Ort & Landschaft
Ort
Der Projektort befindet sich im Val Pontirone, einem Seitental des Bleniotals, das zum Gemeindegebiet von Biasca im Kanton Tessin gehört. Der Talboden wurde in den 1960er Jahren durch den Bau einer Strasse erschlossen, die bis zum Cava-Becken führt. Dort befinden sich eine Alp und eine Hütte des Tessiner Arbeiteralpinvereins UTOE. In östlicher Richtung verläuft ein historischer Saumweg über den Pass Giümela ins Misox, das zur benachbarten Region Graubünden gehört.
Wald und Kulturlandschaft
Einst lebten bis zu 500 Menschen ganzjährig im Val Pontirone. Die Dörfer oberhalb der steilen Hänge sind bis heute ausschliesslich zu Fuss erreichbar. Historisch wurden die Wälder intensiv genutzt, um Holz für den Verkauf zu gewinnen und Flächen für die Nutztierhaltung zu schaffen. Die Vegetation und die Schutzwälder des Tals spielen bis heute eine zentrale Rolle im Wasserhaushalt. Besonders im Sommer sorgen heftige Starkniederschläge für Herausforderungen. Die Bestockung der Hänge trägt entscheidend zum Wasserrückhalt und zur Stabilisierung des Bodens bei und schützt das Gebiet vor Rutschungen und Murgängen.
Wie vielerorts auf der Alpensüdseite hat die alpine Landschaft im Val Pontirone in den letzten Jahrzehnten grundlegende Veränderungen erfahren. Die Modernisierung der Landwirtschaft und der Strukturwandel in Bergregionen haben dazu geführt, dass viele Alpen nur noch geringfügig oder gar nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Folge: Weiden und Wiesen verbuschen zunehmend. Dieser Prozess hat ambivalente Auswirkungen. Einerseits entsteht dadurch oft zusätzlicher Schutzwald. Andererseits führt die Zurückdrängung der Offenflächen zu einer Verarmung der Landschaftsstruktur und einem erheblichen Verlust an Biodiversität.
Die wirtschaftliche Nutzung der Wälder ist heute kaum rentabel. Die Pflege der Schutzwälder wird fast ausschliesslich durch finanzielle Beiträge von Bund und Kanton ermöglicht.