Hilft Bäume pflanzen gegen Klimawandel?

Bäume leisten viel, beispielsweise fürs Klima und für uns Menschen. Bäume pflanzen ist deshalb sicher gut und richtig – bei weitem ist es aber niemals so gut, wie wenn wir bestehende Wälder schützen. Neu gepflanzte Bäume speichern anfänglich nur wenig Kohlenstoff, und wenn wir bis 2050 netto Null Emissionen erreichen wollen, kommen gepflanzte Bäume einfach zu spät. Zudem: Extremwetterereignisse wie Hitze, Trockenheit oder Hagelstürme sowie Wildschäden und Konkurrenzvegetation machen es der Jungmannschaft ganz besonders im Gebirge schwer, gross zu werden.

Wer also einen Baum pflanzt oder pflanzen lässt, hat zwar etwas Gutes getan, aber weder die Welt noch das Klima gerettet. „Selbst wenn wir alle sinnvoll aufforstbaren Flächen dieses Planeten aufforsten würden, so entspräche dies langfristig nur der Speicherung von etwa so viel Kohlenstoff in diesen neuen Bäumen, wie heute in zwei Jahren durch den Menschen via fossile Treib- und Brennstoffe emittiert werden“, sagt Harald Bugmann, Professor für Waldökologie an der ETH Zürich. Das hätte also nur einen sehr geringen Effekt auf das Klima.

Trotzdem ist es gerade im Bergwald wichtig, Bäume zu pflanzen, z.B. um den Boden zu stabilisieren oder Siedlungen und andere Infrastruktur vor Naturgefahren zu schützen. Ein gepflanzter Baum muss aber oft seinerseits geschützt werden, wenn er eine Überlebenschance haben soll. Der Schutz kann ein Dreibeinbock sein, der vor Schneebewegungen schützt; oder ein Zaun, oder Wolle am Endtrieb oder ein chemischer Schutz, um vor Wildverbiss zu schützen. Und auch dies: ein gepflanzter Baum muss eine geeignete Baumart sein und auch die richtige Baumsorte. Das heisst, der Baum muss dieselbe genetische Herkunft haben wie die umliegenden Bäume, der Höhe und Exposition angepasst sein und gleichzeitig ein hohes Potenzial haben, um auch im Klimawandel weiter zu wachsen und zu gedeihen.

Wir sehen: „Bäume pflanzen“ ist kein simpler Prozess. Mit dem Pflanzen von Bäumen kann man in der Schweiz kleinflächig, wo die natürliche Ansamung sehr schwierig ist, die Waldstruktur oder die Schutzwirkung eines Waldes verbessern. Es ist sozusagen eine Notmassnahme im Schutzwald. Um namhaft Kohlenstoff zu speichern, taugt Bäume pflanzen allerdings wenig.

Natürlich ist es wichtig, grossflächig abgeholzte Wälder im Norden wie im Süden der Erde wieder sinnvoll aufzuforsten. Nichts ist aber wertvoller als der bestehende Wald. Darum müssen wir alles daransetzen, dass die Wälder stehen bleiben. Denn neu aufgeforstete Flächen, z.B. in den Tropen, brauchen viele Jahrzehnte, bis sie auch nur näherungsweise gleich viel Kohlenstoff speichern wie der ursprünglich vorhandene Regenwald.

Um den Klimawandel zu stoppen führt nichts an einer massiven Reduktion der Emissionen vorbei. Jede Verbrennung – egal ob fossilen oder pflanzlichen Ursprungs – entlässt sofort Kohlenstoff in die Atmosphäre. Bis das CO2-Konto mit nachwachsendem Holz wieder ausgeglichen ist, vergehen Jahrzehnte. Emissionen müssen wo möglich vermieden oder zumindest reduziert werden. Auch wenn es zahlreiche Angebote zu CO2 Kompensationen gibt, ist kompensieren die letzte aller Lösungen.

Die Eiche ist am Bucheggberg SO ein möglicher Zukunftsbaum, weil sie gut mit Trockenheit umgehen kann.
Keimlinge aus einem Arvenzapfen (Avers GR). Die Naturverjüngung ist üppig und immer dem Standort angepasst.
Jede einzelne Eiche muss geschützt werden, damit sie nicht vom Wild verbissen wird. (Bucheggberg SO)

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