32 Jahre «Wüllele» und Zäune Bauen sind genug

Am 19. Mai findet im Kanton Graubünden die Abstimmung Volksinitiative zur Abschaffung der Sonderjagd statt.

Seit 32 Jahren setzt sich das Bergwaldprojekt für die Erhaltung und Pflege des Bergwaldes mit seinen Freiwilligen ein. Ebenso lange weisen wir und die Förster an unseren Projektorten in der ganzen Schweiz darauf hin, dass die Schäden infolge Verbiss, Schälen und Fegen durch Schalenwild extrem hoch sind und dadurch vielerorts die natürliche Verjüngung Mühe hat. Für die Stabilität wichtige Baumarten wachsen seit mindestens 30 Jahren nicht genügend nach. Besonders die Weisstanne, Linde, Vogelbeere und die Waldföhre hätten gegenüber den «wildfesteren» Arten Fichte und Buche ökologische Vorteile – gerade in der Zeit der drohenden Klimaerwärmung – fehlen heute aber flächendeckend. Bei hoher Dichte von Wildtieren breiten sich Seuchen einfacher aus, die gesunde Nahrungsgrundlage reicht nicht mehr für alle. Die Balance zwischen Wald und Wild im Ökosystem Bergwald ist gestört!

Deshalb ist im Bergwald eine Regulierung der Wildbestände von hoher Priorität. Dies kann in unserer von menschlicher Nutzung geprägten Kulturlandschaft, nur auf zwei Arten geschehen. Einerseits indem man die natürlichen Gegenspieler des Wildes, die Grossraubtiere wie Wolf, Bär und Luchs, zulässt und ihre Aufgabe im feinen Gleichgewicht des Bergwaldes spielen lässt. Andererseits ist eine angepasstes und modernes Wildtiermanagement nötig, und das zentrale Element davon ist eine wirkungsvolle und effiziente Jagd.

Die Initianten der Initiative gegen die Sonderjagd machen hehre moralische Argumente geltend. Dies greift aber zu kurz, um die heutige Problematik in den Griff zu bekommen. Das Bergwaldprojekt hat seit 1987 in Freiwilligenarbeit Hunderte von Wildzäunen und Einzelschützen gebaut und viele Tausend Pflanzen mit chemischem Schutz, Wolle und anderen kreativen Mitteln vor Verbiss geschützt. Geändert hat sich nichts, ausser dass die Wildbestände weiter zugenommen haben. Auch dieses Jahr ist ein grosser Teil der Arbeit der Freiwilligen die Erstellung von Schutzmassnahmen vor dem Wild.

Nun geht es aber darum, dem Jungwald eine Chance und zugleich Reh, Gams und Hirsch eine gesunde Lebensgrundlage zu geben. Deshalb empfehlen wir den Bündnerinnen und Bündnern der Empfehlung der Behörden zu folgen und die «Initiative gegen die Sonderjagd» abzulehnen.

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