Nahrungsangebot und einer hohen Schalenwildpopulation verbunden ist. Die Wolfspopulation wird sich bei einem Rückgang der Wildbestände von selbst regulieren.

Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie hier:

Die über 30-Jährige Weisstanne – eine im Klimawandel wichtige Baumart des Schutzwaldes – wird vom Wild immer wieder zurückgebissen und hat keine Chance für eine Entwicklung.
Ohne Wildschutzzäune kommt keine Verjüngung auf © Raphael Schwitter
Der Bau von Zäunen zum Schutz vor Wildverbiss ist eine der Hauptarbeiten des Bergwaldprojekts, Wald in der Nähe von Thusis.
Mit Schafwolle geschützte Endtriebe werden weniger verbissen.
Woelfe © Peter Dettling
Ihre Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Ihre Anmeldung war erfolgreich.

Newsletter

Ihre E-Mail-Adresse wird nur für den Bergwaldprojekt Newsletter verwendet. Darin informieren wir Sie über Projekte und Neuigkeiten. Eine Weitergabe Ihrer Daten findet nicht statt. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen.